Gablenberg - „Glückwunsch, Männer“, sagte Matthias Summer nach dem Schlusspfiff zu seinen Spielern. Der Trainer des SV Gablenberg wusste natürlich genau, dass sein Team nicht gewonnen hatte und die Partie gegen den TSV Bernhausen 1:1 (1:0) ausging. „Jedoch fühlt sich das Unentschieden für uns wie ein Sieg an. Bernhausen ist doch eine verdammt gute Mannschaft und den glücklichen, aber sensationell erkämpften Punkt nehmen wir gerne mit“, so Summer weiter.

Von Torsten Streib

Im Vorjahr bekam der SVG von den Bernhausenern gleich zweimal eine Abfuhr - einmal mit 0:2 und einmal sogar mit 0:7. Bernhausen verpasste damals den Aufstieg in die Bezirksliga im entscheidenden Relegationsspiel, der SVG machte mit Ach und Krach den Klassenerhalt perfekt. Dementsprechend war die Konstellation vor dem gestrigen Spiel überraschend. Gablenberg empfing als Tabellenführer den um einen Punkt schlechteren Zweitplatzierten TSV Bernhausen. Zudem sah sich der TSV vor der Saison selbst als Titelaspirant Nummer eins an.

Während der 90 Minuten präsentierten sich die Gäste von den Fildern auch größtenteils tatsächlich wie ein durchaus vorstellbarer zukünftiger Meister. Aber das Entscheidende im Fußball hatten sie gerade nur einmal parat: das Toreschießen. Bernhausen verfügte über - geschätzt - 90 Prozent Ballbesitz, versuchte, über Kombinationen vor das Tor zu kommen und so Chancen buchstäblich zu kreieren, was auch häufig gelang. Doch das Endprodukt, der Abschluss, war wenig meisterverdächtig. So gab auch Gablenbergs Summer, der gestern allein für das Team verantwortlich war, - Daniel Weiss war beruflich verhindert - unumwunden zu: „Man habe die Klasse, eine wirklich ganz starke Truppe.“

Die Ouvertüre des Gästeversagens vor dem Gehäuse gab Maurizio la Torre bereits nach 20 Sekunden. Frei aus elf Metern zog er drüber. In der 31. Minute traf la Torre ebenfalls aus vielversprechender Position nur den Außenpfosten. Zuvor - in der dritten Minute - parierte SVG-Schlussmann Mohamed Ghazi einen Freistoß von Raffaele Nuzzo ganz stark. Fünf Minuten nach der Pause schoss Daniel Preuß alleingelassen - im Vorjahr noch 50-facher Torschütze - neben das Gehäuse. In der 62. Minute wollte Preuß noch eigennützig seinen Mitspieler bedienen anstatt unmittelbar vor dem Tor selbst abzuschließen. In der 83. Minute kam Preuß, der einen ganz schweren Stand gegen die starke Viererkette der Gablenberger hatte, aus sechs Metern aus der Drehung zum Abschluss, doch Ghazi parierte glänzend per Fußabwehr. Eine der harmloseren Angriffsaktionen brachte in der 60. Minute den einzigen Jubelmoment für die Gäste. Sam Berkan Durak querte von der linken Seitenauslinie ungehindert nach innen und sein Schuss aus 18 Metern landete unhaltbar im Netz. Dieser Treffer bedeutete nicht nur den Ausgleich, sondern gleichzeitig den Endstand.

Die Hausherren indes gingen mit ihrer einzigen Chance der gesamten Begegnung - wenn die Situation überhaupt als solche bezeichnet werden kann - in der siebten Minute in Führung. Einen hohen Ball von SVG-Kapitän Edoardo Cardascia hatte TSV-Schlussmann Tayfun Özcan schon sicher zwischen seinen Handschuhen. Doch wie nach guter, alter englischer Torhüter-Manier ließ er plötzlich das Spielgerät fallen - direkt vor die Füße von Martin Rücker, der das Geschenk aus zwei Metern dankend annahm.

Die Gablenberger standen während der gesamten Partie sehr tief und waren mit Verteidigen beschäftigt. Doch das machten alle eingesetzten Akteure aufopferungsvoll und leidenschaftlich. Im speziellen Innenverteidiger Maximilian Widmann und der defensive Mittelfeldspieler Dennis Keifer verdienten sich Bestnoten - sie waren häufig zur Stelle, wenn es darum ging, kritische Situationen zu bereinigen. Der Respekt vor Bernhausen war den SVG-Spielern jedoch in vielen Situationen anzusehen. Anstatt zu versuchen, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, wurde er zu oft einfach nur nach vorne gedonnert und landete somit postwendend wieder bei den Gästen. „Wir hätten sicherlich etwas mutiger spielen können. Das habe ich in der Pause auch angesprochen“, sagt Summer. „Aber die Einstellung aller Akteure war top.“

Zwar haben die Gablenberger durch das Remis die Tabellenführung an den SV Vaihingen abgeben müssen, doch das kümmert Summer nicht: „Wenn uns jemand das Angebot unterbreitet hätte, dass wir nach sieben Spieltagen noch ungeschlagen sind und auf Platz zwei stehen, das hätten wir blind unterschrieben.“

SV Gablenberg: Ghazi; Cardascia, Widmann, Götz, Bozkurt (46. Kammerlander), Keifer, Schöllhorn, Vetrano (77. Candido), Niendorf, Maier (65. Schollbach), Martin Rücker (54. Christ).

TSV Bernhausen: Özcan; Kerker, Palazzolo, Samur, Nuzzo (84. Lanitz), Aycil (86. Akcay), Arslan, la Torre (73. Avdiu), Frommelt, Preuß, Durak.

Tore: 1:0 Martin Rücker (7.), 1:1 Sam Berkan Durak (60.).

Besondere Vorkommnisse: keine.