Die zwei verschiedenen Kamera-Modelle: Auf der Schulter (links) und vor der Brust (rechts). Foto: Bundespolizei Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Die Stuttgarter Bundespolizei testet seit Ende April Körperkameras. In einem Pilotversuch werden für rund ein Jahr zwei verschiedene Modelle an den Uniformen der Beamten angebracht, die im Bedarfsfall die Einsätze filmen können. Bislang sind die Rückmeldungen der Streifen, die die Technik benutzen, überwiegend positiv. Offenbar haben die Kameras eine abschreckende Wirkung. Zweimal konnte zudem Bildmaterial gesichert werden, das strafrechtliche Relevanz hat.

Besonders brisant ist die zweite Aufnahme: Mitte Juni hatten drei Personen in der Arnulf-Klett-Passage zunächst einen Feuerlöscher entwendet. Sicherheitskräfte der Bahn sind damals auf den Vorgang aufmerksam geworden, sprachen die Männer an und wurden wenig später mit einem Messer bedroht. Eine Streife der Bundespolizei, die in der Landeshauptstadt für Bahnhöfe, Züge und sämtliche Bereiche der S-Bahn zuständig ist, kam hinzu. Die Täter flüchteten, konnten aber wenig später am Nordeingang des Hauptbahnhofes gestellt werden. Trotz eingeschalteter Körperkamera, einer sogenannten Body-Cam, leisteten zwei Personen bei der Festnahme heftigen Widerstand - obwohl sie wussten, dass sie dabei gefilmt wurden.

Neben der Erfassung von strafrechtlich relevanten Sachverhalten sollen mit der neuen Technik eigentlich genau solche Angriffe auf Polizisten verhindert werden. Also potenzielle Täter aufgrund der Tatsache, dass sie gefilmt werden, von ihrem Vorhaben abgehalten werden. Glücklicherweise ist der Übergriff im Hauptbahnhof nur ein Einzelfall gewesen. In Befragungen äußerten sich die Beamten, die mit den Kameras unterwegs sind, bis dato überwiegend zufrieden. Zudem begrüßten sie das Pilotprojekt, das auch München, Düsseldorf, Köln und Berlin umfasst. In mehreren Einsätzen hatten Beamte das Gefühl, allein durch die Ankündigung von Aufnahmen, aggressiven Personen, den Wind aus den Segeln nehmen zu können. Hier sei der Vergleich aber schwierig, da natürlich die einzelnen Fälle schwer vergleichbar seien.

Die Körperkameras sind zwar nicht allzu groß, dennoch sind sie gut sichtbar an den Uniformen angebracht. Entweder sitzt die Kamera auf der Schulter oder wird an der Weste getragen. Der Schriftzug „Video-Überwachung“ und die Beamten selbst weisen zudem auf die Technik hin. Sie darf nur eingeschaltet werden, wenn die Polizisten einen Angriff auf sich selbst oder andere fürchten.

Einschränkungen im Alltag bringen die Kameras indes nicht mit sich. „Bei der Arbeit stören sie nicht, da sie nicht sehr groß sind und einen festen Sitz haben“, sagt Cora Thiele, Sprecherin der Bundespolizei. Seit Einführung der Kameras wurden sie im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizeiinspektion Stuttgart insgesamt 45 Mal von einem Beamten getragen. In 16 Fällen hätten die Beamten die Aufnahmefunktion aktiviert. Es sind jedoch nur die Einsätze in der Klett-Passage und ein weiterer am Bahnhof Bad Cannstatt aufgrund von strafrechtlicher Relevanz gesichert worden. Die übrigen Aufnahmen wurden später durch einen Dienstvorgesetzten gelöscht.

In der Erprobungsphase erfolgt aktuell keine Tonaufzeichnung. Die am Brustbereich getragene Kamera ist schwenkbar, liefert Bilder in HD-Auflösung und hat eine Batteriekapazität von acht Stunden. Sie verfügt über ein zwei Zoll großes Farbdisplay, auf dem sich mögliche Angreifer selbst beobachten können. Das zweite Modell sitzt auf der Schulter der Beamten. Es verfügt zwar über eine etwas geringere Auflösung, dafür hält der Akku rund eine Stunde länger durch.