Fußball-Begeisterung zur Altstadtbelebung. Beim Eröffnungsspiel der Fußball-WM 2006 feuerten fast 2000 Besucher auf dem Marktplatz die deutsche Nationalmannschaft an.Archiv Foto: CZ Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Während andere Großstädte in Deutschland alle zwei Jahre bei Fußball-Großereignissen zum Public Viewing bitten, muss sich der Stuttgarter Fan mit Biergärten und größeren Gaststätten begnügen. Wenige Monate vor Beginn der EM in Frankreich stellt jetzt die Cannstatter CDU an die Verwaltung die Frage: Ist ein Public Viewing auf dem Marktplatz noch möglich?

2008 gab es bei der Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich zum letzten Mal für das Halbfinale und Endspiel - natürlich beides Mal mit deutscher Beteiligung - ein Public Viewing in der Landeshauptstadt. Danach verabschiedete sich Stuttgart von dem Massenspektakel vor einer Großleinwand auf einem öffentlichen Platz. Auch für das Pokalfinale 2013 zwischen dem VfB Stuttgart und Bayern München wurde angesichts von rund 600 000 Euro Kosten keine Ausnahme gemacht. Zudem war auch der Aufwand für die Sicherheitsvorkehrungen (Polizei und DRK) enorm hoch.

Jetzt unternimmt die CDU-Bezirksbeiratsfraktion einen erneuten Anlauf. Warum keine Fußballübertragungen per Großleinwand auf dem Marktplatz? „Wir wurden immer wieder darauf angesprochen“, sagt Fraktionssprecher Roland Schmid. Er selbst sei Fußball-Fan und könne sich ein Public Viewing - in welcher Form auch immer - auf dem Marktplatz vorstellen.

Allerdings ist sich der Cannstatter CDU-Chef schon darüber im Klaren, dass eine Umsetzung nicht einfach wird. Das haben ihm erste Gespräche mit angrenzenden Gastronomen gezeigt. „Man könnte das Public Viewing jedoch auch gut in bereits bestehende Veranstaltungen integrieren“, so Schmid und verweist auf den Kulinarischen Abendmarkt, der ab Ende Mai wieder freitags auf den Marktplatz lockt. Jetzt will die Bezirksbeiratsfraktion der CDU von der Verwaltung wissen, ob generell ein Public Viewing auf dem Marktplatz zehn Jahre nach dem Sommermärchen nochmals möglich ist.

Denn die vier Wochen auf dem Marktplatz während der Heim-WM ist durchaus in positiver Erinnerung geblieben. Auch wenn die anfangs erhofften 3000 Fußball-Fans Utopie geblieben sind und der Marktplatz eigentlich nur bei den Deutschlandspielen mit zwischen 1000 und 2000 Fußball-Fans gut gefüllt war. Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass man mit in.Stuttgart einen professionellen Veranstalter hatte und Geld im Zuge der heimischen Fußball-WM eine eher untergeordnete Rolle gespielt hatte. Denn teuer war nicht nur die große Leinwand, auch der Sicherheitsdienst, der an manchen Tagen mit fast 40 Leuten im Einsatz war, hatte seinen Preis. Hoher Aufwand und Kosten, dass wissen auch die Macher bei in.Stuttgart, die generell nicht traurig waren, als sich die Stadt Stuttgart vom Public Viewing auf öffentlichen Plätzen im Stadtgebiet verabschiedet hatte.

Ob ihr Vorschlag auf fruchtbaren Boden fällt, kann Roland Schmid natürlich nicht sagen. „Es wäre auf jeden Fall eine weitere Belebung für die oft brachliegende Fläche“, so Schmid. Denn insgesamt liegt der CDU der Marktplatz sehr am Herzen. In diesem Zusammenhang verweisen die Christdemokraten auf das immer noch fehlende Gesamtkonzept. Aus diesem Grund wollen sie nicht nur das Thema Public Viewing wieder ins Spiel bringen, sondern gleichzeitig auch einen Bericht von Stadtteilmanagerin Mareike Merx. Sie soll im Bezirksbeirat Bad Cannstatt über ihre Arbeit und den Sachstand zur Wiederbelebung des Marktplatzes berichten.