Besonders die Bewohner der Häuser auf dem 2005 bebauten Prinzing-Areal sind vom Lärm betroffen. Fotos: Müller Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Im Lindenschulviertel in Untertürkheim kracht‘s - im doppelten Sinne. Seit Jahren klagen Anwohner, dass das gesamte Wohngebiet durch die gewerbliche Nutzung im Umfeld hochgradig durch Lärm belastet ist. In erster Linie richtet sich der Protest gegen das Tanklager Stuttgart (TLS). Zu Recht, wie ein Gutachten erweist. Eine neue Untersuchung durch das Regierungspräsidium Stuttgart hat bislang noch nicht die gewünschten Ergebnisse über geeignete Lärmschutzmaßnahmen erbracht - nach über einem Jahr.

Seit vielen Jahren brodelt es unter den Anwohnern im Lindenschulviertel. Nach zahlreichen vergeblichen Beschwerden brachte erst eine Klage an das Regierungspräsidium den gewünschten Erfolg. Auf Druck der zuständigen Emissionsschutzbehörde wurde ein Lärmgutachten erstellt. Die Ergebnisse bestätigten die Eindrücke der Anwohner.

Neben der hohen Belastung durch die Bahnlinie sowie dem Zentrallager eines großen Weingroßhändlers in der Albert-Dulk-Straße sind vor allem die nächtlichen Geräusche des Benzin- und Heizöllagers mit einem Wert von bis zu 49 Dezibel (db(A)) deutlich zu hoch. Betroffen durch das TLS im Ölhafen sind vor allem das 2005 in unmittelbarer Nähe erstellte Wohngebiet auf dem ehemaligen Prinzing-Areal mit dem Studentenwohnheim mit 500 Plätzen sowie vier Mehrfamilienhäuser mit 55 Wohnungen. In dem Mischgebiet, wie es von Seiten der Stadt im Bebauungsplan ausgewiesen wurde, gelten Richtwerte von lediglich 60 db(A) tagsüber und 45 db(A) nachts. Über zu viel Lärm klagen aber auch Anwohner in der Türkenstraße und der Straße In der Au. Für das Wohngebiet im Lindenschulviertel sind 50 db(A) tagsüber und 40 db(A) nachts erlaubt.

Rein rechtlich sind die Vorgaben daher eindeutig. In einem ersten Schritt hat das Tanklager bereits im Sommer 2015 für Verbesserungen an der Abfüllanlage gesorgt. Der von den Anwohnern kritisierte Pfeifton, eine sogenannte Tonität, die selbst durch die Wände drang, konnte abgestellt werden. „Der wahnsinnige Druck der Öffentlichkeit ist somit weg“, weiß TLS-Geschäftsführer Peter Meyer. Nichtsdestotrotz würden die Lärmvorgaben immer noch nicht erfüllt. In der Pflicht sieht er dabei vor aber vor allem das Regierungspräsidium und die Stadt. „Wir müssen auf die zuständigen Genehmigungsbehörden warten“. Diese müssten nun über das weitere Vorgehen entscheiden. Das Tanklager habe das Mögliche gemacht.

In einem Ergänzungsgutachten des Regierungspräsidiums , das bereits seit Frühsommer 2015 läuft, hätten sich verschiedene technische Möglichkeiten ergeben, heißt es von Seiten des Regierungspräsidiums. Unter anderem die Verlängerung der 2001 bis 2003 errichteten Schallschutzmauer am Tanklager.

Diese seien aber nur in Zusammenarbeit mit der Stadt umsetzbar, da wesentliche städtebauliche und baurechtliche Aspekte betroffen sind. Denn grundsätzlich stelle sich das Problem sehr komplex dar. Zum einen durch die verschiedenen Lärmquellen und die besondere Nähe zwischen Industrie und Wohnbebauung. Schließlich liegen zwischen dem ehemaligen Prinzing-Areal und dem TLS nur circa 150 Meter. Zur Klärung dieser Fragen sollen in nächster Zeit Gespräche zwischen dem Regierungspräsidium und der Landeshauptstadt stattfinden. So oder so, Krach im Lindenschulviertel scheint weiter vorprogrammiert.