Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

2017 endet eine fast ein Jahrhundert lang geltende Regelung: das deutsche Branntweinmonopol. Der Staat nimmt bisher Brennern einen Teil des erzeugten Alkohols zu garantierten Preisen ab. Die EU beendet die Staatssubvention. Der Brennereiverband fürchtet, dass Kleinbrennereien nun unter Druck geraten und es für Streuobstbesitzer noch weniger lukrativ wird, ihre Ernte in den Brennkesseln zu veredeln.

Sie gehören zur Landeskultur: Brennereien und edle Schnäpse, die aus den Früchten der Streuobstwiesen gebrannt werden. Etliche Stuttgarter Landwirte haben ein Brennrecht und sind für ihre Edelbrände bekannt. Für sie und Gartenbesitzer ist dies eine Chance, den Lohn ihrer Arbeit zu veredeln - in hochprozentige Tröpfchen. Die Tradition zeigt sich auch in der städtischen Brennerei in der Strümpfelbacher Straße. Beim Zusammenschluss der von Untertürkheim mit Stuttgart ließen sich die Untertürkheimer 1905 den Fortbestand der Brennerei festschreiben. Seit 50 Jahren heizt Robert Munk im Auftrag der Stadt den Kessel ein.

In Deutschland gibt es noch 20 000 Kleinobstbrennereien. Die Verbandsverantwortlichen fürchten jedoch einen Rückgang - wegen des Endes des Branntweinmonopols. Dieses hatte Deutschlands letzter Kaiser 1918 ins Leben gerufen. Er wollte Schwarzbrennen einschränken und der durch den Krieg geschwächten Staatskasse Einnahmen bescheren. Noch heute spült die Branntweinsteuer dem Finanzminister rund zwei Milliarden Euro pro Jahr in die Kasse. Gleichzeitig greift der Staat den Brennern unter die Arme. Er kauft ihnen Rohalkohol aus Getreide und Kernobst zu einem garantierten Preis ab. Indirekt können Obstbesitzer, die ihren Schnaps nicht selbst vermarkten, damit Steuern sparen.

Mit dieser Subvention ist Ende 2017 Schluss. „Wir wissen noch nicht, wie sich dies auf die Brennereien und wie sich dies auf die Streuobstbesitzer auswirken wird, die ihre Maische in den Brennereien veredeln lassen“, sagt Karl Müller, der Vorsitzende der Klein- und Obstbrenner in Nord-Württemberg. Er fürchtet aber, dass einigen Streuobstbesitzern der Anreiz genommen wird, ihre Bäume zu pflegen, die Früchte zu ernten und sie zu einer Brennerei zu bringen. „Entweder sie liefern sie in eine Mosterei oder sie lassen sie am Boden liegen.“ Diese Befürchtung hat auch Fritz Currle. Nur für sich und einige Bekannte wirft der Uhlbacher Wengerter den Brennkessel an. Currle und der Rotenberger Günther Busch glauben zwar, dass die Zahl der Gartenbesitzer, die ihr Obst in der Brennerei abliefern, zurückgehen, dass es aber immer noch so genannte Stoffbrenner geben wird, die ihren eigenen Edelbrand erzeugen wollen. „Nicht um Geld zu verdienen, sondern um Schnaps aus dem eigenen Garten zu genießen“, sagt Busch. „Denn wer Kirschen, anderes Steinobst oder sortenreine Williamsbirnen gebrannt hat, für den galt das Branntweinmonopol eh nicht,“ ergänzt Currle.

Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk will sich dennoch um die Zukunft der Obstbrenner kümmern. „Klein- und Obstbrenner sind wichtig für den Erhalt wertvoller Kulturlandschaften und sind wichtige Partner von Tourismus und Gastronomie.“ Deswegen werde das Land das Brennerei-Team an der Lehranstalt in Weinsberg personell aufstocken. Sie sollen Obstbauern bei der Neuausrichtung ihres Betriebs unterstützen. Wichtig sei aber auch, „welchen Preis die privaten Aufkäufer - meist sind es Verschlussbrennereien - für den Alkohol zahlen werden, den die Brennereien nun an sie statt an den Staat abgeben wollen“, sagt Müller. Die Verbandsoberen sind gerade in Gesprächen mit einigen Aufkäufern.