Dass Alfons so gerne ihren Rüssel als Schaukel nutzt, nimmt die Elefanten-Dame Carla mit stoischer Gelassenheit hin. Foto: Schütze Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Wenn die beiden nebeneinanderstehen, ist Alfons gerade mal so groß wie das Bein von Carla, aber auf freundschaftlicher Ebene begegnen sich der siebenjährige Zirkus-Knirps und die 50 Jahre alte Elefanten-Dame stets auf Augenhöhe. Das ungleiche Paar ist eine der Hauptattraktionen im Circus Carl Busch, der noch bis Sonntagnachmittag auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart gastiert.

Carla gehört schon seit mehreren Generationen zur traditionsreichen Zirkusfamilie. Bereits der Großvater von Zirkusdirektor Manuel Wille-Busch nahm sie als Jungtier in seine Obhut, nun wächst Sohn Alfons gemeinsam mit ihr auf. „Er ist schon im Alter von eineinhalb Jahren mit ihr in der Manege aufgetreten, als jüngster Elefanten-Dompteur der Welt“, erzählt Wille-Busch. „Er konnte früher ‚Carla‘ sagen als ‚Mama‘ und ‚Papa‘“.

Für Alfons ist die Elefantenkuh eine Spielkameradin mit äußerst faszinierenden Eigenschaften. „Ihr Rüssel ist toll“, sagt er. „Und wenn sie ausatmet, dann ist das im Winter wie eine Heizung.“ Obwohl Carla so viel größer ist als er, fürchtet sich Alfons nicht vor ihr. „Sie ist so lieb wie ein Hund.“ Wenn er auf ihrem Rüssel schaukelt oder auf ihrem ganzen Körper herumklettert, erträgt die alte Dame das mit stoischer Gelassenheit. Auch Manuel Wille-Busch hat keine Angst, dass der fünf Tonnen schwere Dickhäuter sein Kind aus Versehen zerquetschen könnte. „Wenn Alfons mal wieder zwischen ihren Beinen herumturnt, dann ist sie sehr vorsichtig und passt ganz genau auf, wo sie hintritt.“

Wenn Manuel Wille-Busch mit Carla und ihrer Artgenossin Maschibi in der Manege auftritt, dann ist normalerweise auch Alfons mit von der Partie. Neue Kunststücke brauche er ihr gar nicht mehr beizubringen. „Die Carla kann doch schon alles“, sagt er und grinst. Ob Alfons später einmal die Elefantendressur komplett von seinem Vater übernehmen wird, ist noch offen. Vorstellen könne er sich das auf jeden Fall. Aktuell findet er aber vor allem großen Gefallen an seinen gelegentlichen Auftritten als Nachwuchs-Clown.

Am liebsten, sagt Alfons, gehe er mit Carla spazieren. Entweder an den Spielorten der Tournee, sofern es dort geeignete Parkanlagen gibt, oder in Dürrwangen-Haslach, wo die Familie Wille-Busch ihren Wohnsitz und ihr Winterquartier hat. Carla hänge sehr an ihren Besitzern, sagt Wille-Busch. „Wenn wir mal ein paar Tage nicht in ihrer Nähe sind, dann freut sie sich richtig, wenn sie uns wiedersieht.“ Und sobald es wieder auf Tournee gehe, könne Carla es kaum erwarten, in den Transporter einzusteigen. „Sie braucht Abwechslung und neue Erlebnisse, damit es ihr nicht langweilig wird“, sagt Wille-Busch. Unterwegs achte man sehr darauf, dass es ihr gut gehe und an nichts fehle. „Ich hoffe, dass sie uns noch lange erhalten bleibt.“