Auch im Bereich des Bahnhofs Obertürkheim sollen Gleise reserviert werden, um Züge abstellen zu können. Fotos: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Gestern Abend stellte die Deutsche Bahn in der Sängerhalle die neuen Pläne für den Abstellbahnhof Untertürkheim vor. Um weniger Lärm zu verursachen, werden die Güterbahngleise, die bisher direkt an der Augsburger Straße verlaufen, rund 100 Meter weiter von der Wohnbebauung weg ins Innere des Gleisfelds verlegt. Um das Gleisfeld räumen zu können, müssen 5500 Eidechsen umgesiedelt werden. Sie erhalten in Esslinger Trockenmauerweinbergen ein neues Biotop.

Das Interesse am Informationsabend zum neuen S-21-Abstellbahnhof war groß. Bereits 2009 und 2014 hatten die Bahnverantwortlichen Pläne zum Bau des künftigen Abstell- und Servicebahnhofs vorgestellt, das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt 1.6B dann jedoch gestoppt, um die Entwürfe nochmals zu überarbeiten. „Mit den veränderten Plänen tragen wir dem Lärmschutz für die Anwohner verstärkt Rechnung“, sagt Sebastian Glöckner, der auch für den Abschnitt 1.6B - dem Bau des Abstellbahnhofs - verantwortlich zeichnet. Die Anwohner entlang der Augsburger Straße sowie den Parallelstraßen hatten sich damals lautstark gegen den in den Unterlagen prognostizierten Lärm gewehrt, den die ein- und ausfahrenden Züge sowie die Wartungs- und Reinigungsarbeiten verursachen sollten. Die größte Schallemissionsquelle rührt nach Auskunft von Glöckner von den Güterzügen her, deren Gleise bislang direkt an der Augsburger Straße verlaufen.

Dies wird sich mit den jüngsten Umplanungen ändern: Die bislang direkt an der Augsburger Straße liegenden Gleise sollen in Richtung Mitte des Gleisfelds verlegt werden. „Der Abstand zu den Wohnhäusern wird dadurch künftig um mehr als 100 Meter größer sein als bisher“, sagt Glöckner. „Damit bekommen wir die entscheidende Schallemissionsquelle deutlich gemindert.“ Schallschutzwände, wie zunächst auch von Anwohnern befürchtet, wären damit nicht notwendig. Auch die künftige Trasse vom Bahnhof Untertürkheim über die Interregio-Kurve in Richtung Waiblingen/Nürnberg/Aalen profitiert von der Gleisverlegung. Der Abstand zu den Wohngebäuden wird auch hier größer.

Das einstige, insgesamt rund 17 Hektar große Güterbahnhofsgelände wird neu geordnet werden. Zusätzlich zu 7295 Meter Gleislänge werden Anlagen sowohl für die Innen- wie die Außenreinigung (im Bereich „Haltestelle Blick“) der Züge errichtet werden. Im Wartungsbahnhof ist auch eine Werkstatthalle sowie ein Verwaltungs- und Personalgebäude vorgesehen. „Eine Untersuchung zu den von diesen Anlagen ausgehenden Geräuschimmissionen kommt zu dem Ergebnis, dass im gesamten Einwirkungsbereich der Anlage die Immissionsrichtwerte eingehalten oder unterschritten werden“, so Glöckner.

Um genügend Abstellfläche zur Verfügung zu haben, greift die Bahn zusätzlich auf vier Gleise im Bereich von Bad Cannstatt/ Münster (insgesamt 1520 Meter Länge) sowie auf zwei Gleise (insgesamt 840 Meter Länge) bei Obertürkheim zurück. Sie werden auf bislang ungenutzte Flächen der Bahn angelegt. „Dort können Züge geparkt werden“, so Glöckner.

Die Unterlagen für die Planfeststellung sollen im ersten Quartal 2017 ans Eisenbahn-Bundesamt geschickt werden. Nach Erörterungen mit den Bürgern hofft Glöckner, den Planfeststellungsbeschluss im ersten Halbjahr 2018 zu erhalten. Dies wäre der Startschuss für die zweijährigen Bauarbeiten. „Zunächst müssen wir geschützte Zaun- und Mauereidechsen einfangen und umsetzen“, sagt Florian Bitzer. 5500 Tiere werden umgesiedelt. Als Ersatzflächen wurden Weinberge am Esslinger Schenkenberg gefunden. „Rund 17 Hektar. Mit den Trockenmauern, das ideale Habitat für Eidechsen“, so Bitzer. Mit den Wengertern wurden informelle Gespräche geführt. „Die Lösung ist für alle ein Gewinn. Wir kommen für die Instandhaltung der Trockenmauern auf.“ Dennoch kann die Bahn auf die umstrittenen Ausgleichsflächen auf der Egelseer Heide nicht verzichten.