Rainer Schünemann (rechts) initiierte das Zukunftsforum und holte EU-Kommissar Günther Oettinger mit ins Boot. Foto: Spahlinger Quelle: Unbekannt

Von Mareike Spahlinger

Ein Ausblick auf die Zukunft geben, darum ging es beim ersten Zukunftsforum der aktiven Stuttgarter am Samstag in der Schwabengarage. Ziel des Vereins ist es, mehr Kaufkraft in die Stuttgarter Stadtbezirke zu bringen und dadurch seine Mitglieder sowie die Wirtschaft zu stärken. Hauptredner war EU-Kommissar Günther Oettinger. Er plädierte dafür, sich digital nicht abhängen zu lassen.

„Bleibt wachsam und kreativ. Geht davon aus, dass die Digitalisierung schnell vorangeht, überlasst sie nicht euren Kindern oder Enkeln, sonst ist es vielleicht zu spät“, warnte Günther Oettinger die 100 Zuhörer beim Zukunftsforum der aktiven Stuttgarter. Dort drehte sich alles darum, was selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer in der Zukunft erwartet. Vor welchen Herausforderungen sie stehen und welche Lösungsansätze sich dafür bieten.

Für sein erstes Stuttgarter Zukunftsforum gelang es dem Verein als Hauptredner Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, zu gewinnen. Er referierte über das politisch aktuelle Thema „Wirtschaft, Währung, Gesellschaft und die digitale Revolution - wie sichern wir die Zukunft Europas“.

Der digitale Fortschritt sei umwälzend und dynamisch - vor Ende des Jahrzehnts könnte entschieden sein, wer gewinnt und wer nicht, sagte Oettinger. Egal ob Buchhändler oder Bäcker, jeder müsse die Schnittstelle zum Kunden bewahren. „ Es geht darum, die Daten der Kunden zu erheben und sich daraus zu verbessern“, mahnte er. „Wer die Daten hat, hat die Macht.“ Wenn man sich etwa im Handyladen ein neues Iphone kaufe, sorge man mit seiner Zustimmung zu den AGBs dafür, dass die eigenen Daten nach Kalifornien kommen. „Über fünf Milliarden Menschen kennen das Apfelsymbol, 2,5 Milliarden den Daimlerstern“, so der frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Und diese Produktrevolution würde weiter gehen. Die Arbeitsplätze würden in den kommenden Jahren entweder disruptiv untergehen oder transformiert. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen hätten zwar Kunden, Produkte und leisteten Dienste, aber Big Data gewinne.

„Macht Weiterbildungen in den digitalen Technologien. Das betrifft nicht nur die Industrie. Es heißt auch Wirtschaft 4.0, Buchhandel 4.0, Zeitungsladen 4.0“, appellierte Oettinger an die Zuhörer. Darunter auch Rainer Schünemann, der einen Zeitungsladen im Gablenberg führt und zu dessen Kunden Oettinger zählt. Schünemann ist zudem Schatzmeister der aktiven Stuttgarter und initiierte das Forum, das nun einmal im Jahr stattfinden soll.

Am Ende seiner Rede mahnte Oettinger noch, die europäische Idee zu schützen: „Das europäische Projekt ist ernsthaft in Gefahr.“ Dieses bräuchte man aber, um auf dem Markt bestehen zu können. Guter Dinge war der Fußballfan noch vor dem Bundesligaspiel des VfBs: „Sprechen Sie nachher mit ihrem Nachbarn nicht nur über die 3:1-Niederlage der Bayern, sondern auch über die europäische Idee“, schloss er seine ernste aber launige Rede.

Der Verein aktive Stuttgarter wurde 2014 gegründet. Er ist eine Gemeinschaft von 15 Vereinen - mit 1200 Mitgliedsunternehmen - aus den Bereichen Handel, Handwerk, Gewerbe, Dienstleistungen sowie freie Berufe in Stuttgart. Er vertritt die Interessen kleiner und mittelständischer Unternehmen. Weitere Infos zum Verein, den Mitgliedern und Leistungen gibt es unter www.aktive-stuttgart.de.