Stuttgart (wic) - 140 Mal soll ein Mann seine Stieftochter sexuell missbraucht und vergewaltigt haben. Von 2009 - damals war sie 13 Jahre alt - bis 2012 sei sie ein bis zweimal in der Woche zu Sex gezwungen worden, teils gegen Geschenke, teils aber auch gewaltsam, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft am Stuttgarter Landgericht. Der Angeklagte wies die Anschuldigungen zum Prozessauftakt gestern jedoch zurück. Der 50-Jährige sagt aus, dass die Vorwürfe falsch seien. Erfunden von der Stieftochter, aus Rache an ihm. Es handele sich um einen Komplott von Mutter und Tochter. Nur weil er in der Erziehung Kontrollfunktionen ausübte, habe man ihn als Vergewaltiger angezeigt. Ganz anders sieht das die Stieftochter. Sie habe sich zwei Jahre lang nicht getraut, die Taten anzuzeigen. Erst als sie sich Bekannten anvertraute, befolgte sie den Rat, zur Polizei zu gehen. Der Angeklagte wurde daraufhin am 16. April 2014 festgenommen. Da keine Fluchtgefahr besteht, kam er im September wieder auf freien Fuß.

In dem Prozess wird nun festzustellen sein, wessen Angaben stimmen. Die inzwischen 20-jährige Frau soll an einem der nächsten Verhandlungstage gehört werden. Dass sie in ihrer Anzeige die Wahrheit sagte, soll vorab ein Glaubwürdigkeits-Gutachten bereits festgestellt haben. Auch Beweise würden „nach der Aktenlage“ reichlich vorhanden sein, sagte der Vorsitzende Richter gestern in Richtung Anklagebank. Er riet dem 50-Jährigen, sich den Vorwürfen zu stellen und mit einem Geständnis eine weitaus mildere Strafe zu erreichen, als wenn man die gesamte Beweisaufnahme durchführen müsse. Insgesamt neun Prozesstage sind geplant. Am 16. März soll das Urteil gesprochen werden.