Der Domkapellmeister Christian Weiherer. Foto: Katholische Kirche Quelle: Unbekannt

Stuttgart (red) - Mit elf Jahren saß Christian Weiherer zum ersten Mal an der Orgel. Jetzt, mit 44 Jahren, ist er Domkapellmeister in der Stuttgarter Domkirche St. Eberhard.

Wenn Christian Weiherer aus seiner Kindheit in dem katholischen Dorf Bernhardswald in der Oberpfalz erzählt, werden die Szenen von damals lebendig. „Meine Eltern waren beide im Chor, ich konnte mich kaum halten und habe vor Freude mitgeklatscht.“ Mit fünf Jahren hat er dann selbst im Kinderchor zu singen begonnen, zusätzlich lernte der musikalische Junge Klavier. Als Anfang der 1980er-Jahre an Fronleichnam der Organist der Gemeinde ausfiel, fragte der Pfarrer den Elfjährigen, ob er einspringen könne. Christian Weiherer kann sich noch genau an dieses erste Mal vor großem Publikum erinnern: „Das war einfach umwerfend, ein erhebendes Gefühl.“ Er spielte eine Fuge von Bach, beeindruckte den Pfarrer und die Gemeinde und war danach regelmäßig an der Kirchenorgel seiner Gemeinde zu hören.

Viele Jahre und ein Studium in katholischer Kirchenmusik in Detmold und Regensburg später, ist Christian Weiherer noch genauso begeisterungsfähig wie der Junge in der Kirchenbank seiner Kindheit. Wenn der 44-Jährige über Musik redet, ist er nicht zu bremsen. Dabei gilt seine Leidenschaft keineswegs nur der geistlichen Musik: „Musik ist entweder gut und emotional oder sie taugt nicht. Das gilt für geistliche und für weltliche Musik gleichermaßen.“ Musik müsse berühren. „In einer Messe kann mich auch die Jupiter-Sinfonie von Mozart umhauen“, sagt Christian Weiherer. Schon auf seiner vorhergehenden Stelle als leitender Kirchenmusiker der Gemeinde St. Josef in Memmingen und als Dekanatskirchenmusiker hat er in den Gottesdiensten immer wieder auch weltliche Stücke eingebaut. Schließlich sei auch nicht alle geistliche Musik wirklich inspiriert und spirituell, „da ist vieles im Auftrag und unter finanziellem Zwang entstanden“, sagt der neue Domkapellmeister. Auch in Stuttgart will er Geistliches und Weltliches mischen. Lieber anecken als weichspülen, ist das Motto des umtriebigen Kirchenmusikers, der Preisträger bei verschiedenen Musikwettbewerben war und zudem Stipendiat des Deutschen Musikrates.

Die Liebe zur Musik will Christian Weiherer in den nächsten Monaten auch den Sängern und Sängerinnen der Mädchenkantorei, der Schola Gregoriana und dem Domchor weitergeben, die alle unter seiner Leitung stehen. Ein Motto oder ein festes Ziel will er den mehr als 300 Sängern nicht vorgeben. „Wir müssen uns erst einmal kennenlernen und menschlich zusammenkommen. In diesem Miteinander werden die meisten Ideen und Vorhaben entstehen. Man spürt, ob das Feeling im Raum nach Mozart oder nach einem anderen Komponisten ist.“ Zu klären ist jetzt aber erst einmal eine ganz weltliche Frage und zwar die, zu welchen Chorproben er seine zwei Hunde mitbringen darf. „Das geht natürlich nur, wenn niemand auf Hundehaare allergisch ist oder zu viel Angst vor den Tieren hat.“

Christian Weiherer leitet die Chöre schon seit September. Offiziell vorgestellt und eingeführt wird der neue Domkapellmeister im Gottesdienst am Sonntag, 9. Oktober, um 10 Uhr in der Domkirche St. Eberhard.