Die Cannstatterin Lotta Stauß vor dem Kepler-Gymnasium. Dort geht sie derzeit in die sechste Klasse. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Die elfjährige Lotta Stauß hat derzeit ein aufregendes Leben: Sie ist nicht nur Sechstklässlerin am Johannes-Kepler-Gymnasium, sondern auch Musical-Darstellerin in der Kinderhauptrolle als „Jane“ im Musical „Mary Poppins“ im StageApollo-Theater in Möhringen.

Von Iris Frey

Dass es dazu kam, daran ist auch Musiklehrerin Daniela Boettcher-Mayr beteiligt: „Sie hat meine Klasse darauf aufmerksam gemacht, dass junge Darsteller für die Rollen Jane und Michael Banks gesucht werden. Sie fragte uns, ob nicht jemand Lust hat, sich zu bewerben“, erinnert sich die Elfjährige. Gesagt getan. Die gewünschten Vorgaben stimmten: Nicht größer als 1,45 Meter und lange Haare - das passte. „Und da ich schon früher immer sehr viel Spaß am Singen hatte und bei den Gemeinde-Musicals schon gerne auf der Bühne stand, habe ich mich beworben und wurde schließlich auch genommen.“

Anfang Februar, beim ersten Casting, musste sie zwei Volkslieder vorsingen, die ihr etwa eine Woche davor zugeschickt wurden. Eine kleine Szene aus dem Musical studierte sie auch ein. „Die Zeit danach mit den weiteren Castings und bis es zur endgültigen Entscheidung kam, war wirklich sehr aufregend. Eines Abends - ich wollte bereits schlafen gehen - kam ein Anruf vom Theater. Ich konnte es kaum glauben, die stellvertretende Direktorin Kerstin Koehler fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihnen weiterzuarbeiten. Selbstverständlich, denn für mich ging damit ein Traum in Erfüllung“, erzählt Lotta.

Sie singt schon von klein auf gerne. Als sie vier war, hat sie im Kinderchor der Steiggemeinde mitgesungen und als sie in die 5. Klasse kam, ist sie in den Jugendchor der Steiggemeinde und in den Schulchor eingestiegen. Privat hat sie keinen Gesangsunterricht, aber vom Stage Apollo Theater aus hatte sie mehrmals in der Woche Training in Gesang, Schauspiel, Sprech- und Tanzunterricht.

„Ich gehe sehr gerne in Musicals, da ich die Atmosphäre von Gesang, Tanz und Schauspiel sehr mag“, sagt Lotta. „Leider war ich erst in zwei Musicals, nämlich Tarzan und Mary Poppins.“ Bei zweitgenanntem spielt sie jetzt die Tochter Jane. „Mir gefällt vor allem die Wandlung von Jane und Michael - von ungezogenen zu netten Kindern - und des Vaters George Banks, der sich anfangs nie Zeit für die Kinder nimmt und am Ende sehr liebevoll ist“, sagt Lotta. Und das vollbringe alles das zauberhafte Kindermädchen Mary Poppins. Außerdem gefallen ihr die verschiedenen Stimmungen, die entstehen, wenn das böse Kindermädchen Miss Andrew zurückkehrt oder als Mary Poppins auftaucht und sie in einen wunderschönen Park gehen.

„Ich freue mich jedes Mal über die Bühnenbilder und die Kulissen. Sie sind so bunt und toll gestaltet. Man fühlt sich wirklich wie in einer anderen Welt“, erzählt die Kepler-Schülerin. Doch die Vorbereitungen auf die Rolle waren hart: Neben Sprech- und Gesangs- gab es Schauspielunterricht. Die Texte wurden Zuhause auswendig gelernt, Gesichtsausdrücke vor dem Spiegel geübt, Szenen durchgespielt und Tänze trainiert. Einstudiert werden musste natürlich auch das legendäre Wort „Supercalifragilisticexpialegetisch“.

Im Monat tritt sie so zwei bis vier Mal auf der Bühne auf. Am Tag eines Auftritts muss sie eineinhalb Stunden vor Beginn der Show im SI-Centrum sein. In diesen eineinhalb Stunden werden noch einmal die wichtigsten Szenen mit ihrem Spielbruder geprobt, um wieder in die Rolle hineinzukommen. „Danach kommt der Dirigent zum Einsingen.“ Sitzen die Töne, dann geht‘s ans Umziehen und im Anschluss daran in die Maske. Haare richten Mikro befestigen, ein letzter Check und dann geht sie los, die zweieinhalbstündige Show bei der sie zu 90 Prozent auf der Bühne steht.

Ihre Rolle kennt sie genau: „Als Jane Banks bin ich sehr arrogant, selbstbewusst, zickig und ablehnend. Deshalb bin ich mir als Jane zuerst auch nicht sicher, was ich von Mary Poppins halten soll.“ Zeit für die Schule bleibt. Auch weitere Hobbies hatte sie: „Bevor ich meine Hobbies aufgegeben habe, habe ich Klavier gespielt, was ich zum Glück noch nicht ganz verlernt habe, Fußball gespielt, Ballett getanzt und wie schon erwähnt gesungen. Ihre Eltern helfen ihr: „Sie fragen nach jeder Show, wie sie gelaufen ist, bringen mich sehr oft zu Proben ins SI-Centrum, motivieren mich, wenn etwas mal nicht so geklappt hat, wie ich es mir wünschen würde und wenn mich irgendetwas bedrückt, sind sie immer für mich da“, sagt Lotta. Aber auch ihre drei großen Schwestern seien sehr cool. Sie hätten sich nie beschwert, wenn sie wegen der Proben auf einen Urlaub verzichten mussten oder andere Aktivitäten wegen ihren Terminen ins Wasser fielen. Ihre Mutter Petra Stauß freut sich: „Es passt zu Lotta.“ Und die Schule? Ihre Klassenlehrerin Regine Trapp besuchten im Januar die Vorstellung mit ihren Klassenkameraden. „Das war einer meiner aufregendsten Auftritte.“ Ihre nächsten Auftritte sind am 19. und 23. März. Am 30. April ist ihre Derniere. Beruflich möchte sie in die Richtung gehen. Kein Wunder, bei der Begeisterung.