„Der verkaufte Großvater“ feierte am vergangenen Wochenende seine erfolgreiche Premiere bei den Freilichtspielen Mühlhausen. Foto: Veranstalter Quelle: Unbekannt

(ls) - Die einzige Rolle eines Freilichtspiels, die von keinem Regisseur dieser Welt zu bändigen ist, spielt der Wettergott St. Petrus. So war auch am vergangenen Freitag lange nicht klar, welchen Part der Apostel am Premierenabend der diesjährigen Neuproduktion der Freilichtspiele Mühlhausen übernehmen wollte. Dass er sich schließlich damit begnügte seine schützenden Hände über die Aufführung der Volkskomödie „Der verkaufte Großvater“ von Anton Hamik zu halten, konnten einige Zuschauer nicht vorhersehen, die wohl vorsorglich zuhause geblieben waren, sodass einige Plätze leer blieben. Nichtsdestotrotz präsentierten die acht Ensemblemitglieder unter der bewährten und langjährigen Regie von Norbert Laubacher auf der von Horst Fenn eingerichteten Bühne des pittoresken Spielorts vor der Gaststätte des Vereins für deutsche Schäferhunde im Weidbrunnen eine rundum gefeierte Premiere des populären Stücks.

Erzählt wird in einer manchmal recht derben schwäbischen Stückfassung von Christa Riegraf die Geschichte eines Großvaters, der auf dem Hof des armen Bauern Merkle lebt. Durch raubeinige Spitzbübereien bringt der alte Herr alle zur Verzweiflung, sodass schließlich auch Merkles Sohn Thomas und besonders die Magd Anna froh sind, als der reiche Viehhändler Kienzle das Angebot macht, den Großvater für eine hohe Summe abzukaufen. Merkle erhofft sich so an das angebliche Erbe von zwei Häusern des Großvaters zu gelangen. Doch der listige Alte blamiert den Erbschleicher und Frau Gertrud mit Hilfe von deren Knecht Lothar und verheiratet schließlich Agnes, Kienzles Tochter, mit dem Sohn des armen Bauern.

Dass die etwas haarsträubende Handlung auch szenisch gelingt, ist in erster Linie der Spielfreude der acht Akteure zu verdanken, die sich sichtlich intensiv und detailliert mit den Charakteren ihrer Partien auseinandergesetzt haben. Dabei überzeugen neben des gekonnten Zusammenspiels des Ensembles insbesondere die herausragende Einzelleistungen von Manuela Grund als Kienzles Tochter Agnes und von Marc Waldbauer, der die kleine Rolle des Knechts des Viehhändlers spielt. Gertrud Frisch und Anja Gabler gestalten schauspielerisch souverän und glaubhaft ihre Rollen als Kienzles Frau und Merkels Magd, die unter dem Großvater (wunderbar hintertrieben: Wolfgang Ruff) leiden. Siegfried Probst ist der täppisch-liebenswerte Merklebauer, dessen Sohn Thomas (wandlungsfähig: Andy Scholze) durch die Raffgier des intriganten Viehhändlers Kienzle, von Thomas Wink vollendet fies gespielt, letztlich dessen Tochter Agnes bekommt.

Eine in ihren äußeren Mitteln wohltuend einfache, inhaltlich und in der szenischen Umsetzung jedoch durchdachte und reichhaltige Inszenierung voller Situations- und Charakterkomik zum Weiterempfehlen.

Die nächsten Aufführungen sind am 22., 23., 29. und 30. Juli, jeweils um 20.30 Uhr, Spielstätte: Weidenbrunnen 145, Karten unter Telefon 3807961.