Überblick über die Arbeiten in den Bauabschnitten 1.3a und 1.3b. Grafik: bsu Quelle: Unbekannt

Stuttgart – Die Stuttgart-21-Projektgesellschaft leitet das Planfeststellungsverfahren für den zweiten Bauabschnitt am Stuttgarter Flughafen ein. Auf die Baugenehmigung für den Gäubahnanschluss mit Rohrer Kurve und drittem Gleis an der S-Bahn-Station (1.3b) hofft Abschnittsleiter Matthias Breidenstein bis Ende 2018. „Dann könnten wir die Inbetriebnahme noch 2023 hinbekommen.“

Von Elke Hauptmann
Die Aufteilung des 2014 kontrovers diskutierten Planfeststellungsabschnittes in zwei Teilabschnitte ist Folge eines Beschlusses der Projektpartner im Lenkungskreis vom April 2015. Seitdem gibt es den Teil 1.3a (Neubaustrecke und ICE-Bahnhof Flughafen/Messe) sowie 1.3b (Filderbereich mit Flughafen- und Gäubahnanbindung). Für den Abschnitt 1.3a, dem Bindeglied zwischen dem Fildertunnel und der Neubautrasse nach Wendlingen, liegt die Genehmigung durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) zwar schon seit vergangenen Juli vor, allerdings ruhen die Planungen wegen dreier Klagen vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim. Der Zeitpunkt der Vergabe von Bauleistungen ist laut Breidenstein offen, weshalb die geplante Inbetriebnahme des ICE-Halts unter der Messe-Piazza zusammen mit dem neuen Tiefbahnhof Ende 2021 auf wackeligen Füßen stehe. Stand heute, räumt Breidenstein ein, habe man ein Jahr verloren.
Auch beim Abschnitt 1.3b, dessen Fertiggestellung ohnehin erst zwei Jahre später erfolgen sollte, werde es eng. Das hänge von der Zahl der Einsprüche und der Intensität der Debatte im nun anstehenden Planfeststellungsverfahren ab, meint Breidenstein. Vom 19. Juni bis 18. Juli liegen die Unterlagen in den Rathäusern der betroffenen Kommunen öffentlich aus, Stellungnahmen müssen bis zum 1. August eingereicht werden. Die Hoffnung der S-21-Planer ist, dass noch in diesem Jahr ein Erörterungstermin stattfindet, dann wäre die Genehmigung durch das EBA 2018 möglich. Die Planänderung rechtfertigt Breidenstein: Der Nahverkehr werde dadurch gestärkt, die betriebliche Flexibilität gesteigert und die Qualität des Bahnbetriebs verbessert.
Auf den Fildern stehe man vor „riesigen ingenieurtechnischen und logistischen Herausforderungen“, erklärt 1.3b-Teamleiter Heiko Siebenschuh. Der Abschnitt 1.3b umfasst unter anderem die kreuzungsfreie Herstellung der Rohrer Kurve samt 490 Meter langen Tunnel und zwei oberirdischen Gleisen, die eine Verbindung zur bestehenden S-Bahn-Strecke schaffen, sowie den Bau der rund 1,6 Kilometer langen Flughafenkurve, die unter der Autobahn 8 hindurchführt. Darüber hinaus wird die Bestandsstrecke in Leinfelden-Echterdingen umgebaut – vorgesehen ist nicht nur eine stellenweise Aufweitung der Gleisbreite von 3,80 Metern auf 4 Meter, sondern auch spezieller Lärmschutz direkt im Gleisbett. Die Schallschutzwände werden zwischen 1,50 und 4 Meter hoch sein.
Die Station Terminal – die heutige S-Bahn-Station Flughafen/Messe – wird um ein drittes Gleis für den Fern- und Regionalverkehr erweitert. Und das in offener Bauweise mitten durch das Flughafengelände, erläutert Siebenschuh die „Puzzlearbeit“: Die Trasse führt aus Richtung Autobahn kommend vorbei am Parkhaus P 9, verläuft dann vor P 14, P 6 und dem Airporthotel Richtung Flughafen-Terminal 1. Drei eigene Zugänge erhält der zusätzliche Bahnsteig, der auch mit dem S-Bahn-Steig verbunden sein wird. Der Wermutstropfen: Im Zuge der Arbeiten werden Stellplätze am Flughafen entfallen, auch Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr sind zu erwarten.
Der Planfeststellungsabschnitt 1.3b ist Teil des Finanzierungsrahmens von Stuttgart 21 von 6,526 Milliarden Euro. Für die Anpassungen an der Rohrer Kurve sowie für das dritte Gleis hat die Bahn mit den Projektpartnern eine Zusatzfinanzierung in Höhe von 85 Millionen Euro abgeschlossen.

Die Projektgesellschaft lädt interessierte Bürger ein zu drei Informationsveranstaltungen zur Flughafenanbindung: am Mittwoch, 24. Mai, 18 bis 21 Uhr in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen, am Montag, 29. Mai, von 18 bis 21 Uhr im Rudi-Häussler-Saal in der Schwabengalerie Vaihingen und am Dienstag, 30. Mai, von 18 bis 21 Uhr im Steinbeis-Haus Plieningen.