Einmal quer durch Stuttgart-Ost: Der Ostheimer Tunnel (rote Linie) könnte vom Gebhard-Müller-Platz bis zum Gaskessel führen. An der Kulturmeile würde der Verkehr dadurch deutlich ansteigen. Foto: GeoBasis-DE/BKG, Google Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Der von der CDU geforderte Ostheimer Tunnel ist grundsätzlich machbar, er würde bis zu 600 Millionen Euro kosten und die Bauzeit zehn bis 15 Jahre betragen - zu diesem Schluss kommen die Verkehrsplaner der Stadt. Vor allem für den Stuttgarter Osten könne er eine große Entlastung bedeuten. Mehr Autos würden dagegen auf der B 14 auf Höhe der Staatsgalerie erwartet werden.

„Die knapp drei Kilometer lange Röhre könnte am Gebhard-Müller-Platz, also direkt am Wagenburgtunnel, ansetzen und bis zum Gaskessel führen“, sagte Stephan Oehler vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung gestern im Umwelt- und Technikausschuss (Uta). Aus Sicht vieler gestresster Autofahrer hören sich die Zahlen rund um den Ostheimer Tunnel gut an: 30 000 Fahrzeuge könnten täglich durch ihn fahren, wodurch die Cannstatter Straße um ein Drittel entlastet würde. „Sie würde mit dann circa 60 000 Autos aber weiterhin wichtiger Bestandteil des Vorbehaltsnetzes bleiben“, so Oehler. Eine Umgestaltung mit reduzierter Fahrstreifenanzahl und ebenerdigen Fuß- und Radquerungen wäre möglich.

Noch besser klingen die ersten Ergebnisse für die Anwohner im Stuttgarter Osten: Die Tal- und Wagenburgstraße sowie die Rotenberg-, Hack- und Neckarstraße könnten um mehr als 40 Prozent entlastet werden. Oehler betonte jedoch, dass es sich nur um „erste überschlägige Untersuchungen“ handle. „Für eine belastbare Beurteilung der Projektidee sind die vorliegenden Erkenntnisse jedoch nicht ausreichend. Zum Beispiel sind die baulichen und geologischen Voraussetzungen für den Tunnelbau ungeklärt.“ Des Weiteren fehle noch eine exaktere Analyse der Knotenpunkte. Also, wie entwickelt sich der Verkehr an den Stellen, an denen die Röhre wieder ans Tageslicht tritt. Es sei anzunehmen, dass der Verkehr auf der Konrad-Adenauer-Straße um circa zehn Prozent zunehmen würde. „Im Bereich der Kulturmeile fahren heute rund 100 000 Autos über die B 14“, so der Verkehrsplaner. Er betonte im Uta, dass die bau- und verkehrstechnischen Fragen erst nach einer weiteren Prüfung beantwortet werden können. „Für eine umfassende Beurteilung der Machbarkeit des Projekts ist jedoch die Unterstützung externer Ingenieurbüros erforderlich.“ Sprich, für die Vertiefung müssten Projektmittel bereitgestellt werden.

Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Alexander Kotz kein Problem: „Es ist kein Projekt, das uns mit Blick auf das Jahr 2018 und das drohende Fahrverbot hilft. Auch die Investitionen sind sehr hoch, dennoch bietet der Ostheimer Tunnel viel zu viel positive Aspekte, um ihn nicht weiter zu untersuchen. Gefühlsmäßig überwiegen die Vorteile, jetzt muss man prüfen, was er unterm Strich bringt und was er kostet.“ Neben der FDP, den Freien Wählern und den Stadtisten forderte auch SPD-Chef Martin Körner eine weitere Untersuchung. „Noch ist es zu früh, eine Entscheidung zu treffen. Der Tunnel geht jedoch eine Reihe der Themen an, die uns beschäftigen.“ Er könne eine „Riesenchance für die Stadtentwicklung“ darstellen.

Das sieht Christoph Ozasek von den Linken ganz anders. Er lehnt den Antrag der Christdemokraten zum Bau des Tunnels ab. „Es ist bedauerlich, dass bei der CDU der Denkhorizont an der Windschutzscheibe endet.“ Mit einem Bypass zum Cityring würde man den Autoverkehr weiter fördern. Das Projekt sei kontraproduktiv, um Pendlern den Umstieg auf Bus und Bahn schmackhaft zu machen. „Statt in den Tunnelbau sollte man das Geld in den öffentlichen Personennahverkehr stecken.“ Dem pflichtete auch die Grünen-Stadträtin Petra Rühle bei. „Wir müssen andere Wege gehen, weg vom motorisierten Individualverkehr.“ Der AfD-Vorsitzende Bernd Klingler hat indes genug von Großbaustellen in der Landeshauptstadt. „Schon der Heslacher Tunnel hat mich nicht überzeugt, daher lehne ich das Projekt ab. Jegliche Planung sollte man sofort einstellen.“