Klassische Moderne wie Matisse im Bild trifft Werke von Künstlern der Gegenwart: Hier in Bildern von Thomas Heger und als Objekt von Britta Schmierer in der Galerie Keim. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Es ist eine Ausstellung, die nicht nur durch ihre schöne Farbigkeit ins Auge sticht, sondern auch durch die Zusammenstellung: Klassische Moderne trifft auf Gegenwart. Große Künstler wie Picasso, Matisse, Kerkovius, Grieshaber und Warhol treffen auf Werke von Künstlern der Gegenwart wie Adam Lude Döring, Gisela Glucker, Andreas Felger, Rolf Kilian, Ingeborg van Loock, Thomas, Heger, Renate Antonia Nagler, Birgit Rehfeldt, Britta Schmierer, Yvonne Schneider und Peter Wichmann.

Faszinierend ist das Zusammentreffen der jeweils beiden Kunstwelten. Vorgestellt wurden sie von Galerist Thomas Niecke und Kuratorin Claudia Bögner, die dem Betrachter neue Blickwinkel vermittelten. In reizvoller Korrespondenz dabei die Gemälde und die Skulpturen. Mehrdimensionalität im Bild tritt plötzlich plastisch hervor mit dem Blick auf die davorstehenden Skulpturen, etwa bei einem Picasso-Bild mit sitzenden Frauenakten und der üppig-runden Venus aus Holz von Brele Scholz oder auch den plastischen Werken von Silvia Siemes. Picassos Bezüge zur griechischen Mythologie lassen sich in den besonderen Skulpturen von Peter Wichmann finden, die durch den Raku-Brand bestechen, einen Holz- und einen Salzbrand, wie Wichmann erklärt. „Das Besondere ist, dass die Glasur im Ofen entsteht“, erklärt der Künstler.

Sei es Malerei, Grafik, Collage oder Skulptur. In dieser Ausstellung finden sich die Ähnlichkeiten, Zusammenhänge und Korrespondenzen der Künstler unterschiedlicher Epochen.

Da ist der „Privatmond“ von Gisela Glucker, eine Montage verschiedener Hölzer und Materialien mit dem „Haus“ von Horst Antes zu sehen. Das Haus ist ihr gemeinsames Thema. Keramik von Rolf Altena ist kombiniert mit dem vielseitigen Künstler Picasso, selbst auch Keramiker, und einer „Scène intérieur“. Auch Porträts bestimmen die Ausstellung: Picassos langhalsige Jacqueline, Dieter Waschkaus afrikanischer Kopf mit unterschiedlich hellen Hölzern, die verschiedenen Hautfarben des schwarzen Kontinents im Bild vereint.

Die Besucher lernen Henri Matisse kennen, der in seinem Spätwerk als Schwerkranker Scherenschnitte gefertigt hat. Dazu kombiniert Thomas Heger mit seiner grafischen Gestaltung der Landschaften. Bögner bescheinigt Heger großes Farbgefühl. Niecke hat Heger als erster in Kirchheim vor vielen Jahren ausgestellt. Der Galerist ist fasziniert von dessen Lichtläufen und Landschaftsbildern.

Matisse wird kombiniert mit HAP Grieshaber. Ähnlichkeiten gibt es nicht nur im figurativen Erscheinungsbild, auch in der Musik in der Mappe „Jazz“, die im Original im Centre Pompidou in Paris zu finden ist, wie Niecke erläuterte.

Grieshaber und Yvonne Schneider ergänzen sich in ihren Überlagerungen und Schichtungen sowie den Ornamenten. Ist Grieshabers „On the air“ von 1970 ein Engel oder eine Diva? fragen die Experten. Klar ist, dass es sich um Montagen und Demontagen bei Yvonne Schneider aus der Venus von Lucas Cranach dem Älteren handelt, die sie in ihre Bilder mit hineingenommen hat. Heger lässt sich mit Georges Brackes in Beziehung setzen, in der Studie zu Jan Vermeer. Stillleben von Braque und Bilder von Denis Zayan zeigen Ähnlichkeiten. Und leuchtend in den Farben Stefan Szczezessny und Ida Kerkovius, die bestens miteinander harmonieren. „Die Hölzel-Schülerin besticht durch ihre kindliche Gestaltung“, wie Niecke erklärt, kindlich im Positiven gesehen. Andreas Felger und Max Ackermann bestehen im Abstrakten hervorragend miteinander. Und Renate Antonia Nagler mit Kerkovius. Beide sind geflohen. Bei Nagler steht die rote Linie für die Flucht und Vertreibung. Die Ausstellung ist noch bis 14. Januar, in der Galerie Keim, Marktstraße 31, zu sehen.