Oft kein Durchkommen: Die Feldwege auf der Wangener Höhe und in anderen Gartengebieten sind teilweise zugewuchert. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Feuerwehr, Landwirte und Gartenbesitzer schlugen im Herbst Alarm: Aufgrund der guten Vegetationsbedingungen ragten auf der Wangener Höhe und in anderen Gartengebieten Äste, Hecken und Büsche in die Feldwege. Doch der Kampf gegen den Wildwuchs ist schwierig. „Dem Kahlschlag durch die Stadt sind rechtliche Grenzen gesetzt“, erklärte Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau. Zudem hat der städtische Vollzugsdienst zu wenig Personal, um Feldschutzaufgaben zu erfüllen.

Auslöser für die Diskussion über den Grünschnitt in Stuttgarts Naherholungsgebieten war ein Feueralarm auf der Wangener Höhe. Die Hedelfinger Feuerwehr kam mit ihrem schmalen Unimog-Löschfahrzeug zwar an den Brandherd. Die normalen, größeren Löschfahrzeuge wären aber stecken geblieben. Nicht, weil die Straßen auf der Wangener Höhe zu schmal sind, sondern, weil aus einigen angrenzenden Gärten Äste und Hecken in die Straße ragen. „Das Lichtraumprofil ist an manchen Stellen zu gering“, gestand Klaus Hofmann vom Tiefbauamt in der gestrigen Sitzung des Umweltausschusses. Für den Zustand der Feldwege ist das Tiefbauamt zuständig - nicht nur was mögliche Frostschäden an der Fahrbahn, sondern auch was die Durchfahrtsbreite und -höhe betrifft. „Mindestens einmal im Jahr, meistens während der beginnenden Vegetationsperiode im April oder Mai, kontrolliert ein Mitarbeiter von uns die Wege“, berichtete Hofmann. Wenn er einen Wildwuchs feststellt, kann es allerdings schwierig werden. Der Besitzer wird im Idealfall ermittelt und angeschrieben. „Viele Eigentümer, oftmals die Erben, wohnen nicht in der Region, haben den Garten weiterverpachtet. Rund ein Drittel der Anschreiben kommt als unbekannt zurück“, so Hofmann. Wer nach drei Wochen nicht reagiert, erhält ein zweites Anschreiben, mit der Warnung, dass die Stadtverwaltung den Wildwuchs auf Kosten des Eigentümers beseitigen lasse, wenn sich der Zustand nicht ändere. „In Absprache mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt wird eine Gartenbaufirma beauftragt, die den Weg frei schneidet. Die Leistung bezahlt der Gartenbesitzer“, so Hofmann. Ein aufwendiges Verfahren, bei dem viel Zeit verloren geht, meinte Jürgen Zeeb. „Wieso fährt die Stadt nicht mit einem Fahrzeug durch das Gebiet und schneidet alle Äste ab, die in den Weg hängen?“, schlug der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler vor. Technik-Bürgermeister Thürnau wehrte sich gegen die Idee. Der Stadtverwaltung seien rechtliche Grenzen gesetzt. „Wir greifen in Privateigentum ein. Das dürfen wir nur, wenn Gefahr im Verzug ist.“

CDU-Stadträtin Beate Bulle-Schmid, Jürgen Zeeb und auch Bernd Klingler von der AfD wiesen auf ein weiteres Manko hin. Bis 1993 gab es noch städtische Feldschützer. Deren Nachfolger, die Mitarbeiter des städtischen Vollzugsdienstes, streifen zu selten durch die Gartengebiete. „Unsere Mitarbeiter haben neue Aufgaben in der Innenstadt, Zwangsräumungen, rund 1500 Einsätze als Tiernotdienst, 23 000 Zwangsstilllegung von Fahrzeugen pro Jahr und andere Anforderungen übernehmen müssen und sind deswegen vom Feldschutz weit entfernt“, gestand Albrecht Stadler vom Amt für öffentliche Ordnung. „Es fehlt an Personal“, stellte Bulle-Schmid fest und verwies auf die kommenden Etatberatungen, bei denen der Gemeinderat neue Stellen bewilligen könne. „Da wir die Mitarbeiter des Vollzugsdienstes auch zur Kontrolle der Sauberkeit und Sicherheit auf unseren Plätzen und Straßen einsetzen wollen, werden wir sicher wieder auf den Gemeinderat zukommen“, versprach Thürnau.