Im Polizeimuseum ist unter anderem die historische Entwicklung der Dienstuniformen zu sehen. Foto: Polizeimuseum Stuttgart Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Das Stuttgarter Polizeimuseum hat bei der zweiten Auflage des Lotto-Museumspreises Baden-Württemberg unter 63 teilnehmenden Museen im Land den ersten Platz belegt. Das Preisgeld in Höhe von 20 000 Euro kommt den Museumsmachern gerade recht - sie wollen die Ausstellung in den nächsten Monaten erweitern.

„Ich war etwas baff, als ich von der Auszeichnung erfahren habe“, sagt Michael Kühner, Vorsitzender des Polizeihistorischen Vereins Stuttgart. Er und die anderen Museumsmacher hätten zwar auf eine gute Platzierung gehofft, dass es dann die Spitzenposition wurde, sei eine große Überraschung gewesen. „Der erste Platz ist Dank und Anerkennung für unsere Arbeit“, sagt Kühner voller Stolz.

Die siebenköpfige Jury des landesweiten Museumspreises, der von Lotto Baden-Württemberg zusammen mit dem baden-württembergischen Museumsverband verliehen wird, würdigte den klugen, selbstkritischen Blick der Museumsmacher in Kombination mit einem interessanten Sammlungskonzept. Was filmisch oft nostalgisch verklärt sei, bewege sich im Polizeimuseum nah an der Wirklichkeit. Das Rollenklischee des Polizisten werde hinterfragt und es würden eher unbequeme und dennoch höchst aktuelle Themen aufbereitet.

„Die ehrenamtlichen Macher des Polizeimuseums haben in jahrelanger Geduldsarbeit die Geschichte und Rolle der Ordnungshüter in der Landeshauptstadt aufgearbeitet. Das Wirken der Kommissare oder der Streifenpolizisten wird authentisch dargestellt. Hier greift ein Konzept, das bundesweit vorbildlich ist“, sagt Lotto-Geschäftsführerin Marion Caspers-Merk. „In der Kombination aus echten Beweismitteln und historischen Film- und Tondokumenten ist mehr als ein Stück Stadtgeschichte Stuttgarts entstanden. Die Polizeiarbeit in den gesellschaftspolitischen Kontext zu rücken und dennoch bei den Besuchern den kriminalistischen Spürsinn zu wecken, sorgte hier im Wettbewerb für einen kleinen Überraschungssieg.“

Für den Präsidenten des Landesmuseumsverbandes, Jan Merk, haben vor allem das moderne Konzept des Polizeimuseums sowie das enorme ehrenamtliche Engagement den Ausschlag für die Spitzenplatzierung unter den teilnehmenden 63 Museen gegeben. „Eine hochaktuelle, komplexe Fragestellung - welche Polizei benötigt eine demokratische Gesellschaft - wird auf höchst spannende Art aufgegriffen. Hier präsentiert sich ein Museum, das offen in alle Richtungen ist“, sagt Merk. Im vergangenen Jahr hatte das Ravensburger Museum Humpis-Quartier den ersten Platz belegt, einen Extra-Preis in Höhe von 5000 Euro erhielt in diesem Jahr das landesweit einzige reine Kinder- und Jugendmuseum in Donaueschingen.

Der mit 20 000 Euro dotierte Hauptpreis kommt für den Polizeihistorischen Verein just zur rechten Zeit. „Wir sind gerade mitten in der Planung für eine Erweiterung“, sagt Kühner. Man wolle das Museum, das auf dem Gelände des Polizeipräsidiums am Pragsattel beheimatet ist, in den kommenden Monaten mit zusätzlichen Räumen vergrößern, um Platz für Wechselausstellungen zu haben. Auch ein separater Vortragsraum ist geplant. „Im nächsten Jahr wollen wir fertig sein“, sagt Kühner. Die Nachfrage nach dem im Februar 2015 eröffneten Museum sei immer noch riesig. „Es boomt weiterhin“, freut sich Kühner. Von den Gruppenführungen, in deren Rahmen das Museum besichtigt werden kann, fänden bis zu drei am Tag statt, die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter sei in der Zwischenzeit auf 15 angewachsen. Die Preisverleihung werde am 10. Dezember stattfinden, voraussichtlich im Rahmen einer Feier im Polizeimuseum.

Anmeldungen für Führungen unter den Rufnummern 0711/89 90-11 42 und -51 47 sowie online unter www.polizeimuseum-stuttgart.de.