Die Vielfalt der Coffee-to-go-Becher ist enorm. Die Folgen sind Unmengen an Müll. Die Stadt soll nun nach dem Willen der SPD ein eigenes Pfandsystem einführen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Nur 15 Minuten - das ist die geschätzte Nutzungsdauer eines Coffee-to-go-Bechers. Die Folge sind Unmengen an Müll. Dem will die SPD-Fraktion im Gemeinderat mit einem Antrag einen Riegel vorschieben. Sie fordert die Stadtverwaltung auf, mit der Wirtschaft und dem Handel ein System zu entwickeln, wie Coffee to go umweltschonender angeboten werden kann. Entweder durch ein eigenes Pfandsystem oder durch die Verwendung umweltschonender Verpackungsmaterialien.

Morgens auf dem Weg zur Arbeit, zwischen zwei Terminen oder beim gemütlichen Einkaufsbummel schnell einen Coffee-to-go trinken, gehört für viele Menschen zum Alltag. Doch nach nur 15 Minuten landen die Pappbecher im Mülleimer. Eine große Umweltbelastung, da die Behältnisse nur selten aus Recyclingmaterial und zudem mit Kunststoff beschichtet sind. Außerdem landen sie fast immer in öffentlichen Mülltonnen - wenn sie zum Ärger der SPD nicht Plätze, Straßen und Wege verschmutzen -, weshalb es nahezu unmöglich ist, die Materialien wiederzuverwerten. Die Menge der so verbrauchten Trinkbecher ist enorm. Schätzungen gehen von 5 bis 6,5 Milliarden Pappbechern pro Jahr in Deutschland aus. „Würde man alle ineinander stecken, ergäbe das mindestens eine Strecke von Köln nach Budapest“, verdeutlicht SPD-Stadtrat Dejan Perc.

Genaue Zahlen, wie viel Pappbecher pro Jahr in der Landeshauptstadt verbraucht werden, kann die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) nicht beziffern, da dies in der Statistik nicht separat erfasst wird, „aber seit dem Boom des Coffer to go ist die Belastung auf jeden Fall größer geworden“, betont AWS-Sprecherin Annette Hasselwander. Überall, wo es den Kaffee zum Mitnehmen gibt, seien die Pappbecher auch vermehrt zu finden. Vor allem in der Nähe von Bahnhöfen, Laden-/Einkaufszentren sowie Fast-Food-Gastronomie. Im Jahr 2015 musste die AWS knapp 6000 Tonnen Müll von den Straßen räumen, hinzu kommen weitere 1600 Tonnen aus öffentlichen Papierkörben.

Aus Sicht der SPD ein großes Ärgernis und auch schädlich für die Natur. Ein flächendeckendes Pfandsystem ließe sich nur einführen, wenn es eine Änderung der Verpackungsordnung auf Bundesebene gäbe. Das ist derzeit aber nicht in Sicht. Umso mehr beschreiten immer mehr Kommunen eigene Wege, um die Müllflut einzudämmen. Vor kurzem hat die Stadt Freiburg ein Pfandsystem eingeführt, ein weiterer „möglicher Ansatzpunkt ist auch das Verpackungsmaterial. Statt des Pappbechers könnte das Biopolymer Lignin zum Einsatz kommen“, sagt Perc. Unter anderem in Hamburg ist die Verwendung des sogenannten „Baumsaftes“ inzwischen vorgeschrieben.

Ergänzend oder alternativ können sich die Sozialdemokraten die Möglichkeit vorstellen, die Wiederverwendung der Kaffeebecher attraktiver zu gestalten. Eine große Akzeptanz sei nur dann zu erreichen, sofern das System betreiberunabhängig sei. „Wenn ich im Geschäft A einen Kaffee kaufe und den Becher im Geschäft B wieder zurückgeben kann oder zu reduziertem Preis einen neuen Kaffee eingeschenkt bekomme, dann kann sich so etwas durchsetzen“, ist Perc überzeugt. Wohlwissend, dass dieses Vorhaben nicht überall auf Gegenliebe stoßen wird.

Daher bedarf es aus Sicht der SPD unabdingbar einer Initiative von IHK, den Handels- und Gewerbevereinen sowie der Cityinitiative Stuttgart. Im Rahmen eines Runden Tisches soll dann unter der Leitung der Wirtschaftsförderung Stuttgart ein System ausgearbeitet werden, wie Coffee to go in Zukunft umweltschonender angeboten werden kann. Für Perc steckt in dem Thema „ein unglaublich großes Potenzial“.