Bis an die Einmündung der Kurve geparkte Fahrzeuge machen das Einbiegen für Rainer Kopp an der Ecke Augsburger-/Emil-Gärttner-Straße unmöglich. Es bleibt nur die Möglichkeit, zu wenden und einen anderen Weg zu suchen. Fotos: Müller Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Parkplätze in der Landeshauptstadt sind rar - nicht nur in der Innenstadt sondern auch in den Außenbezirken. Entsprechend hoch ist der Parkdruck. Aber vor allem im Kurvenbereich falsch abgestellte Fahrzeuge behindern die Feuerwehr bei der Fahrt zum Einsatz. „Immer wieder kommen wir einfach nicht durch“, sagt der zweite stellvertretende Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Obertürkheim, Georg Paul. „Dabei kann jede Sekunde entscheidend sind.“

Mit Unbehagen denkt er an einen Brand vor gut einem Jahr in der Johannisbeerstraße in Obertürkheim zurück. Denn aufgrund der vielen im Kurvenbereich abgestellten Fahrzeuge steckte die Berufsfeuerwehr Stuttgart mit ihrem großen Gefährt fest. „Zum Glück kamen wenigstens wir noch zum Brandort durch“, sagt Paul. Denn die Freiwillige Feuerwehr verfügt noch über ein etwas kleineres Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF 8/6). Der Rettungsplan sieht vor, dass sowohl die Berufsfeuerwehr als auch die Freiwilligen Floriansjünger aus Obertürkheim als erstes am Ort sein sollen, die Lebensrettung einleitet und den Brand bekämpft. Aber das gestaltet sich zunehmend schwieriger.

Auch mit dem kleineren HLF 8/6 ist immer wieder kein Durchkommen mehr möglich. Gekonnt steuert Fahrer Rainer Kopp das 6,5 Meter lange und 2,4 Meter Breite Feuerwehrfahrzeug vom Magazin in der Asangstraße über die Göppinger in die Mirabellenstraße. Aber bereits in der Wildseestraße wird es eng. Es ist Millimeterarbeit gefragt. An den auf beiden Seiten am Fahrbahnrand geparkten Autos kommt das Löschfahrzeug nur im Schritttempo vorbei. „Wenn hier noch ein Kleintransporter steht, wird es fast unmöglich, bei einem Kleinlastwagen ist es vorbei“, erklärt Paul. An der Ecke Aprikosen-/Ebniseestraße ragt ein Auto weit in den Kreuzungsbereich hinein. Mehrmals muss Fahrer Kopp vor- und wieder zurücksetzen: „Wenn, wie vor allem in der Nacht üblich, wenn der Parkdruck am größten ist, auch die andere Seite zugeparkt ist, kommen wir nicht mehr durch“. Bei einem Einsatz ein Fahrzeug zu beschädigen, dürfen die Feuerwehrmänner nicht. „Dann müssen wir das melden und warten, werden aus dem Einsatz komplett herausgenommen“, sagt Paul.

Bürger sensibilisieren

Nur wenige Meter weiter an der Einmündung der Emil-Gärttner- in die Augsburger Straße ist dann endgültig Schluss. Ein direkt bis zum Straßenrand geparkter Lieferwagen macht das Einbiegen für das Löschfahrzeug unmöglich. Trotz der Einweisung über Funk von Paul, kommt Fahrer Kopp nicht mehr vorwärts. Es bleibt nur die Möglichkeit, zurückzusetzen. Der Zeitverlust in so einem Fall: drei bis zu fünf Minuten. Ein Desaster für die Betroffenen. „Schließlich kann es um Menschenleben gehen“. Aber auch die Feuerwehrleute haben an solchen Situationen zu knabbern. „Es ist schwierig, wenn man weiß, dass nur wenige hundert Meter weiter Menschen unsere Hilfe benötigen“, sagt Paul. Bei Einsätzen im Ortskern darf die Feuerwehr auch entgegen der Fahrtrichtung in die Serachstraße einfahren. Um den Wendekreis an der Uhlbacher Straße zu verbessern, wurde eigens eine Sperrfläche eingerichtet. Beachtet wird diese aber nur selten. Paul bleibt nur, die Bürger zu sensibilisieren und daran zu appellieren, die Verkehrsregeln einzuhalten. Vorgeschrieben sind mindestens drei Meter Durchfahrtsbreite, an den Kurven muss man einen Abstand von fünf Metern einhalten.

Ein Problem, das nicht auf Obertürkheim begrenzt ist, sondern das gesamte Stadtgebiet betrifft. Seit Anfang 2015 gibt es daher eine mobile Einsatzgruppe der städtischen Verkehrsüberwachung. Die sechs Mitarbeiter sind mit drei Fahrzeugen an den „Brennpunkten“ der Außenbezirke im Einsatz. „Seitdem haben sie 37 500 Verwarnungen ausgestellt“, weiß Leiter Joachim Elser um die hohe Zahl. Aufgrund der oft schweren Vergehen und um die Polizei zu unterstützen, dürfen diese seit Juli 2016 in extremen Fällen falsch geparkte Fahrzeuge auch abschleppen lassen. Immerhin 110 Mal war dies bislang der Fall. Auch um die Feuerwehr im Notfall nicht zu behindern.