Das Holzhochsilo in Wangen hat eine Streusalz-Kapazität von 330 Tonnen. Vor jedem Einsatz füllt Klaus Döring die Reserve seines Fahrzeugs nach. Quelle: Unbekannt

Der Betriebshof der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) in Wangen ist für die kalten Tage gut gerüstet. Zwölf Mitarbeiter sind mit sechs Fahrzeugen rund um die Uhr im Einsatz. Gestern früh war Mitarbeiter Klaus Döring für Hedelfingen und Wangen im Einsatz. Mit drei Tonnen Salz und 1600 Liter Lauge beladen, machte er mit seinem Streusalzwagen die Straßen wieder befahrbar.

Von Erdem Gökalp

Um 11.15 Uhr fängt die Schicht für Klaus Döring an. Auf dem Betriebshof in der Gingener Straße bekommt er zunächst eine Route und ein Fahrzeug zugeteilt: Diesmal fährt er mit knapp acht Tonnen Eigengewicht ein kleineres Streufahrzeug des Typs Unimog U 400. Der Koloss wird nur in der Wintersaison, vom 1. November bis zum 31. März, zum Streuen genutzt. Für den Rest des Jahres wird er zu einem Kehrfahrzeug umgebaut.

Bevor das passiert, gibt es jedoch noch einige Straßen zu bestreuen. Beim Fahren bedient Döring routiniert die vielen Knöpfe im Fahrzeuginneren. Auf einer Anzeige steht die Salzmenge. „Wenn das Salz mal weniger wird, dann schrauben wir die Mengen runter.“ Für diesen Winter besteht jedoch keine Gefahr, das Lager ist gefüllt. Neben dem Salz und der Lauge kann er den Pflug ein- und ausfahren. Dieser kann auf drei Meter verlängert werden. „Ich muss nur vorsichtig sein, wo ich den Schnee hinschiebe. Er darf ja niemandem den Weg versperren.“

Millimeterarbeit ist gefragt

Jede Strecke kennt er wie seine Westentasche. Elegant fährt er einen Slalom zwischen den parkenden Autos. Da an manchen Ecken Millimeterarbeit gefragt ist, sind sie in der Regel zu zweit in der Fahrerkabine. Auf der Wendeplatte der Jägerhalde das erste Problem: Die Stelle ist zugeparkt. „Der steht da jedes Mal, ich hab ihm sogar mal einen Zettel geschrieben.“ Dennoch lässt sich Döring nicht aus der Ruhe bringen. Mit stoischer Ruhe gelingt ihm sein Wendemanöver.

Während der Fahrt wird er von einigen Passanten mit einem Nicken oder einem Lächeln gegrüßt, andere hingegen schütteln den Kopf oder wollen ihn auch mal anhalten. „Das Problem ist, dass viele nicht verstehen, nach welchem System wir streuen“, sagt der AWS-Mitarbeiter. Die Stadt kümmert sich nur um die Straßen, nicht um die Gehwege. Manchmal wird auch gestreut, obwohl kein Schnee oder Glatteis vorhanden ist. In dem Fall dient es als Vorsorge. Auch andere Autofahrer machen Döring manchmal das Leben schwer. „Einige werden ungeduldig, wenn ich langsamer fahren muss. Die wollen dann überholen oder fahren nah auf, auch wenn dadurch ihr Auto mit Salz vollgestreut wird.“ Bewohner hingegen beschweren sich, wenn bei ihnen in der Straße zu wenig gestreut wird. Auch das kann der Fahrer begründen.

„Wir haben verschiedene Prioritäten beim Streuen.“ Die Routen werden in drei Kategorien eingeteilt: Plan A, Plan B und Plan C. Eine Plan-A-Route hat immer Vorrang. Dazu zählen vor allem Hauptverkehrsstraßen und Straßen für öffentlichen Personennahverkehr. Eine Plan-C-Route hat niedrigste Priorität, dazu zählen steile Wohnstraßen mit minimal fünf Prozent Steigung. Es kann also passieren, dass eine Plan-C-Straße hinten angestellt wird, bis die wichtigen Routen abgestreut sind.

Die Fahrer zeigen aktuell vollen Einsatz. „Seit 2. Januar ist durchgehend Nachtschicht angesetzt, bei Bedarf erfolgt der Winterdienst auch im 24-Stunden-Schichtbetrieb“, so AWS-Sprecherin Annette Hasselwander. In wöchentlich wechselnden Schichten kommt jeder Mitarbeiter mal nachts zum Einsatz. So kann die Schicht für Klaus Döring auch mal um 2.45 oder 5.45 Uhr anfangen. In besonders schweren Fällen ist er bis zu zehn Stunden unterwegs.

„Einen Winterurlaub kann ich mir in der Regel abschmieren“, sagt Döring. Denn bei entsprechendem Wetter werde jeder Mitarbeiter gebraucht. Dennoch kann er auch bei der Arbeit mal abschalten: „Wenn viel Schnee liegt, ist es am schönsten.“ Insbesondere die Einsätze bei Nacht, wenn Fontänen von Schnee an den Straßenrand fliegen. Das sind für Klaus Döring die Lieblingsmomente.