Mit Aktionen, wie hier einer Autogrammstunde der Geschwister Hofmann beim Fleggatreff in der Fußgängerzone in Untertürkheim, sorgen die Handels- und Gewerbevereine für eine Belebung der Ortskerne in den Stadtbezirken. Die Sonntagsöffnung der Geschäfte ist eine Ergänzung dazu.Archiv Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Auf Unverständnis stößt der Widerspruch der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gegen den verkaufsoffenen Sonntag am 2. Oktober in der Stuttgarter Innenstadt bei den Gewerbe- und Handelsvereinen in den Neckarvororten. Von dem Einspruch betroffen wären auch 18 weitere Traditionsveranstaltungen in den Stadtbezirken. „Das ist ein Unding. Wir sorgen damit für die wichtige Belebung in den Ortskernen“, entrüsten sich die Vereinsmitglieder.

Ob der Flegga-Treff in Untertürkheim, der Knausbira-Sonntag in Hedelfingen oder der Volksfestumzug sowie Martinitag in Bad Cannstatt - nach dem Widerspruch von Verdi gegen den verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt stehen auch alle anderen geplanten Veranstaltungen in den Stadtbezirken auf der Kippe. Sehr zum Ärger der Gewerbe- und Handelstreibenden: „Seit knapp einem Jahr planen wir unsere Veranstaltung und haben dafür auch Geld in die Hand genommen. Dass der Knausbira-Sonntag nun nicht stattfinden könnte, ist eine absolute Frechheit“, sagt Michael Weber, der Vorsitzendes GHV Hedelfingen-Rohracker. Schließlich handele es sich um eine seit Jahrzehnten bestehende Traditionsveranstaltung, bei der alle Vereine und Institutionen gemeinsam ein buntes Programm, ein Stadtteilfest auf die Beine stellen. „Es dient zur Belebung des Stadtbezirks, im Sinne der Bürger“, betont Weber. „Dass die Geschäfte gleichzeitig geöffnet haben ist eine gewünschte und sinnvolle Ergänzung und nicht der Hauptgrund“, ergänzt Markus Krautter vom IHGV Untertürkheim. Dass im Umkehrschluss sich die Betriebe auch einem breiteren Publikum mit ihren Aktionen präsentieren können, sei wichtig. „Wir brauchen die Werbung.“

Das sieht auch die Stadt so. Alleine dadurch lasse sich das Ladensterben in den Außenbezirken Stuttgarts jedoch nicht aufhalten, „Es ist aber ein wichtiger Bestandteil, um den gewünschten Branchenmix und damit die Nahversorgung aufrecht zu erhalten“, sagt die Stadtteilmanagerin der Wirtschaftsförderung, Mareike Merx.

Noch überwiegt die Überzeugung, dass sich der Widerspruch von Verdi „von der Innenstadt überhaupt nicht auf die einzelnen Stadtbezirke übertragen lasse“, betont Angelika Grupp, die die GHV/VDF-Vorsitzende Bad Cannstatt. Sowohl sie als auch Weber zweifeln die Rechtmäßigkeit des Widerspruchs, vor allem zu diesem späten Zeitpunkt an. Dennoch sei man, um den möglichen „Supergau“ abzuwenden, auch kampfbereit: Als stellvertretender Vorstand der aktiven Stuttgarter werde man „notfalls auch rechtlich dagegen vorgehen“, warnt Grupp. Zumal sich die Anzahl der verkaufsoffenen Sonntage mit zwei pro Jahr in jedem Stadtbezirk - einzig Bad Cannstatt hat eine Genehmigung für drei - in Grenzen halte.

Doch genau das sieht Verdi anders. „Die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage in Stuttgart hat sich seit 2012 von 19 auf inzwischen 33 erhöht“, kritisiert Gewerkschaftssekretärin Christina Frank. Gerade im Hinblick auf die vom Bundesverwaltungsgericht festgelegten Kriterien, dass ein verkaufsoffener Sonntag nur im Rahmen einer publikumsträchtigen Veranstaltung stattfinden darf, sieht Verdi bei dem von der City-Initiative Stuttgart angestrebten „Goldenen Oktober“ nicht gegeben. „Es ist kein Event, wenn nur die Verkäuferinnen hinter der Theke stehen“. Hingegen stelle die Gewerkschaft die kleineren Traditionsfeste in den Stadtbezirken überhaupt nicht in Frage. „Doch aufgrund der Allgemeinverfügung blieb uns keine andere Wahl als gegen alle verkaufsoffenen Sonntage vorzugehen“, betont Frank. Auch zeitlich noch rechtzeitig. Aufgrund eines Formfehlers beim Beschluss der Stadt im vergangenen November habe sich die Einspruchsfrist von einem Monat auf ein Jahr verlängert. In der kommenden Woche sollen in einem Gespräch zwischen Gewerkschaft und Stadt mögliche Kompromisslösungen erörtert werden.