Porsche will seine Mitarbeiter zum Umsteigen bewegen: Statt mit dem Auto sollen sie mit der Bahn zum Stammwerk Zuffenhausen fahren. Foto: seb Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Dem nächsten Feinstaubalarm, der ab 15. Oktober möglich ist, können Porsche-Mitarbeiter gelassen entgegensehen: Sie können dann öffentliche Verkehrsmittel kostenlos nutzen. Der Werksausweis ist zugleich Fahrkarte. Oberbürgermeister Fritz Kuhn lobt diese bislang einzigartige Initiative überschwänglich: „Das ist ein wichtiges Signal.“

Mit der Zuffenhausener Sportwagenschmiede hat nun einer der größten Arbeitgeber in der Landeshauptstadt ein betriebliches Mobilitätskonzept für seine Mitarbeiter vorgelegt, das Maßstäbe setzt. „Wir sind uns unserer Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft bewusst“, betont der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume. Diese gehe weit über die Produktion umweltgerechter Fahrzeuge hinaus. „Innovative Produkte alleine reichen nicht, um unsere Luft sauber zu halten“, ergänzt Konzernbetriebsrat Uwe Hück. Deshalb will man die fast 10 000 Mitarbeiter am Standort Stuttgart dazu motivieren, ohne Auto zur Arbeit zu kommen. Die Mobilitätsbefragung von rund 6500 Beschäftigten habe ergeben, dass dies bislang mehr als 80 Prozent tun. In Anbetracht der Tatsache, dass Porsche in den nächsten Jahren das Stammwerk deutlich erweitern wird und mit der für Ende des Jahrzehnts angekündigten Produktion des rein elektrischen Modells Mission E die Mitarbeiterzahl nochmals um 1000 wachsen soll, müsse man aktiv werden, meint Hück. Zuffenhausen habe wie die ganze Stadt ein großes Verkehrsproblem.

Porsche hat ein ganzes Paket an Maßnahmen für den Standort Stuttgart geschnürt, um seinen Mitarbeitern den freiwilligen Autoverzicht schmackhaft zu machen. So bezuschusst das Unternehmen seit 1. September das VVS-Firmenticket dauerhaft mit zehn Prozent. Die Resonanz darauf sei groß, berichtet Blume. Zudem ermöglicht man den Beschäftigten im Großraum Stuttgart künftig, bei Feinstaubalarm den öffentlichen Nahverkehr mit dem Werksausweis unentgeltlich zu nutzen. Die Mitarbeiter können dann unkompliziert in Bus, Stadt- oder S-Bahn einsteigen. Für dieses Angebot zahlt Porsche einen Pauschalbetrag an den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS). Zur Höhe wurden keine Aussagen gemacht. Auch im Pendelverkehr zwischen dem Stammwerk Zuffenhausen und dem Außenstandort Weilimdorf gilt der Firmenausweis als VVS-Ticket. Damit die Mitarbeiter häufiger das Auto stehen lassen, soll der Shuttle-Verkehr zwischen den Standorten Zuffenhausen, Weissach, Mönsheim, Heimsheim, Flacht, Rutesheim, Hemmingen und Ludwigsburg ausgebaut werden; für Fahrten innerhalb der Werke werden Fahrräder und Pedelecs bereitgestellt.

Darüber hinaus wird der Autobauer digitale Angebote wie eine Mitfahrer-App einführen, um den Verkehr rund um die Werke zu reduzieren. Eine Porsche-Parkplatz-App wird in Zukunft freie Stellplätze anzeigen und soll auf diese Weise den Suchverkehr reduzieren. Auch der Bau neuer Parkhäuser und die Installation eines Parkleit- und Informationssystems ist vorgesehen. Zudem wird derzeit eine Unterführung der S-Bahngleise in der Nähe der Haltestelle Neuwirtshaus gebaut, um die Wege zwischen den Werksteilen zu verkürzen.

Als vorbildlich bezeichnet Kuhn diese Initiative. „Wir würden uns natürlich von allen großen Firmen und Dienstleistern der Region ein ähnlich professionelles Konzept wünschen“, sagt der Oberbürgermeister. Nur so sei das im Aktionsplan „Nachhaltig mobil“ formulierte Ziel, in den nächsten Jahren die Zahl der Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb im Stuttgarter Talkessel um 20 Prozent zu minimieren, erreichbar. Für die Stadt sei es ganz entscheidend, dass sich nicht nur die Bürger, sondern auch Unternehmen als Teil der Lösung sehen und sich beim Thema Luftreinhaltung engagieren, betont Kuhn.