Marvin Kellner erzielt mit Köpfchen das 3:0. Bereits in der 48. Minute ließ sich der Torjäger ebenfalls feiern und markierte das erlösende 1:0 für die Spvgg Cannstatt und brachte sein Team damit auf die Siegerstraße. Foto: Pixelfrog Quelle: Unbekannt

Botnang - „Cannstatter Jungs, Cannstatter Jungs - wir sind alle Cannstatter Jungs.“ Lauthals feierten die rund 100 in Rot gekleideten und mit Trommeln, Tröten und Fahnen ausgestatteten Fans der Spvgg Cannstatt ihre Mannschaft nach dem 4:0 (0:0)-Sieg bei der SKG Botnang, was gleichzeitig den Gewinn der Meisterschaft bedeutete. Nach mehreren Fehlversuchen in den vergangenen Jahren hat das Team von der Hofener Straße nun den langersehnten Traum von der Bezirksliga verwirklicht.

Von Torsten Streib

Gestern um 14.49 Uhr holte der gute Schiedsrichter Johannes Kammerer (Stuttgart) tief Luft und blies in seine Pfeife. Der Abpfiff war nur sehr, sehr kurz zu hören, wurde er doch von den Jubelgesängen des Cannstatter Anhangs, der Spieler und Betreuer sowie von Trainer Stefan Schuon locker lässig übertroffen. Herauszuhören war aber: „Endlich Bezirksliga und endlich keine Relegation.“ Letzteres überstanden die Cannstatter in den vergangenen beiden Spielzeiten nicht und wollten diesem „Schreckensgespenst“ durch einen Sieg in Botnang aus dem Weg gehen.

Bann nach 48 Minuten gebrochen

Die Cannstatter waren guten Mutes und hatten auch schon vor dem Anpfiff einiges für den Fall der Meisterschaft vorbereitet. Aufstiegs-T-Shirts wurden angefertigt und Trainer Schuon hatte nahezu den gesamten Kader dabei. Elf Spieler auf dem Feld, zwölf auf dem Spielberichtsbogen beziehungsweise auf der Bank - teilweise auch mit Krücken versehen. „An solch einem Tag wollen alle dabei sein“, so der Trainer vor dem Spiel. Er sei zwar nervös, aber nicht so nervös wie in den beiden Jahren zuvor bei den Relegationsspielen. Grund für das entspanntere Nervenkostüm: der Gegner. In der Relegation bekam man es mit starken Teams wie Mühlhausen und zuletzt Feuerbach zutun, gestern hieß der Gegner SKG Botnang - dieser steht schon seit Wochen als Absteiger fest. „Ohne Botnang zu unterschätzen, ist die Aufgabe wesentlich einfacher und ich bin guter Dinge, dass wir hier den Titel holen.“

Jedoch wollten die Botnanger den Cannstattern nicht stressfrei den Meisterwimpel überlassen. Sie vernagelten das Tor mit einem Fünfer-Riegel, der im Laufe der ersten Hälfte flexibel zu einem Siebener- oder gar Achter-Riegel aufgestockt wurde und sie kämpften bravourös. Dennoch hatten die Cannstatter einige gute Chancen. Doch der erhoffte Torjubel blieb vorerst aus, obwohl „wir geduldig agierten und das Spiel in die Breite verlagert haben“, so Schuon, dessen Puls plötzlich doch höherschlug als ihm lieb war. Vor allem in der 44. und 47. Minute. Da tauchten die Botnanger Daniel Tress beziehungsweise Benjamin Hobinka jeweils frei vor Spvgg-Schlussmann Guiseppe Pellegrino auf, scheiterten jedoch. „Da ist mir das Herz in die Hose gerutscht“, gab der Coach nach der Partie zu. Doch spätestens ab der 48. Minute hatte das Pulsrasen bei Schuon ein Ende: Pascal Geidies spielte Marvin Kellner schön frei und dieser traf aus 14 Metern zum erlösenden 1:0 für Cannstatt. Der Rest war Formsache. Neun Minuten später köpfte Geidies nach einem Freistoß von Kevin Gullmann zum 2:0 ein. Ebenfalls per Kopf traf Kellner nach Freistoß von Jorge Ribeiro Coelho zum 3:0 (65.). Den Schlusspunkt setzte Geidies zwei Minuten später - ebenfalls per Kopf. Es folgten: Schaulaufen und Jubel, Jubel, Jubel.

Übrigens: Damit spielen die Cannstatter „nach 49 Jahren wieder in der höchsten Stuttgarter Fußball-Liga“, hat Abteilungsleiter Klaus Stötzer nachgerechnet.

SKG Botnang: Kaschner; Dosch (46. Knezovic), Goldberg, Baamann, Brecht, Conger, Huser, Hamnca, Primorac, Hobinka, Tress (64. Nestler).

Spvgg Cannstatt: Pellegrino; Gullmann, Kreidl, Grigoras, Tzianas, Guagenti, Ribeiro Coelho (67. Kaufmann), Reutzsch (75. Pereira Matos), Geidies, Akinci (67. Bauer), Kellner (67. Olenschuk).

Tore: 0:1 Kellner (48.), 0:2 Geidies (57.), 0:3 Kellner (65.), Geidies (69.).

Besondere Vorkommnisse: keine.