Die Villa Berg steht seit rund einem Jahrzehnt leer. Damit keine Unbefugten ins Innere des Gebäude kommen, wurden die Fenster und Türen mit Holzbrettern vernagelt.   Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Seit Ende des vergangenen Jahres ist die Villa Berg wieder im Besitz der Stadt (wir berichteten). Noch sind die Fenster und Türen im Erdgeschoss vernagelt, die Brunnenanlage abgestellt und der Park verwildert, dennoch tut sich etwas in dem denkmalgeschützten Gebäude. Eine Begehung stimmt die Verwaltung optimistisch: Der erste Eindruck ist besser als erwartet.

Rund ein Jahrzehnt befindet sich die Villa Berg mittlerweile im Dornröschenschlaf. Offenbar wurde sie dabei nur kaum gestört. Unbekannte haben sich zwar den Weg durch die Absperrungen gebahnt und sich auch Zutritt zum Gebäude verschafft. Insgesamt sind die Schäden aber offenbar überschaubar. „Einige Feuerlöscher sind ausgesprüht, aber ansonsten hält sich der Vandalismus wohl in Grenzen“, sagt Baubürgermeister Peter Pätzold.

Natürlich hat der Zahn der Zeit an dem ehemaligen Lustschloss genagt. An einigen Decken und Wänden haben sich Risse gebildet, hier und da bröckelt der Putz ab, auch das Parkett im Untergeschoss hat sich gewölbt und ist nicht mehr zu retten. Die Substanz scheint jedoch insgesamt in Ordnung. „Es ist nicht alles feucht oder so“, sagt Pätzold. Genaue Angaben zu den Kosten einer Sanierung könne er zum heutigen Stand noch nicht machen. „Auch im Bauwesen liegt der Teufel manchmal im Detail - dessen ungeachtet ist der erste Eindruck der Villa Berg jedoch, dass der Zustand deutlich besser ist, als nach über zehn Jahren Leerstand zu erwarten war. Wir sind also zuversichtlich und freuen uns die Villa in städtischer Hand zu haben.“

Pätzold betont jedoch, dass es sich bei der Einschätzung der Verwaltung noch nicht um eine fachliche Aussage handele. Diese soll in absehbarer Zeit folgen: „Fünf Fachbüros haben sich die Villa angesehen und machen uns nun ein Angebot für die notwendigen Gutachten“, erklärt der Baubürgermeister. Die Bestandsuntersuchung, die unter anderem Punkte wie Statik, Brandschutz und Schadstoffe unter die Lupe nimmt, solle nach der Beauftragung so bald wie möglich erfolgen. Bis dahin werde man auf dem Flachdachbereich einige Büsche entfernen und undichte Stellen an den Oberlichtern schließen. „Was noch ansteht, wird man sehen, wenn die Gutachter fertig sind.“ Die Experten werden auch untersuchen, welche kurzfristigen Arbeiten notwendig sind, damit das Gebäude „verkehrssicher“ ist. Dies sei auch im Hinblick auf eine öffentliche Begehung wichtig, so Pätzold. Denn „mit einem möglichst frühlingshaften Tag der offenen Tür möchten wir das hohe Interesse der Bürger aus Stuttgart und Umgebung an der Villa Berg aufnehmen“. Die Stadt peile einen Termin nach Ostern an.

„Parallel zur baulichen Untersuchung sind wir in der Vorbereitung des Beteiligungsprozesses. Um die Rahmenbedingungen hierfür definieren zu können, sollten zumindest erste Ergebnisse der Bestandsuntersuchung vorliegen. Planmäßig soll die Auftaktveranstaltung noch vor den Sommerferien stattfinden.“

Die Geschichte der Villa Berg

Die Villa Berg wurde von 1845 bis 1853 von Christian Friedrich von Leins im Stil der italienischen Hochrenaissance erbaut. Sie diente ursprünglich dem württembergischen Kronprinzen und späteren Königspaar Karl und Olga als Sommerresidenz. Den Park legte Hofgärtner Friedrich Neuner an. 1913 kaufte die Stadt das Gebäude von den Erben und ließ es 1925 für Repräsentationszwecke renovieren. Der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos an der Villa Berg vorbei. Stark zerstört ging sie in den Besitz des Süddeutschen Rundfunks über, der sie wieder aufbaute. 2007 wurde sie an den Investor Rudi Häussler verkauft, der die Villa in ein Luxushotel umbauen lassen wollte. Daraus wurde jedoch nichts: Häussler meldete Insolvenz an, 2010 ging die marode Villa in den Besitz der Immobiliengruppe PDI über. Doch auch die Pläne des Düsseldorfers Unternehmens, in die Villa ein Varieté zu bauen und die Fernsehstudios in Luxuswohnungen zu verwandeln, zerschlugen sich im Sommer 2013. Damals entschied sich der Stuttgarter Gemeinderat für den Abriss sowie die Renaturierung der Studios. Ein Jahr später einigten sich die PDI und die Stadt auf einen Rückkauf.