Augsburger Modell: Blinkende LED-Leuchten im Boden sollen Handy-Nutzer auf die einfahrende Bahn aufmerksam machen. Foto: swa/Thomas Hosemann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Wer aufs Smartphone schaut, kann nicht zeitgleich das Blinklicht am Stadtbahnübergang sehen. Denn der Blick ist nach unten gerichtet. Das führt immer häufiger zu Unfällen. Mehr Sicherheit versprechen Bodenampeln, die in einigen Städten bereits getestet werden. Auch in Stuttgart wird der Ruf nach einem solchen Pilotprojekt laut.

Die Stadtwerke Augsburg haben jüngst an zwei Haltestellenübergängen der Straßenbahn Lichtsignale im Boden eingebaut. Rote LED-Leuchten entlang des Bordsteins blinken, sobald das Fußgängersignal der Ampel auf Rot schaltet und sich eine Straßenbahn nähert. Die rote Linie soll vor allem bei denjenigen, die durch den Blick aufs Display die reguläre Ampel nicht sehen, die nötige Aufmerksamkeit erzeugen, um einen Unfall zu vermeiden. „Die Zahl der gefährlichen Situationen hat deutlich zugenommen“, sagt Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg. Aufmerksam wurden die Augsburger auf das System durch ein Pilotprojekt in Köln. Dort gibt es seit etwa einem Jahr Bodenlichter an drei Haltestellen.

Einen solchen Testlauf regt Ralph Schertlen, Stadtrat der Stadtisten, nun auch für Stuttgart an. An ausgewählten Stadtbahnübergängen soll die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) bodentiefe Blicklichter installieren, fordert er in einem Antrag an die Stadtverwaltung. Zwar seien die Überwege bereits mit gelben Springlichtern ausgestattet, doch die in in etwa zwei Metern Höhe angebrachten Signale würden bei der Smartphone-Nutzung aus dem Wahrnehmungsbereich des Fußgängers fallen. Anbieten würden sich vor allem Unfallschwerpunkte oder besondere Kreuzungen wie der Berliner Platz oder der Kelterplatz in Zuffenhausen, so Schertlen. Wie viele Bahnübergänge in der Landeshauptstadt für Bodenampeln geeignet seien und was die Umsetzung pro Bahnübergang ungefähr kosten würde, solle das städtische Verkehrsunternehmen nun prüfen.

Dass die präventive Maßnahme nicht preiswert ist, weiß man in Augsburg: Eine Bodenampel für Handynutzer kostet dort rund 10 000 Euro. Doch die Stadtwerke argumentieren, dass das Geld gut investiert sei, wenn durch die neuen Lichter auch nur ein Unfall vermieden werden könnte.

In puncto Sicherheit könnte Stuttgart durchaus noch aufrüsten, obwohl man mit den Z-Überwegen bereits ein Präventionskonzept umgesetzt hat. Ein großer Teil der Stadtbahnhaltestellen ist damit ausgestattet. Dennoch sind die Unfallzahlen erschreckend. Im vergangenen Jahr haben der Polizeistatistik zufolge 16 Fußgänger Unfälle mit Stadtbahnen verursacht. Ein Toter, neun Schwer- und zwei Leichtverletzte waren zu beklagen. Die meisten dieser Unfälle ereigneten sich im Bereich der oberirdischen Haltestellen - in der Regel wurde die einfahrende Stadtbahn trotz der Warnung durch Springlichter durch Unaufmerksamkeit, Eile oder Ablenkung nicht wahrgenommen.

17 Stadtbahnlinien bedienen auf einer Linienlänge von 231 Kilometern 203 Haltestellen. Im gesamten Stadtbahnnetz der SSB gibt es 525 Überwege für Fußgänger. Rund die Hälfte davon ist als Z-Überweg eingerichtet.