Sparkassenverbandschef Peter Schneider. Foto: dpa - dpa

Von Wolf von Dewitz

Stuttgart - Die Aussichten der Südwest-Sparkassen auf gute Geschäfte verdüstern sich weiter. Der Zinsüberschuss - die wichtigste Einnahmequelle der Finanzinstitute - sank im vergangenen Jahr um gut drei Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, wie der Sparkassenverband Baden-Württemberg mitteilte.

Auch für dieses Jahr gehe es hierbei bergab. „Der Zinsüberschuss wird sich weiter abschwächen, es wird glatt so weitergehen“, sagte Verbandschef Peter Schneider. Dies sei eine Folge der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die Ballast ist die ganze deutsche Bankenbranche.

Zugleich stieg der Gewinn der Südwest-Kassen zwar um rund 14 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro. Dies geschah aber nicht aus eigener operativer Kraft, sondern wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Auflösung eines Teils der Risikovorsorge. Als Folge der Finanzkrise hatten die Sparkassen einen hohen Puffer bilden müssen für mögliche Kreditausfälle - die Finanzmittel, die in die Risikovorsorge flossen, mussten nicht versteuert werden. Da die Wirtschaft brummt und keine Krise in Sicht ist, muss dieser Puffer aus steuerrechtlichen Gründen nun aber reduziert werden.

Der Zinsüberschuss sinkt, also drehen die Sparkassen zumindest etwas an der Gebührenschraube - der ordentliche Ertrag, also zum Beispiel Gebühren für die Kontoführung und für Transaktionen, stieg leicht um 15 Millionen Euro (1,4 Prozent) auf rund 1,1 Milliarden Euro. In Relation zum weggebrochenen Zinsüberschuss (minus 111 Millionen Euro) sei das wenig, so Schneider. „Man kann das durch Gebühren nicht einmal annähernd ausgleichen.“ Stattdessen müsse man Kosten senken.

Verbandsgeschäftsführer Joachim Herrmann bestätigte, dass „eine ganze Reihe“ der 51 selbstständigen Sparkassen hierzulande Gebühren erhöht haben. Aber man stehe mit anderen Banken im intensiven Wettbewerb. „Wenn irgendjemand an der Gebührenschraube dreht, dann stößt das auf heftigsten Widerstand [der Kunden “, sagte Herrmann. Wie geht es denn weiter angesichts schrumpfender Zinsüberschüsse als Folge der EZB-Vorgaben? Verbandspräsident Schneider zeigte tiefe Sorgenfalten. „Sie begegnen mir an diesem Punkt ratlos, drum sag ich: Das bringt uns an den Bettelstab“, sagte er. „Diese Niedrigzinspolitik wird das Bankgewerbe auszehren.“

Ein Wermutstropfen: Im Verhältnis zu anderen Banken stünden die Sparkassen gut da, sagte Schneider. „Das einzige, was mich tröstet, ist, dass alle anderen Wettbewerber in dem Zug weiter vorne sitzen, der da auf die Mauer drauf rauscht.“ Man sitze „gut gepolstert im letzten Waggon“.

Nach der Fusion ist vor der Fusion: Baden-Württembergs Sparkassenverband peilt einen weiteren Zusammenschluss in der Bausparkassen-Branche an. Dem Verband gehört die Landesbausparkasse (LBS) Südwest, die 2016 aus der LBS Baden-Württemberg und der LBS Rheinland-Pfalz hervorging. Die Folgen der Fusion müssten zwar noch „verdaut“ werden, in zwei, drei Jahren könnte aber die nächste Fusion in Angriff genommen werden, sagte Verbandschef Schneider. Dabei verwies er auf die Volks- und Raiffeisenbanken, die Bausparen über ein einziges Finanzinstitut - Schwäbisch Hall - anbieten. „Die haben höhere Provisionserträge wie wir, das zeigt, dass da was drin ist“, sagte Schneider. In Deutschland gibt es noch acht LBS, darunter die Landesbausparkassen Bayern, Hessen-Thüringen, Saar und West.

„Das Naheliegendste ist sicherlich eine Brücke hin zu Bayern“, sagte Schneider. Das sei „ein sehr guter Nachbar“, und man sollte „nachbarschaftlich vorgehen“.