Das Opernhaus muss dringend saniert werden. Die Arbeiten sollen im Sommer 2021 beginnen. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Das Stuttgarter Opernhaus ist marode, eine Generalsanierung notwendig. Dafür müsste das denkmalgeschützte Gebäude über Jahre geschlossen werden. Um diese Zeit zu überbrücken, suchen Stadt und Land nach einem Standort für eine Interimsspielstätte. Von mehr als 25 Vorschlägen blieben im vergangenen Jahr letztlich fünf übrig, gestern hat sich der Verwaltungsrat der Staatstheater von zwei weiteren Standorten verabschiedet.

Noch in diesem Jahr soll definitiv eine Entscheidung fallen, kündigte Oberbürgermeister Fritz Kuhn als Verwaltungsratsvorsitzender gestern Abend an. Wenn alles optimal laufe, vielleicht schon bei der nächsten Sitzung im Juli, wahrscheinlicher sei jedoch erst im Herbst. Aus dem Rennen ist auf jeden Fall der Standort zwischen Planetarium und Innenministerium. Auf Höhe des Wullestegs sei einfach zu wenig Platz. Auch im Bereich der Bahngleise am Hauptbahnhof, die nach Fertigstellung von Stuttgart 21 frei werden, werde kein Opernhaus auf Zeit entstehen. Voraussichtlich könne das Gelände erst ab 2024 bebaut werden. „Das ist zu spät“, so das Stadtoberhaupt. Bleiben noch drei Standorte übrig. Denkbar ist der Bau einer Spielstätte zwischen Planetarium und Schillerstraße. „Hier ist die Nähe zur bisherigen Oper der große Vorteil“, so Kuhn. Nachteile seien möglicherweise hohe Kosten und die zeitliche Verfügbarkeit. In die engere Auswahl kamen zudem zwei weitere Möglichkeiten: der Umbau des ehemaligen Paketpostamtes und ein Interimsbau neben dem Mercedes-Benz-Museum. „Die Standorte sind einfach weiter weg und haben eventuell weniger Akzeptanz beim Publikum“, sagte Kuhn. Künstler äußerten sich in den vergangenen Wochen und Monaten ähnlich. Sie kritisierten zudem, dass dort kein attraktives Umfeld geboten werde. „Bisher haben wir die Standorte nach Nachteilen aussortiert, jetzt gilt es, bis Juli die Potenziale zu analysieren - nicht am wenigsten Minus, sondern am meisten Plus“, so der Oberbürgermeister. Dann werde man sehen, ob es eine Oper am Fluss, am Rosensteinpark oder am Hauptbahnhof geben wird. „Wichtig ist, dass ein guter Spielbetrieb für Oper und Ballett möglich wird.“

Egal, wo die Interimsspielstätte am Ende stehen wird, definitiv vom Tisch ist der Vorschlag der Gemeinderats-SPD. Sie forderte den Bau eines Konzertsaals, der während der Sanierung des Opernhauses vorübergehend zur Opern- und Ballettbühne wird. Die Anforderungen seien zu unterschiedlich, so Kuhn. „Es sind zwei komplett verschiedene Paar Stiefel, eine Entkopplung der Projekte ist notwendig.“ Er versprach aber, dass das Thema Nachhaltigkeit weiterhin eine wichtige Rolle spiele. „Wir werden trotzdem die Möglichkeit einer Nachnutzung untersuchen.“ Finanzstaatssekretärin Gisela Splett fügte hinzu, dass eine Nachnutzung nicht immer die billigste Lösung sei. „Ein Gebäude, das betrieben wird, kostet auch Geld.“