Der neue Präsident des Städtetags, der Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne). Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (lsw) - Viele Flüchtlinge können nicht schwimmen, wenn sie in Deutschland ankommen. Das wollen Ehrenamtliche im Land ändern, doch in Hallen- und Freibädern ist kaum Platz für weitere Kurse.

„Die vielen Bäderschließungen fallen uns jetzt auf die Füße“, sagte die Flüchtlingsbeauftragte der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) im Südwesten, Elke Kopp. Die Schwimmbecken, die es gebe, seien häufig bereits ausgebucht. Wo die Kurse trotz Platzmangels zustande kommen, überwinden Ehrenamtliche mit Kreativität die Sprachbarrieren und sind vom Spaß der Neulinge im Wasser überrascht.

27 Asylsuchende sind nach Angaben der DLRG deutschlandweit im vergangenen Jahr ertrunken. Die Bademeister der Schwimmbäder in Ulm berichten laut den Angaben der Stadt, dass Flüchtlinge oft erst spät bemerkten, dass sie sich mit einem Sprung ins Becken selbst in Gefahr gebracht hätten. Auch in Stuttgart sei die Zahl der leichten Badeunfälle dort gestiegen, wo Flüchtlingsheime in der Nachbarschaft der Bäder seien, berichtete die Stadtverwaltung.

„Wir versuchen, mehr Aufsichtspersonal zu bekommen“, sagte Kopp vom DLRG mit Blick auf den Badesaison im Sommer. Den Flüchtlingen Schwimmen beizubringen, sei „elementar wichtig“. Kopp sagte: „Es gehört zu unserer Kultur, baden zu gehen.“

Comic zeigt Baderegeln

In Böblingen hat der Schwimmverein am vergangenen Samstag erstmals einen Kurs für Flüchtlingskinder zwischen fünf und acht Jahren angeboten. Der Verein ist selber auf die Heime zugegangen und hat Teilnehmer gesucht, wie der Leiter der Abteilung Schwimmen bei der Böblinger Sportvereinigung, Daniel Wengenroth, berichtete. Im Schwimmbad habe beim ersten Treffen ein Comic geholfen, die Baderegeln zu erklären, dessen Sprechblasen der Bademeister mit arabischen Schriftzeichen gefüllt hatte. Vom Mut der jungen Schwimmschüler ist er überrascht. „Die Kinder haben weniger Angst vor dem Wasser als die Handygeneration“, sagte er. Die Stadtwerke stellen das Bad kostenlos zur Verfügung. „Als Verein möchte ich nicht auf Kosten sitzen bleiben“, sagte Wengenroth.

Neben Böblingen gibt es unter anderem in Stuttgart und Ulm Kurse für Flüchtlinge. In Freiburg, Mannheim und Konstanz wird nach Kenntnis der Verwaltungen hingegen kein solches Angebot gemacht.

In Schwäbisch Gmünd hatte der ehrenamtliche Flüchtlingshelfer Ludwig Majohr im vergangenen Jahr kurzerhand einen eigenen Schwimmverein für Flüchtlinge gegründet. Der hatte zunächst wegen des Namens „Erster farbiger Schwimmverein“ Aufmerksamkeit bekommen. Doch schon nach drei Monaten und zehn erreichten Seepferdchen musste der umbenannte „Erste Flüchtlingsschwimmverein“ aufgelöst werden - wegen fehlender finanzieller Unterstützung der Stadt, wie Majohr enttäuscht sagte.

Hilfe für Sport mit Flüchtlingen bietet der Landessportverband (LSV). Im vergangenen Jahr hat der LSV nach eigenen Angaben 13 Verein im Südwesten unterstützt, die Schwimmkurse extra für Geflüchtete anboten. Mancherorts seien die Neulinge aber auch gleich in bestehende Kurse integriert worden.

Dafür spricht sich DLRG-Flüchtlingsbeauftragte Kopp aus, weil ein Teil der Teilnehmer dann die Anweisung des Leiters besser verstehe. „Viel geht übers Nachmachen“, sagte sie.

Brand stoppt Angebot in Konstanz

Manchmal scheitern Schwimmkurse für Flüchtlinge trotz Bereitschaft der Ehrenamtlichen am Platzproblem. Das wird nicht nur von der DLRG beklagt, sondern wird auch vom Landessportverband sowie den Städten Ulm, Stuttgart und Konstanz bestätigt. In der Stadt am Bodensee wurden Flüchtlingskurse eingestellt, nachdem das Hallenbad im vergangenen Juli abgebrannt ist. „Man muss sowieso ziemlich zusammenrücken“, sagte Stadtsprecher Walter Rügert. Die Kapazitäten seien zu gering.