Notaufnahme am Marienhospital. Archivbild: Kruse Foto: EZ

Stuttgart (eh) - Mit einem offenen Brief macht das Stuttgarter Marienhospital auf die angespannte Lage aufmerksam: „In Zeiten, in denen die Wirtschaft boomt und die Steuereinnahmen sprudeln, werden die Kliniken von den Politikern kaputt gespart“, beklagen darin Geschäftsführer Markus Mord und Bernd Widon von der Mitarbeitervertretung. Gerade erfolgreiche Häuser, die eine Jahr für Jahr zunehmende Patientenzahl verzeichnen, seien betroffen. Schuld an der Misere sei unter anderem der viel zu niedrige „Landesbasisfallwert“ in Baden-Württemberg: Er legt fest, wie viel Geld die Krankenhäuser in einem Bundesland für einen bestimmten „Leistungsfall“ bekommen. Im vergleichsweise wohlhabenden Baden-Württemberg falle er geringer aus, als in deutlich ärmeren Ländern wie Berlin, Mecklenburg-Vorpommern oder NRW: Dort seien die Basisfallwertsteigerungen 2015 und 2016 mit 2,36 Prozent und 2,74 Prozent rund doppelt so hoch ausgefallen wie im Land (1,04 Prozent und 1,41 Prozent). Für das Marienhospital bedeute das: Allein durch gestiegene Tarifgehälter habe das Krankenhaus in den Jahren 2015/2016 Mehrausgaben von sechs Millionen Euro zu verzeichnen gehabt. Dem stünden aber nur 2,6 Millionen Euro Steigerung des Landesbasisfallwerts gegenüber - 3,4 Millionen fehlten also allein durch die Gehaltssteigerungen. Hinzu komme: Investitionen in Bauten und Geräte müssten die Kliniken derzeit vor allem aus Bankkrediten und, wenn vorhanden, aus eigenen Mitteln decken, da sich das Land aus der Finanzierung zurückgezogen habe. „Jeder weiß, dass man nicht dauerhaft von Krediten leben kann“, heißt es in dem offenen Brief, mit dem die Klinikleitung Patienten und Bürger um Unterstützung bittet. Sie sollen an die Abgeordneten im Land- und Bundestag scheiben oder mailen: „Gilt der Slogan ‚Hauptsache gesund‘ für unsere gewählten Politiker nicht mehr? Oder was bezwecken Sie damit, dass die Länder sich aus der Klinikfinanzierung zurückziehen und die Krankenhäuser nicht mehr das Geld bekommen, welches sie für eine angemessene gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung benötigen? Ich bitte Sie um Beantwortung dieser Frage.“