Am Stadtbad sorgt ein Schilderwald für Verwirrung bei Ortsunkundigen. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Sommerzeit ist Hochsaison für Radtouristen. Der Neckartalradweg gehört zu den beliebtesten Routen im Land. Hunderte Radler touren den Neckar entlang. Zwischen Obertürkheim und Bad Cannstatt haben sie zurzeit ein besonderes Erlebnis: Umleitungen. Auf der linken Neckarseite ist der Radweg unterhalb der Gaisburger Brücke gesperrt. Auch der Schillerradweg ist unbefahrbar. Die Umleitungsstrecke verwirrt ortsunkundige Radtouristen, umstritten ist die Verkehrsführung auf den Otto-Hirsch-Brücken.

Wo bitte geht der Neckartalradweg weiter? Diese Frage stellen sich zurzeit Radler, die sich in den Oberen Neckarvororten nicht auskennen. Ob an der Hafenbahnstraße in Höhe des Obertürkheimer S-Bahnhofs, auf dem Karl-Benz-Platz oder am Stadtbad Untertürkheim - immer wieder trifft man auf Radtouristen, die in Landkarten vertieft und ratlos sind. Denn die vorgeschlagenen Routen stimmen mit der Wirklichkeit nicht überein. Wegen Bauarbeiten sind entscheidende Abschnitte des Neckartalradwegs gesperrt - Umleitungen sind zwar ausgewiesen, der Schilderwald trägt aber oft zur Verwirrung bei.

Wer den Neckar abwärts fahren will, steht am Obertürkheimer Bahnhof vor dem gesperrten Schillerradweg. Für Stuttgart 21 wird dort der Tunnelmund gebaut. Umleitungsschilder weisen den Radlern den Weg. Über die Hafenbahnstraße sollen sie zu den Otto-Hirsch-Brücken radeln. Dort ist eine Radspur - teilweise rot markiert - eingerichtet. Statt entlang des idyllischen Neckarersatzbachs müssen sich die Radler in den Verkehrsfluss einreihen. Sie rollen vom Gehweg auf die Fahrbahn und kreuzen dann auf dem rotmarkierten Abschnitt die hinter ihnen fahrenden Autos, die sich auf der Rechtsabbiegespur einordnen wollen. Eine umstrittene Verkehrsführung. Ein älteres Ehepaar entscheidet sich für die Alternative: Sie radeln auf dem Gehweg zur Ampel. Eine zwölfköpfige Radgruppe biegt auf den Streifen mit dem Rad-Piktogramm, zunächst zögerlich, dann doch couragiert. Sie haben Vorfahrt. „Wir sind erfahrene Radtouristen. Aber der Abschnitt hier ist selbst für uns stressig“, sagt Gerhard Mrotzki aus der Nähe von Pirmasens. Auch die Ausschilderung stellt sie vor Probleme. Sie sollen über die Augsburger Straße, den Karl-Benz-Platz zum Stadtbad finden. Von dort geht‘s links des Neckars weiter flussabwärts.

Für ortsunkundige Radler, die von Bad Cannstatt Richtung Esslingen fahren wollen, wird‘s auf Höhe des Stadtbads kompliziert. Sie stehen vor einem Schilderwald. Eine Tafel mit dem Neckartalradweg- und anderen Piktogrammen weist sie nach rechts, ein anderes nach links ebenfalls zum Neckartalradweg. Noch verwirrender: Ein gelbes Schild zeigt eine Radweg-Umleitung nach Wangen an. Vielleicht hilft ein Blick in die mitgebrachte Tourenkarte. Sie empfiehlt den bisherigen Weg nach rechts und durchs Lindenschulviertel. Spätestens am Bruckwiesenweg erfahren die Radler dann aber, dass der bisher gültige Fernradweg wegen der Baustelle gesperrt ist. Doch auch die Radler, die am Stadtbad - wie von der Stadt gewollt - die Umleitungsstrecke einschlagen, steigen wenige Meter später wieder vom Rad. Es fehlt ein Hinweis, wie es am Karl-Benz-Platz weitergeht. Glück hat, wenn ein Passant weiterhelfen kann.

Erschwerend kommt seit Ende der Woche hinzu, dass der Radweg auf der rechten Neckarseite - entlang der B 10 gesperrt ist. Wegen Stromnetzarbeiten bleibt der Radweg zwischen Inselstraße und König-Karls-Brücke bis zum 31. Dezember gesperrt.