Der Lärm, den die Fahrzeuge auf der Bundesstraße 10 erzeugen, soll gemessen und nicht nur berechnet werden. Foto: Müller Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Enttäuscht und frustriert äußerten sich Wangens Bezirksbeiräte über den Lärmaktionsplan der Stadt. „Die Experten erläuterten, wie schädlich Lärm für unsere Gesundheit ist. Aber dagegen gemacht wird wenig“, kritisierte Grünen-Politiker Gerhard Föll. Die Bundesstraße 10 würde als Lärmquelle nicht beachtet. Die Bezirksbeiräte fordern Lärmmessungen entlang der Häuser in der Kuchener Straße sowie die Begrünung der Gleistrasse in der Insel- und Wasenstraße.

Wangens Bezirksbeiräte mussten in ihrer ersten Sitzung des Jahres ihre Enttäuschung kundtun. Vor einer Woche wurde den Bezirksbeiräten der Oberen Neckarvororte der Lärmaktionsplan der Stadt und mögliche Minderungsmaßnahmen gegen den Krach vorgestellt. „Wangen geht dabei leer aus. So wird die Lärmemission der B 10 nicht berücksichtigt, obwohl die Häuser im Gebiet Kuchener- und Helfensteiner Straße betroffen sind. Vielleicht nicht die Bewohner im Erdgeschoss, aber jene in den darüberliegenden Etagen“, moniert Marijan Laszlo (CDU). Seit Jahren machen die Lokalpolitiker darauf aufmerksam, dass die Lärmemissionen der Autos an der Fassade der auf der Hafenseite stehenden Hallen abpralle und in Richtung Wangen reflektiert würden. Damit der Schall geschluckt und nicht abgelenkt wird, sollten die glatten Hallenwände beispielsweise mit Pflanzen begrünt werden, fordern die Bezirksbeiräte.

SPD-Bezirksbeirat Volkmar Mäckle zeigte sich erstaunt, dass Lärmwerte nicht gemessen, sondern nur berechnet werden. „Das bedeutet aber auch, dass Spitzen auf der Bundesstraße 10 nicht beachtet werden. Sie verschwinden in den Durchschnittswerten, sind jedoch genau jene Emissionen, die die Anwohner belasten“, bemängelt Mäckle. Die Bezirksbeiräte leiten daraus den Wunsch ab, dass die errechneten Lärmwerte durch reale Messungen überprüft werden sollen. Im gemeinsam beschlossenen Antrag fordern sie Lärmmessungen bei Anwohnern im Bereich der Kuchenerstraße/Jugendhaus B 10 oder Helfensteiner Straße. „24-Stunden-Messungen an mehreren Standorten. Und zwar nicht erst, wenn die Bäume wieder voll belaubt sind“, so Mäckle. Gemessen werden sollen die Werte zudem an einem Tag mit normalen Autoverkehr auf der B 10, nicht auf Erdgeschossniveau und am besten, wenn der Nordwind den Schall nach Wangen blase.

Ein Dauerärgernis für die Wangener sind zudem die schrillen Töne, die die Stadtbahnen bei ihren Fahrten über die Gleise erzeugen. Vor allem die Anwohner in der Wasenstraße beklagen sich seit Jahren über das Pfeifen in den Kurvenbereichen. An heißen Sommertagen raubt das schrille Quietschen nicht nur den direkten Anwohnern, sondern auch weiter entfernt lebenden Bürgern den Schlaf. Lärmmindernde Maßnahmen wurden allerdings nicht in den Lärmaktionsplan der Stadt aufgenommen. „Es war erstaunlich, dass am Informationsabend viel über die Auswirkungen von Lärm auf die Gesundheit und die daraus entstehenden Kosten gesprochen wurde, aber kaum konkrete Maßnahmen in unserem Stadtbezirk zur Bekämpfung dieses Kraches vorgestellt wurden“, kritisierte Föll. Einzig der Flüsterasphalt auf der B 10, der im Sommer eingebaut werden soll, lindere vielleicht den Lärm etwas.

Deswegen erhoben die Lokalpolitiker eine weitere Forderung. Um den Lärmpegel durch die schrill klingenden Stadtbahnen zu senken, solle die Stadt auf die Stuttgarter Straßenbahnen einwirken, dass diese die Gleiskörper in Wangen begrünen lässt. Das alte geschotterte Gleisbett soll durch Rasenbahnkörper ersetzt werden. Begrünten Trassen werden obligatorisch bei den Neubaustrecken eingerichtet und haben sich - was Lärmemission und Mikroklima betrifft - längst bewährt.