Das KKT-Ensemble hat am vergangenen Wochenende im Kulturkabinett eine gelungene Uraufführung mit „Für unsere Väter #ruhigblut“ gefeiert. Foto: Kulturkabinett Quelle: Unbekannt

Von Lukas Schirmer

Die Familie ist das erstrebenswerte Ideal und der überholte Wunschtraum der menschlichen Gemeinschaft. Diese Polaritäten der gesellschaftlichen und kulturellen Bewertung bilden den inhaltlichen Rahmen der sehenswerten Uraufführung „Für unsere Väter #ruhigblut“, die am vergangenen Freitag im Kulturkabinett (KKT) stattfand. Die Neuproduktion, unter der souveränen Regie des Theaterpädagogen Rob Doornbos, präsentiert ein sprachlich-kraftvolles und zum Nachdenken anregendes Drama, das auf einer von der Autorin Friederike Wingerter gemeinsam mit dem KKT-Ensemble entwickelten Textgrundlage basiert.

Erzählt wird in kurzen erzählerischen und dialogischen Fragmenten die Geschichte des Familienvaters Thomas, dessen Familie unaufhaltsam auseinanderbricht und zerfällt. Stück für Stück zelebrieren Vater und Sohn unter den Augen der Schauspieler-Familie und im Spiegel der Zuschauer-Öffentlichkeit die Demontage der vormals heilen Familie.

Sprachwitz und Gewalt, Lakonie und Angst bilden dabei das Tableau des bemerkenswerten Textbuches, das letztlich eine liebevolle Hommage für einen Vater sein will, der mit allen Mitteln nach seinem Platz in der von Rollenbildern überfrachteten Gesellschaft sucht - und diesen nicht findet.

Dass die Stückvorlage auch szenisch gelingt, ist in erster Linie der Spielfreude der acht Akteure zu verdanken, die sich sichtlich intensiv und detailliert mit dem Thema des Stücks und den Charakteren ihrer Partien auseinandergesetzt haben. Susanne Geisel, Lukas Kunze, Christina Neidenbach, Peter Rautenberg, Hansi Schübel, Sabine Steck, Arno Vogel, Katharina Weiss bilden das Ensemble. Dabei haben die meisten Spieler mehrere Rollen zu spielen. Scheinbar mühelos wechseln sie zwischen Charakteren und Kostümen, manchmal im Minutentakt. Doch auch das Publikum wird Teil der Familie, indem es immer wieder tatkräftig ins Spielgeschehen verwickelt wird. So vermischen sich erfrischend die Ebenen der „aktiven“ Schauspieler mit denen der „passiven“ Zuschauer.

Äußerlich schließt die wohl überlegte Inszenierung das Publikum bewusst mit ein, indem es wie in einer Arena um das Spiel-Geschehen herum angeordnet ist. So wird es selbst Teil der tragischen Handlung. Eine in ihren äußeren Mitteln wohltuend einfache, inhaltlich und in der szenischen Umsetzung jedoch durchdachte und reichhaltige Inszenierung voller Poesie und Tiefgang.

Einen stimmungsvollen Gegenpol zum eher dunklen und ernsten Bühnengeschehen bilden die lebensfroh wirkenden Bilder der Stuttgarter Malerin Iris Frey, die noch bis zum 23. Juli im Foyer des Theaters ausgestellt sind. Die kleine, aber feine Ausstellung unter dem doppeldeutigen Titel „Farbenmeer“ zeigt neben Collagen, die weitere Brüche des Weltgeschehens verarbeiten, vor allem vom Licht südlicher Landschaften und dem Meer inspirierte expressive Arbeiten.

Die nächsten Aufführungen von „Für unsere Väter #ruhigblut“ sind am 29., 30. April sowie am 1. Mai, jeweils um 20 Uhr, Karten gibt es unter Telefon 563034.