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Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Vor den anstehenden Gesprächen mit dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn gestern im Umwelt- und Technikausschuss gefragt, welche Verbesserung sich die Stadträte im öffentlichen Nahverkehr wünschen. Trotz aller Diskussionen kristallisierte sich heraus, dass die zwei Tarifzonen im Stadtgebiet zu einer verschmelzen sollen.

„Mit einer Zone im gesamten Stadtgebiet könnte man die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs deutlich steigern“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Kotz. Die jetzige Lösung sei vor allem für Touristen zu komplex. „Und sehr unfair“, fügte Ralph Schertlen von den Stadtisten hinzu. „Der öffentliche Nahverkehr ist jetzt schon zu teuer. Das zeigt das große Interesse am vergünstigten Feinstaubticket.“ An zahlreichen Stellen im Stadtgebiet müsse man für relativ kurze Strecken 2,90 statt 2,40 Euro bezahlen, nur weil man über die Zonengrenze fahre.

Wenn es nach der Mehrheit im Umwelt- und Technikausschuss geht, sollen daher die Zonen 10 und 20 zu einer verschmelzen. Eine Maßnahme, die nicht nur Vorteile bringen würde, schließlich würden auch die Einnahmen zurückgehen. „Wir rechnen mit einem Finanzbedarf von bis zu 13 Millionen Euro pro Jahr, der durch den Wegfall der Zone entstehen würde“, sagte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Welche Summe exakt zu stemmen sei, hänge vom Fahrpreis für die neue, gesamte Zone ab. „Die Wahrheit wird in der Mitte liegen“, sagte CDU-Chef Kotz. Wobei er grundsätzlich zum niedrigeren Preis tendiere. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Körner spricht sich ebenfalls für eine Zone im Stadtgebiet aus, geht jedoch noch einen Schritt weiter. Er macht sich für die große Lösung stark, also auch noch den Wegfall der äußeren Tarifsektorengrenzen beispielsweise in Richtung Ludwigsburg. „Das würde mit insgesamt 35 Millionen Euro zu Buche schlagen“, sagte Stammler. In diesem Fall müsse die Stadt wohl 21 Millionen beisteuern, so Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Ob das letztlich zu finanzieren wäre, ist fraglich. Auf jeden Fall habe er erkannt, dass bei der Einteilung der Zonen „Handlungsbedarf“ bestehe.

Antworten müsse man auch für Inhaber von Jahres-Abos finden, die von der Reduzierung der Einzelticketpreise während eines Feinstaubalarms nicht profitieren. „Es sind mittlerweile zu viele Tage, da fühlen sich die Stammkunden gekniffen“, so Kuhn. Man habe nicht damit gerechnet, dass es im Dezember, Januar und Februar zu so einer massiven, austauscharmen Wetterlage komme. Auch Kotz betonte, dass es „nicht mit einem einmaligen Besuch des Fernsehturms getan sein kann“. Die Relation passe nicht mehr. „Um die treuen Abonnenten nicht zu verärgern, muss nachgesteuert werden.“

Der Sozialdemokrat Körner versteht indes nicht, warum so viel Geld in das Feinstaubticket gesteckt werde - insgesamt rund sechs Millionen Euro. „Mit Blick auf die Messwerte ohne Erfolg.“ Er würde stattdessen das gesamte Angebot verbessern, beispielsweise die Taktung der Busse in den Abendstunden für 500 000 Euro ausbauen. „Ein guter Nahverkehr ist ein entscheidender Schlüssel für mehr Lebensqualität in der Stadt“, so Körner. Er finde es zudem nicht gerecht, dass die Fahrgäste immer mehr, die öffentliche Hand immer weniger bezahlen müsse. Dem widersprach VVS-Geschäftsführer Stammler, zumindest teilweise: „Mittlerweile zahlen Stadt, Land und Bund wieder mehr.“ 2005 wurde in Baden-Württemberg die Unterstützung zurückgefahren, jetzt stellt das Land wieder drei Jahre jeweils 20 Millionen Euro für Schienenfahrzeuge bereit. Ein Viertel könnte der VVS erhalten. „Es ist ein Anfang, aber noch nicht genug.“