Acht Jahre nach der großen Polizeistrukturreform folgen die nächsten einschneidenden Veränderungen in der Polizeilandschaft in den Oberen Neckarvororten. Die Posten in den Bezirksrathäusern in Hedelfingen und Obertürkheim werden ersatzlos gestrichen. Die rund um die Uhr besetzte Polizeirevierstation in Untertürkheim wird zum Posten degradiert. „Wir ziehen uns nicht zurück, sondern bringen durch die Konsolidierung mehr Personal auf die Straße und sorgen somit für mehr Sicherheit“, sagt Polizeipressesprecher Stefan Keilbach.
Damit wird der letzte Schritt der bereits 2008 angedachten Umwandlung nun mit Zeitverzögerung vollzogen. Bereits damals mussten angesichts der Sparmaßnahmen des Landes alleine beim Polizeipräsidium Stuttgart 200 Stellen eingespart werden. Die Lösung war die Zusammenlegung von Standorten. Aus den vormals 14 Polizeirevieren in der Landeshauptstadt sollten lediglich noch acht werden. Erst nach dem großen Aufschrei in der Bevölkerung und zahlreichen Protesten und Unterschriftensammlungen wurden die Pläne überarbeitet. Mehrere Polizeiposten blieben bestehen. Zudem neben den acht Revieren drei weitere Polizeirevierstationen eingerichtet. Im Gegensatz zu einem Posten sind diese rund um die Uhr mit Personal besetzt, allerdings nicht wie ein volles Revier auch mit Streifenwagenbesatzungen in der Nacht ausgestattet. „Ein in Baden-Württemberg einzigartiges Konstrukt. Ein Zugeständnis hinsichtlich der Angst der Bürger vor der abnehmenden Präsenz vor Ort“, sagt Keilbach.
Kaum Besucher
Einer der größten Einschnitte erfolgte in den Oberen Neckarvororten. Die Polizeireviere in Wangen und Untertürkheim wurden aufgelöst. Zuständig für die Oberen Neckarvororte ist das Polizeirevier 5 in der Ostendstraße im Stuttgarter Osten. Übrig blieben auch auf politischen Druck die Polizeiposten in Obertürkheim und Hedelfingen und eben die Polizeirevierstation in Untertürkheim. Bislang. In einer Gesamtkonsolidierung werden die drei Polizeirevierstationen in Stuttgart nun wieder abgeschafft. Neben Untertürkheim betroffen sind auch die Böheimstraße im Stuttgarter Süden und Degerloch. Diese waren generell nur durch eine Ausnahmegenehmigung durch das Innenministerium möglich. Zeitgleich werden auch die Polizeiposten in den Bezirksrathäusern in Hedelfingen und Obertürkheim geschlossen.
Ausschlaggebend sind wirtschaftliche Gesichtspunkt. „Wenn man die Standorte in der gesamtpolizeilichen Tätigkeit betrachtet, sind sie unnötig“, sagt Keilbach. In den Anfangsjahren noch deutlich häufiger kontaktiert, seien die Besucherzahlen im Vorjahr extrem zurückgegangen. Hinzu kämen weitere Gründe: Der Polizeiposten in Hedelfingen sei aufgrund seiner räumlichen Gegebenheit nicht mehr auf Dauer nutzbar, und der in Obertürkheim wurde formal bereits vor acht Jahren geschlossen. Lediglich aufgrund des Zugeständnisses der Stadt, die Räume kostenlos nutzen zu können, wurden dieses stundenweise besetzt.
Mehr Polizisten im Streifendienst
Der geringe Bedarf spiegele sich auch in Untertürkheim wider. So sei kein einziger Besucher in der Nacht im vergangenen Jahr registriert worden. Mit der Zurückstufung auf einen Polizeiposten - der tagsüber nach wie vor besetzt sei - könne man bislang mit Büroarbeit gebundenes Personal wieder für die Streifentätigkeit gewinnen. Denn bereits jetzt würden die Notrufe in der Nacht über das Revier in der Ostendstraße oder meist über das Lagezentrum für die gesamte Stadt abgewickelt. Aber auch in Zukunft könne man am Polizeiposten Untertürkheim in der Strümpfelbacher Straße mit einer sogenannten „Apothekerschaltung“ an der Klingel rund um die Uhr direkt mit dem Revier an der Ostendstraße verbunden werden.
Ziel der Umstrukturierung sei es, dadurch die Sicherheitsarchitektur für alle Bereiche in Stuttgart deutlich zu verbessern. „Wir wollen die größtmögliche Polizeipräsenz auf der Straße - vor Ort“, betont Keilbach, wohl wissend, dass die Entscheidung des Präsidiums auf Widerstand treffen werde. Deshalb wolle man mit den Bürgern ins Gespräch kommen.
Polizeipräsident Franz Lutz wird die Pläne heute Abend im Bezirksbeirat Hedelfingen, um 18 Uhr im Bezirksrathaus, Heumadener Straße 1, persönlich vorstellen.