Das Gebäude Dorotheenstraße 10, bekannt als „Hotel Silber“, wird zu einer Gedenkstätte umgebaut. Archiv Foto: Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Das „Hotel Silber“, die einstige Gestapo-Zentrale für Württemberg und Hohenzollern, wird zu einem Lern- und Gedenkort umgebaut. Doch die Arbeiten sind aufwendiger als geplant, der ursprüngliche Fertigstellungstermin ist nicht mehr zu halten. Die Eröffnung verschiebt sich um ein Jahr - sie ist jetzt im Herbst 2018 geplant.

Im Januar wurden die Weichen gestellt für die geplante Gedenkstätte in der Dorotheenstraße 10: Das Land, die Stadt und eine Bürgerinitiative unterzeichneten den Vertrag, mit dem die Einrichtung und der Betrieb des Hauses geregelt wird. Allein der Umbau kostet drei Millionen Euro, weitere drei Millionen Euro sind für die Ausstattung vorgesehen. Der Zeitplan sah vor, dass in diesem Jahr mit den Arbeiten am denkmalgeschützten „Hotel Silber“ begonnen wird. Doch daraus wird nichts, räumt Oberbürgermeister Fritz Kuhn ein. Die Baumaßnahme sei aufgrund der aus unterschiedlichen Zeiten stammenden Bausubstanz komplexer als erwartet, was einen umfangreicheren Planungsaufwand erfordere. Ebenso sei die Durchführung der geplanten Arbeiten zeitaufwendig - so könnten erforderliche statische Ertüchtigungen und notwendige Umbauten nur schrittweise und behutsam im Bestand ausgeführt werden. Immer wieder müsse der Zeitplan deshalb angepasst werden. „Zurzeit“, beantwortet Kuhn eine entsprechende Anfrage der SPD-Gemeinderatsfaktion, „liegt noch keine Baugenehmigung vor.“

Mit der ursprünglich geplanten Einweihung Ende 2017 ist deshalb nicht mehr zu rechnen. Laut Kuhn ist der Baubeginn nun im März/April des nächsten Jahres vorgesehen. Als Bauzeit seien zwölf Monate veranschlagt, für den sich anschließenden Ausstellungsaufbau weitere vier Monate. Hinzu kämen dann noch zwei Monate für die Inbetriebnahme und den Probebetrieb. „Es ist derzeit davon auszugehen, dass die Eröffnung im dritten Quartal 2018 stattfinden kann“, meint der Oberbürgermeister. Immerhin: Es gebe bislang keine Abweichungen vom finanziellen Rahmen, teilt er mit.

Ungeachtet der Bauverzögerung wird am Ausstellungskonzept gefeilt - vom Veranstaltungsprogramm, über das pädagogische Konzept bis hin zur Auswahl der Exponate für die Dauerausstellung im ersten Obergeschoss führen die Partner Gespräche. Grundlage der Planung ist der Gestaltungsvorschlag des Frankfurter Architekturbüros Wandel Lorch, das als Sieger aus einem Wettbewerb hervorging. Träger des Erinnerungsorts ist das Haus der Geschichte Baden-Württemberg, das eng mit der Initiative Lern- und Gedenkort zusammenarbeiten wird - eine laut Kuhn bundesweit bislang einzigartige Verbindung von Wissenschaft und Bürgerschaft.

Das „Hotel Silber“, dessen Name aus jener Zeit im 19. Jahrhundert stammt, als das Haus tatsächlich noch als Hotel fungierte, war Sitz der Geheimen Staatspolizei in der NS-Zeit. Die Nazis organisierten hier die Deportationen von Juden, im Keller wurden zahlreiche Menschen verhört, gefoltert und ermordet. Nun soll aus dem Gebäude in der Stuttgarter Innenstadt ein Erinnerungsort an die nationalsozialistischen Verbrechen werden. Zugleich soll es aber auch ein Lernort für Demokratie sein. Laut Thomas Schnabel, dem Direktor des Hauses der Geschichte, werden sich im künftigen „Hotel Silber“ Themen der 1920er- bis 1980er-Jahre wiederfinden - vom Scheitern einer Demokratie über den Terror einer Diktatur bis hin zum langsamen Abbau von Diskriminierung und Ausgrenzung in der Bundesrepublik.