An insgesamt acht Tagen lag eine geschlossene Schneedecke in Stuttgart. Zur Freude der Kinder, die Schlittenfahren konnten. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Kühlschranktemperaturen, Eis und Schnee - der Januar hatte die Landeshauptstadt mit Dauerfrost fest im Griff. Das Thermometer fiel bis auf minus 13,9 Grad. An 29 von 31 Tagen gab es Frost in der Nacht - ein neuer Rekord. Sogar der Neckar im Stuttgarter Hafen fror bei der klirrenden Kälte ein. „Das hat es lange nicht mehr gegeben“, weiß Meteorologe Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst. In den kommenden Tagen wird es milder, aber der Winter ist noch nicht vorbei.

„Der Januar hat seinem Namen als Wintermonat in diesem Jahr alle Ehre gemacht“, weiß der erfahrene Wetterexperte. Die Durchschnittstemperatur von minus 2,0 Grad lag immerhin 2,5 Grad unter dem langjährigen Mittel. Damit rangiert der Januar 2017 auf dem siebten Platz der kältesten Januarmonate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Stuttgart im Jahr 1951.

Dafür verantwortlich waren die langen extremen Kältephasen. Bereits in der Nacht auf den 6. Januar deutete sich die erste an. Nur einen Tag später fielen die Temperaturen auf den Monatstiefstwert von minus 11,1 Grad am Cannstatter Schnarrenberg, und sogar auf minus 13,9 Grad am Flughafen in Echterdingen. Die weitere, sehr viel längere Frostperiode verzeichneten die Meteorologen dann vom 17. bis 28 Januar. „Diese wird auch den Menschen in Erinnerung bleiben“, weiß Riedl. Über zahlreiche Tage kletterten die Temperaturen auch tagsüber nicht mehr über die Null-Grad-Grenze - insgesamt waren es 14 solcher Eistage, sieben mehr als gewöhnlich. Die Kühlschranktemperaturen in Stuttgart ließen sogar den Neckar im Hafen gefrieren. Um die Fahrrinne frei zu machen, musste ein Eisbrecher eingesetzt werden. Damit das passiert, muss es „mindestens fünf bis sieben Tage Frost haben, damit die Fließgeschwindigkeit des Neckars und auch die Erdwärme nicht mehr ausreichen“, erklärt Riedl. Ein vergleichbarer Vorgang war letztmals im Februar 2012 der Fall.

Orkantief Egon sorgt für Schäden

Und durch die anhaltende Auskühlung des Bodens gab es am 30. Januar ein weiteres Wetterphänomen zu beobachten. Die ersten Ausläufer eines Tiefs brachten Regen mit sich, der auf den Straßen und Gehwegen sofort zu Eis gefror. Glatte Straßen und Gehwege waren die Folge. Generell hielt sich der Niederschlag aber in Grenzen. Mit 18 Litern pro Quadratmeter lag dieser bei lediglich 48 Prozent des langjährigen Mittels. Hauptverantwortlich dafür waren die geschlossenen Schneedecken mit bis zu drei Zentimetern, die vom 8. bis 11. und noch einmal vom 15. bis 18. Januar die Landeshauptstadt in ein weißes Kleid hüllten - zur Freude der Kinder, die Schlittenfahren konnten. Der meiste Niederschlag fiel am 12. Januar mit 3,5 Litern pro Quadratmeter im Zuge des Orkantiefs Egon, das für Windböen bis zu 24,9 Metern pro Sekunde sorgte und zahlreiche Schäden hinterließ. Der schwere Sturm mit fast Windstärke 10 bedeutet ebenfalls einen neuen Rekord für Stuttgart. „Generell ließ der eisige Wind die Temperaturen noch kälter wirken“, sagt Riedl. Dadurch gerieten die 93,1 Sonnenstunden - mit 154,1 Prozent gegenüber dem Normalwert auf Platz 5 der Bestenliste -, die die anhaltende Kälteperiode mitbrachte, beinahe in Vergessenheit.

Auch heute soll wieder die Sonne scheinen. Zudem wird „es deutlich milder“, sagt Riedl. Die Temperaturen klettern dabei bis auf deutlich über 10 Grad Celsius. Im Vergleich zur Eiseskälte im Januar „könnte man dabei fast schon wieder Frühlingsgefühle bekommen“, lacht der Meteorologe. Dennoch warnt er, denn in der kommenden Woche droht ein erneuter Kälteeinbruch: „Der Winter ist noch nicht vorbei.“