Beliebte Fahrradroute in der Hedelfinger Straße: Radler nutzen gerne den Gehweg entlang des Kodak-Areals. Fotos: Kuhn  Quelle: Unbekannt

Bei der Vorstellung der neuen Hauptradroute 2, die von der Innenstadt nach Hedelfingen führt, schlugen die Wogen in der Bezirksbeiratssitzung hoch. Die Stadtplaner wollen auf beiden Seiten der Hedelfinger Straße ein Radfahrstreifen am Fahrbahnrand einrichten. Zwischen Wangener Marktplatz und Hedelfinger Platz sollen für diese separate Fahrradspur 56 Parkplätze geopfert werden. Der Widerstand ist vehement.

Von Mathias Kuhn
„Nach ihren Plänen ist das Chaos vorprogrammiert“, echauffierte sich CDU-Bezirksbeirat Dieter Bohnacker über die Entwürfe, die Fahrradbeauftragter Claus Köhnlein und Verkehrsplaner Andreas Hemmerich vorstellten. 38 Hauptradrouten durchziehen die Landeshauptstadt. Die Hälfte ist fertiggestellt oder wird gerade gebaut. Die Strecke von der Innenstadt über Stuttgart-Ost und Wangen nach Hedelfingen wurde bislang stiefmütterlich behandelt. Das soll sich noch dieses Jahr ändern. Zumindest zwischen Wangener Marktplatz und dem Hedelfinger Platz. „Das Gesamtkonzept sieht eine sichere Radwegverbindung zwischen Stuttgart-Ost und Hedelfingen vor. Auf ihr sind Radler und Fußgänger getrennt, sie wird beleuchtet sein und ist auch in den Winterdienst der Stadt integriert“, erklärt Köhnlein.
Was dies für die neue Radwegverbindung zwischen Wangen und Hedelfingen bedeutet, zeigte Hemmerich. Am Wangener Marktplatz beginnend, soll – auf beiden Seiten der Hedelfinger Straße – ein Radfahr- oder ein Schutzstreifen eingerichtet werden. An der Kreuzung mit den Otto-Konz-Brücken soll deswegen eine der beiden Linksabbiegespuren entfallen. Bei der Ampelregelung an der viel befahrenen Kreuzung sollen die Radler bevorzugt werden. Auf Seiten des Kodak-Areals und gegenüber wird dann wieder je ein Radweg am Fahrbahnrand eingerichtet. „Dort können Radfahrer – mit Ausnahme der Engstelle an der Kreuzung Heiligenwiesen – mit gebührendem Abstand zu den vorbeifahrenden Autos bis zum Hedelfinger Platz vorankommen“, so Hemmerich.
Die Bezirksbeiräte erkannten jedoch schnell, wer dafür zurückstecken soll. 56 der bisher 160 zur Verfügung stehenden Parkplätze entlang der Straße werden geopfert. Allein 20 Stellplätze fallen entlang des SKS-Sportplatzes weg. „Dort parken viele Anwohner des neuen Wohngebiets, das auf dem einstigen Kodak-Parkplatz errichtet wurde“, erklärte CDU-Bezirksbeirätin Petra Püchner. Auch Besucher der SportKultur Stuttgart seien auf diese Stellflächen angewiesen. Unverständnis herrschte bei vielen Bezirksbeiräten auch darüber, dass der bislang offizielle Radweg aufgegeben wird. Er verläuft nicht auf der Hedelfinger Straße, sondern – getrennt vom Autoverkehr – auf dem Feldweg hinterm Kodak. Selbst Grünen-Bezirksbeirat und Fahrradpendler Eberhard Schweizer erzählte, dass er in beide Fahrtrichtungen auf dem Gehweg entlang des Kodak-Areals und dann über die Nähterstraße in Richtung Gaisburg fahre. „Vielleicht können wir deswegen auf den Radweg auf der Neckarseite verzichten“, regte er vorsichtig an.
Die Verkehrsplaner lehnten ab. „Fahrradfahrer im Gegenverkehr haben laut Statistik ein vierfaches Risiko“, so Hemmerich. „Mit ihrer Verkehrsführung an der Autohofkreuzung ist das Verkehrschaos aber vorprogrammiert“, warnte Annette Baisch (Freie Wähler). „Sie haben aus den Fehlern in der Nürnberger Straße nichts gelernt“, attackierte Bohnacker die Vertreter der Stadt. Diese erinnerten nochmals daran, dass sie nur die Vorgaben der Stadt erfüllen. Sichere Radrouten, um mehr Stuttgarter aufs Rad zu bringen, laute das Ziel. Dass die Pläne allerdings erst kurz vor der Realisierung präsentiert werden, machte die Lokalpolitiker wütend. Nach hitziger Debatte forderten sie eine gemeinsame Sitzung mit den Bezirksbeiräten in Wangen und Stuttgart-Ost.