Neue Regel: Zuerst auf dem Monitor schauen, ob die Einfahrt zum Zwischenangriffspunkt frei ist, eine Nummer ziehen und dann erst losfahren. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Seit Monaten transportieren Lastwagen Erdaushub aus dem Stuttgart-21-Tunnel in Wangen ab. Vor der Einfahrt zum Zwischenangriffspunkt in der Ulmer Straße parkten wartende Lastwagen und gefährdeten den Verkehr. Ein neues Logistikkonzept soll dies nun verhindern: Auf dem Parkplatz des Großmarkts wird ein Zwangsstopp für Lastwagen eingerichtet. Erst, wenn die Einfahrt zum Zwischenangriff frei ist, dürfen die Mehrtonner losfahren.

Meter um Meter kämpfen sich die Mineure im Stuttgart-21-Tunnel bei Wangen voran. Zwei Röhren verbinden künftig den Hauptbahnhof mit dem Neckartal. Vom Zwischenangriffspunkt in der Ulmer Straße aus meißeln, sprengen und baggern die Bergleute unter Tage in vier Gängen - je zwei in Richtung Hauptbahnhof und zwei in Richtung Untertürkheim. Tonnenweise Erde und Gestein fördern sie zutage. Die Berge werden auf dem Gelände an der Ulmer Straße zwischengelagert, registriert, sortiert und abtransportiert - entweder direkt oder indirekt zu den Erddeponien im Schwarzwald oder weiter entfernt. Dutzende Lastwagen karren den Erdaushub ab und bringen Baustoffe für den Tunnelbau. Dies führte oft zu langen Warteschlangen vor der Einfahrt. Lastwagenfahrer stellten ihre Fahrzeuge auf der rechten Fahrbahn der Ulmer Straße - vor und nach dem Aldi-Parkplatz - ab. Dadurch kam es zu brenzligen Verkehrssituationen. Die Einfädelspur wurde kürzer. Autofahrer, die von der Inselstraße zur Brendle-Kreuzung fuhren, standen nach der Kurve plötzlich vor parkenden Lastwagen.

Ohne Nummer keine Zufahrt

„Mit einem neuen Logistikkonzept wollen wir die Situation entschärfen“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn-Projektgesellschaft. Seit vergangener Woche ist es im Einsatz. Bevor die Lastwagenfahrer aufs Gelände in der Ulmer Straße fahren dürfen, müssen sie einen Zwischenstopp auf dem Großmarkt anfahren. Dort wurde von der Baulogistik ein Abschnitt mit Gittern abgetrennt. Im vorderen Ausfahrtsbereich haben die Logistiker einen Bildschirm installiert. „Auf ihm können die Fahrer die Situation im Eingangsbereich des Zwischenangriffspunkts in der Ulmer Straße beobachten“, sagt der DB-Projektsprecher. Minütlich wird das Bild aktualisiert. „Gleichzeitig muss jeder Fahrer eine Nummer ziehen“, so der Sprecher. Erst, wenn der Fahrer sieht, dass die Einfahrt in der Ulmer Straße frei ist, darf er den Zwangsstopp auf dem Großmarkt-Parkplatz verlassen und Richtung Wangen fahren. „Nach Anfangsschwierigkeiten wird das System nun von den Lastwagenfahrern gut angenommen“, sagt ein Logistikverantwortlicher. Den Fahrern bleibt auch keine andere Wahl. „Wer ohne Nummer am Zwischenangriffspunkt auftaucht, wird wieder weggeschickt“, so der DB-Projektsprecher. Noch strenger werden Lastwagenfahrer behandelt, die nicht die vorgegebene Strecke über die B 10 nutzen. Immer wieder beschweren sich Anwohner, dass S-21-Lastwagen durch Wangens Ortskern oder über die Inselstraße fahren. „Wer sich nicht an die vorgegebene Route hält, wird ermahnt und im Wiederholungsfall ausgeschlossen.“