(mas)- Geburtstagslieder begleitet von Gitarrenmusik und jede Menge Blumensträuße gab es gestern für Hanna Dorn zu ihrem 100. Geburtstag. Münsters Bezirksvorsteherin Renate Polinski war ebenfalls gekommen, um ihre Glückwünsche auszusprechen. Ein Glas Sekt gab es für die Gratulanten im Pflegestift Münster natürlich auch.
Ganz gut gehe es ihr, sagte Hanna Dorn. Ihr Zimmer im Pflegestift ist voll mit Gratulanten. Bezirksvorsteherin Renate Polinski gratulierte: „100 Jahre - so etwas Besonderes, so eine Gnade.“ Außerdem überbrachte sie viele Glückwünsche von Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Mitarbeiter des Pflegeheims schenkten Dorn nicht nur einen großen Strauß Blumen, sondern auch Geburtstagsständchen mit Gitarrenmusik. „Ich habe immer gerne gesungen“, sagte Hanna Dorn nach dem zweiten Lied. „Heute kann ich es leider nicht mehr so gut.“
Mitten im Zweiten Weltkrieg, am 11. Mai 1916, wurde Hanna Schwabauer in Paulskoje, einer deutschen Kolonie in Russland geboren. Sie war das neunte Kind der Familie. Ihre Eltern und ihr einziger Bruder starben infolge der Hungersnot. Mit 20 Jahren heiratete sie Konrad Dorn, mit dem sie zwei Jahre später ihre erste Tochter bekam. Im August 1941 wurden sie, ihre dreijährige Tochter und ihre Schwiegermutter zusammen mit Hunderttausenden anderen Deutschen der kollektiven Kollaboration beschuldigt und nach Sibirien deportiert. Nur 75 Kilogramm persönliche Gegenstände durfte die Familie damals mit nach Sibirien nehmen. Dort bekam Hanna Dorn noch eine weitere Tochter sowie vier Söhne. Vor 26 Jahren verlor sie ihren Mann Konrad, der an Lugenkrebs starb. 1999 entschloss sie sich, nach Möhringen zu ziehen, wo einer ihrer Söhne bis heute lebt. Vor drei Jahren kam sie nach Münster ins Pflegeheim, wo die Frau ihres Enkels arbeitete. Ein weiterer Sohn lebt in Heumaden. Der 61-Jährige und seine Ehefrau waren ebenfalls gekommen, um mit der Jubilarin zu feiern. Inzwischen hat Dorn 14 Enkel, 22 Urenkel und vier Ururenkel.