Das Hotel Autohof wird im Herbst abgerissen. Die Flüchtlinge, die dort leben, werden in den Systembauten in Münster unterkommen.Archiv Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Jahrzehnte lang feierten Familien hier Feste, trafen sich Vereine und übernachteten hier nicht nur Fernfahrer: im Hotel Autohof. Seit 2014 sind dort Flüchtlinge untergebracht. Im Herbst wird das Hotelgebäude an der Hedelfinger Straße Geschichte sein. Die Straßenverkehrsgenossenschaft (SVG) als Eigentümerin lässt es abreißen und errichtet einen Neubau. „Welche Funktion der Neubau haben wird, beraten wir gerade mit den Ämtern der Stadt“, sagt SVG-Geschäftsführer Uwe Nestel. Die Flüchtlinge werden in Systembauten in Münster ziehen.

Für viele Wangener war das „Hotel Autohof“ eine Institution. Wie ein Bollwerk steht es weithin sichtbar an der Kreuzung Hedelfinger Straße/ Otto-Konz-Brücken. In den Sechziger Jahren, als die Lastwagen noch nicht so luxuriös waren, hatte die SVG das Hotel in unmittelbarer Nähe ihres Autohofes gebaut, um den Fernfahrern eine angenehme Übernachtungsmöglichkeit mit sanitären Anlagen zu bieten. In der Gaststätte konnten die Trucker ein Feierabendbier trinken und sich stärken.

Die Gastronomie im Autohof genoss aber nicht nur unter den Fernfahrern und Reisenden einen guten Ruf. Zu Recht. Viele Wangener feierten im Restaurant des Hotels ihren runden Geburtstag, die Konfirmation oder ihre Hochzeit und auch Wangens Vereine sowie Jahrgänge hielten dort gerne ihre Versammlungen ab. „Doch die Zeiten, in den die Lastwagenfahrer aufs Hotel angewiesen waren, sind vorüber“, sagt Nestel. Die meisten übernachten in ihren Lastwagen. Für die Pächter des Autohofes wurde es immer schwieriger, die Zimmer auszulasten. Seit drei Jahren dient das Hotel Autohof Flüchtlingen als vorläufige Heimat.

Bis Juli muss die Unterkunft jedoch geräumt sein - so war es seit Langem mit der Stadtverwaltung verabredet. Der Grund: „Die Zimmer und das Gebäude sind mehr als 50 Jahre alt. Eine Sanierung würde sich nicht mehr lohnen. Wir wollen das Hotelgebäude im Herbst abreißen lassen“, sagt Nestel. Die Tankstellen, der Autohof mit den Parkplätzen sowie auch das direkt an das Hotel angrenzende Verwaltungsgebäude der SVG bleiben bestehen. „Das Verwaltungsgebäude wird eventuell in einem späteren Abschnitt saniert“, so Nestel.

Das Hauptaugenmerk gilt dem Nachfolgeprojekt auf dem Hotelgrundstück. Ob wieder ein Hotel errichtet werde, stehe noch nicht fest. „Wir konkretisieren gerade unsere Pläne und stimmen die Entwürfe mit den städtischen Ämtern ab“, sagt Nestel. Der bisherige Zeitplan sieht den Beginn der Abrissarbeiten im September/Oktober dieses Jahres vor. Mit dem Bau des neuen Gebäudes könnte dann Mitte 2018 begonnen werden. „Wir werden die Pläne sicherlich vorstellen“, sagt Nestel.

Und die bislang dort untergebrachten Flüchtlinge? „Die Stadt gibt die Räume Ende Juli, wie im Mietvertrag vorgesehen, an den Eigentümer zurück“, sagt Sven Matis, der Sprecher der Stadt. Im Laufe des Juni werden die rund 85 Bewohner in die Systembauten in der Burgholzstraße in Münster umziehen. Dort verantworten die Malteser sowohl die pädagogische Hausleitung als auch die Sozialberatung. „Wir haben die Bewohner bereits Anfang des Jahres über den Umzug informiert“, so Matis.