Bei einer Ausfahrt mit Stadtplanern mussten die Bezirksbeiräte zwischen Parkplätzen und Autoverkehr radeln. Die Parkplätze fallen weg. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Im März stellten Stadtplaner die neue Hauptradroute von Wangen nach Hedelfingen vor und wurden von den Bezirksbeiräten heftig kritisiert. Für 3,5 Millionen Euro soll auf beiden Seiten der Ulmer- und Hedelfinger Straße ein Radweg eingerichtet werden. 47 Parkplätze sollen entfallen, Kreuzungsbereiche umgestaltet werden. Gestern diskutierten die Stadträte die Pläne und lehnten die von den Bezirksbeiräten vorgeschlagene Alternativstrecke über die Nähterstraße ab.

Vergleichsweise ruhig ging es gestern im Stuttgarter Rathaus bei der Vorstellung der geplanten Hauptradroute von Stuttgart-Ost nach Hedelfingen zu. Im März hatten die Pläne in den Bezirksbeiräten in Hedelfingen und Wangen heftigen Widerstand hervorgerufen. „Die neue Strecke ist Teil des Hauptradroutennetzes der Stadt, das dazu führen soll, dass der Anteil der Radfahrer in Stuttgart steigt“, machte Verkehrsplaner Stephan Oehler auf die über die Stadtbezirke hinausgehende Zielsetzung aufmerksam. Eine konsequente Wegeführung und bestimmte Standards sind vorgeschrieben. Dazu gehöre eine gute Beleuchtung und dass die Radwege im Winter freigehalten werden. „In Stuttgart werden Radfahrer immer so geführt, dass sie im Sichtfeld der Autofahrer sind“, fügte Radwegplaner Claus Köhnlein an. Radeln auf dem Gehweg berge ein viel größeres Risiko, wie ein Unfall Anfang Mai in der Hedelfinger Straße gezeigt habe. Ein Radler, der entgegen der Fahrtrichtung unterwegs war, verletzte sich dabei schwer. „Insgesamt verunglückten von 2011 bis 2015 zehn Radler in dem Streckenbereich“, so Oehler.

Sicherheit sei deswegen ein Hauptkriterium. Die neue Hauptradroute soll von der Wangener Straße in Gaisburg kommend bis zur Brendle-Kreuzung beidseitig mit einem separaten Radfahrstreifen geführt werden. Dort geht sie in die Ulmer Straße - ebenfalls als Radfahrstreifen - über. „In der Inneren Ulmer Straße sollen die Radfahrer kein separates Angebot bekommen. Der Ortskern wird als Tempo-30-Zone ausgewiesen“, so Oehler. Vom Wangener Marktplatz an werden die Radler in der Hedelfinger Straße wieder auf separaten Radfahrstreifen geführt - auf beiden Straßenseiten parallel zum Verkehr. Nach neuesten Plänen würden 47 Parkplätze wegfallen, was sowohl in Hedelfingen als auch in Wangen für Kritik sorgte.

Deswegen schlugen die Lokalpolitiker eine alternative Route vor: Von der Wangener Straße über die Nähter- und Höhbergstraße in Richtung Krempoli und über den Feldweg hinterm Kodak-Areal, der parallel zur Hedelfinger Straße verläuft, zum Hedelfinger Platz. Trotz schlecht ausgebautem Zustand wird die Strecke heute bereits genutzt.

Für Verkehrsplaner Oehler ist die Route keine Alternative. „Sie ist nicht beleuchtet, teilweise weniger als vier Meter breit, im Winter nicht frei von Schnee und Eis und weist an einem Punkt eine Steigung von 8,5 Prozent auf.“ Dennoch baten die Gemeinderatsmitglieder Jürgen Zeeb (Freie Wähler) und Beate Bulle-Schmid (CDU), die Ausweichmöglichkeit nochmals genauer zu untersuchen. „Auch aus Gründen der Sicherheit. Dort gibt es keine Querungen und Aus- und Einfahrten“, hält Zeeb den Vorschlag der Politiker vor Ort nicht für abwegig. Björn Peterhoff von den Grünen machte klar, dass der Ausbau des Radverkehrnetzes auch Zugeständnisse wie den Wegfall von Parkplätzen in der Hedelfinger Straße erfordere. Oehler will Parkplatzpotenzial in der Kesselstraße entdeckt haben.

Kritisch beäugt wurde zwar auch, dass sich für den Autoverkehr vor allem an der Kreuzung Insel-/Ulmer Straße und Otto-Konz-Brücken/Hedelfinger Straße Beeinträchtigungen und Staus ergeben werden, wie Oehler eingestand. Dennoch gab eine Mehrheit aus SÖS/Linke, Grünen und SPD grünes Licht für die Stadtplaner. Sie sollen die Pläne weiterverfolgen. Mit der Ausführung könnte dann im zweiten Halbjahr 2016 begonnen werden. Ab Frühsommer 2017 stünde die neue 3,5 Millionen Euro teuere Hauptradroute den Radlern zur Verfügung.