Der Neu-Stuttgarter Kevin Großkreutz will gegen seinen Ex-Club Borussia Dortmund „alles raushauen“. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Hannes Kern

Stuttgart - Acht Kameras und knapp drei Dutzend Journalisten drängten sich im engen Presseraum des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben. Der Grund: Heute (20.30 Uhr/ARD) steht ein besonderes Spiel auf dem Programm - das DFB-Pokal-Viertelfinale des VfB gegen Borussia Dortmund. Für die Schwaben bietet sich die große Chance, nach sportlich schlechten Zeiten wieder positive Schlagzeilen zu schreiben. „Alle sind heiß“, sagt VfB-Trainer Jürgen Kramny. „Wir haben die große Chance, einen weiteren Schritt in Richtung Finale zu machen.“

Für Christian Gentner hat die Partie einen „riesigen Stellenwert. Wir waren vor drei Jahren im Pokalfinale, und da wollen wir wieder hin“, sagt der VfB-Kapitän, der 2013 mit den Schwaben das Endspiel gegen Bayern München mit 2:3 verlor.

Wahrzeichen eintätowiert

Einer fiebert der Partie ganz besonders entgegen: VfB-Neuzugang Kevin Großkreutz, ein Dortmunder Urgestein, trifft heute auf seine ehemaligen Mannschaftskollegen. „Ich brenne drauf und ich freue mich“, sagt der 27-jährige Abwehrspieler. Dortmund und der BVB sindGroßkreutz’ Heimat und große Liebe. „Ich habe 27 Jahre dort gelebt. Das ist mein Zuhause“, sagt Großkreutz. Eine Tätowierung auf seiner rechten Wade mit den Dortmunder Wahrzeichen untermauert seine Heimatverbundenheit.

Einst stand Großkreutz als BVB-Fan auf der Südtribüne, ehe er den Sprung auf das Spielfeld schaffte und mit der Borussia 2012 Meister und Pokalsieger wurde. „Für Kevin, uns und die Fans wird es ein eigenes Gefühl. Das hat es noch nie gegeben, dass einer von der Südtribüne gegen den BVB spielt“, sagt Dortmunds Kapitän Mats Hummel.

Großkreutz pflegt noch immer regen Kontakt zu seinen ehemali gen Mitspielern, will jedoch heute alle Sentimentalitäten ausblenden. „Jetzt spiele ich für den VfB. Da werde ich alles geben, da werde ich alles raushauen“, verspricht er. „Auf dem Platz kenne ich keine Freunde.“

Der Abschied von Dortmund im vergangenen Sommer war schmerzvoll. Großkreutz spielte in den Kaderplanungen keine Rolle mehr. „Das war nicht so einfach, wenn man 24 Jahre hier zu Hause war“, sagt der Weltmeister, der in seinem Stolz zutiefst verletzt war. Großkreutz wechselte zu Galatasaray Istanbul, wo er wegen verspätet eingereichter Transferunterlagen nicht spielen durfte. Das Kapitel ist abgehakt. Beim VfB läuft der Neustart bisher problemlos.

Keine Motivationsrede notwendig

Für Kramny gestaltet sich die Vorbereitung auf die Pokalpartie relativ einfach. „Ich muss keine Motivationsrede halten“, sagt der VfB-Coach. Er schiebt den Dortmundern die Favoritenrolle zu, sieht den VfB aber durchaus in der Lage, den BVB zu bezwingen. „Wir dürfen die Kontrolle nicht verlieren, müssen gut umschalten und eine außergewöhnliche Leistung erbringen, um erfolgreich zu sein“, sagt Kramny, der andeutet, die Startelf auf zwei, drei Positionen verändern zu wollen.

VfB-Sportvorstand Robin Dutt sieht Dortmund ebenfalls favorisiert, fügt jedoch hinzu: „Wir müssen uns als VfB nicht kleiner machen als wir sind.“ Auch das ist ein Hinweis für das gestiegene Selbstbewusstsein auf dem Wasen.

So wollen sie spielen

VfB Stuttgart: Langerak - Großkreutz, Sunjic, Niedermeier, Insua - Dié - Rupp, Didavi, Gentner, Kostic - Kravets.

Borussia Dortmund: Bürki - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Weigl - Gündogan, Castro - Mkhitaryan, Reus - Aubameyang.

Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden).