Seit Jahren ist die Zahl der Fahrrad-Diebstähle gleichbleibend hoch: Alleine 1618 Fälle gab es 2016 in Stuttgart. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Die derzeitige Kältephase sorgt nur für eine kurze Unterbrechung, denn grundsätzlich hat mit dem Frühling auch die Fahrradsaison begonnen. Angesichts der gleichbleibend hohen Zahl an Diebstählen in Deutschland, „sollten Fahrräder mit einer individuellen Nummer gekennzeichnet sein“, betont Harald Schmidt, der Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProBK). Nur mit Hilfe einer solchen Nummer könne ein gestohlenes Rad, das wiedergefunden wurde, seinem Besitzer eindeutig zugeordnet werden.

Das Programm will die Menschen zum Start in die neue Saison wieder sensibilisieren. Schließlich haben Fahrraddiebstähle weiterhin Hochkonjunktur. In den vergangenen sieben Jahren wurden bundesweit jeweils mehr als 300 000 Fälle registriert. Alleine in Stuttgart wurden 2016 insgesamt 1618 Fahrräder gestohlen. Damit wurde zwar ein Rückgang um 83 Fälle gegenüber 2015 registriert, allerdings war dies damals der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Besonders im Blickpunkt der Diebe sind hochwertige Fahrräder. In der Hälfte aller Fälle wurden Mountainbikes gestohlen. Umso wichtiger sei es, den eigenen Drahtesel entsprechend zu sichern.

Um sich vor einem Fahrrad-Diebstahl zu schützen, helfen bereits einfache Mittel: „Es empfiehlt sich, ein massives Stahlketten-, Bügel- oder Panzerkabelschloss zu verwenden, das groß genug ist, um das Fahrrad an einem festen Gegenstand, wie einem Fahrradständer, anzuschließen“, erklärt Gerhard Klotter, Vorsitzender der ProBK mit Sitz in Bad Cannstatt. Nur das Vorder- und Hinterrad zu blockieren, reiche als Schutz vor Dieben nicht aus, diese könnten blockierte Räder mühelos wegtragen oder verladen, so Klotter weiter.

Ob nun von Jugendlichen aus Übermut oder von professionellen Banden aus Osteuropa gestohlen, die Aufklärungsquote liegt bundesweit erfahrungsgemäß unter zehn Prozent. Landesweit konnten im vergangenen Jahr immerhin noch 7,7 Prozent der Fälle aufgeklärt werden, in Stuttgart liegt diese jedoch bei lediglich noch 4,4 Prozent. „Umso präziser das Fahrrad im Bedarfsfall bei der Anzeigenerstattung beschrieben werden kann, umso höher sind die Erfolgschancen bei der Fahndung und späteren eindeutigen Zuordnung“, erklärt ProBK-Geschäftsführer Schmidt. Viele Fahrräder haben eine Rahmennummer, die sich zum Beispiel am Sitzrohr, auf der Tretlager-Unterseite oder der Gepäckträgerplatte befinden kann. Fehlt eine Rahmennummer, sollten Radfahrer eine eigene Kennung anbringen. Das kann man auch im Fachhandel erledigen lassen.

Das ProBK rät zu einer Fahrradcodierung mit amtlichen Schlüsselzahlen wie dem Straßennamen und der Hausnummer. Damit könne die Polizei die Wohnanschrift des Eigentümers herausfinden - und zwar auch dann, wenn das Rad nicht in polizeilichen Fahndungsdateien erfasst ist.

Fahrradpass erstellen

Die Daten zum Fahrrad sowie die eigene Anschrift sollten Besitzer außerdem in einem Fahrradpass notieren lassen. Viele Händler stellen ihn schon beim Kauf aus - falls nicht, sollte man gezielt nachfragen. Zusammen mit einem Foto des Fahrrads ist dieses Dokument im Falle eines Diebstahls ein wichtiger Nachweis für Polizei und Versicherung.

Angesichts der gleichbleibend hohen Zahl an Fahrraddiebstählen im Südwesten der Republik hatte auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) erst im vergangenen Sommer mehr sichere Abstellplätze gefordert. Die Kommunen sollten zum Beispiel an belebten Bereichen mit großen Abstellplätzen, zum Beispiel an Bahnhöfen, Bädern oder Sport- und Freizeiteinrichtungen entsprechende Fahrradboxen aufstellen. Laut ADFC bestehe akuter Handlungsbedarf.

Das könne das Problem aber nicht komplett lösen, ist Schmidt hingegen überzeugt. „Schließlich sind Freizeitradler nicht ausschließlich dort unterwegs, wo es vielleicht ein solches Angebot auch wirklich gibt“, sagt Schmidt. Vorsorge sei daher immer die beste Alternative - zum Schutz vor Fahrraddieben.

Kennzeichnung des Rads

Tipps, wie Fahrradbesitzer ihren Drahtesel vor Dieben schützen können, sowie einen polizeilichen Fahrradpass enthält das Faltblatt „Guter Rat ist nicht teuer. Und der Verlust Ihres Rades?“. Das Faltblatt kann heruntergeladen werden unter www.polizei-beratung.de/medienangebot.

Seit einigen Jahren gibt es auch die kostenlose Fahrradpass-App der Polizei für das Smartphone. Die Informationen können dann im Bedarfsfall ausgedruckt oder gleich per E-Mail verschickt werden. Die Fahrradpass-App ist kostenlos im App Store beziehungsweise im Google Play Store unter folgenden Links herunterladbar: itunes.apple.com/de oder play.google.com.