Auch Dank eines optimalen Bauablaufs konnten die Kosten für den Pragsatteltunnel um mehr 17 Prozent reduziert werden. Foto: German Wikipedia Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Im Jahr 2002 hat der Gemeinderat dem Baubeschluss für den B-10-Tunnel Pragsattel zugestimmt. Die Baukosten wurden damals auf knapp 105 Millionen Euro beziffert. 14 Jahre später liegt die endgültige Abrechnung vor. Und siehe da, die Gesamtkosten für das Projekt wurden um fast 18,3 Millionen Euro unterschritten.

Der Bau des Rosensteintunnels ist samt Umbau des Leuzeknotens das größte Straßenbauprojekt Stuttgarts und eines der umfangreichsten im Land. Der Rosensteintunnel ist das zentrale Bauwerk des letzten Abschnitts. Denn das Maßnahmenpaket ist der dritte Teil des Gesamtausbaus B 10/B 27 zwischen Stuttgart-Ost und Zuffenhausen.

Die erste Stufe, der Pragsatteltunnel, wurde 2006 eingeweiht. Fertig wurde 2013 die Erweiterung der Heilbronner Straße. Und 2020 sollen die ersten Autos durch die beiden jeweils zweispurigen Röhren, die den Rosensteinpark auf rund einen Kilometer unterqueren, fahren. Etwas früher fertig sein soll der komplexe Umbau des Leuzeknotens.

Der Zeitplan für beide Projekte wird, sieht man von einigen Verzögerungen einmal ab, gut eingehalten, was man von den Kosten nicht gerade behaupten kann. Ging man beim Baubeschluss 2012 noch von 193,5 Millionen Euro aus, sind es mittlerweile 274 Millionen Euro. Der Grund: Die Bauausführung erfordere einen weitaus umfangreicheren Aufwand als ursprünglich vorgesehen. Und dass es dabei nicht bleiben wird, dafür muss man - angesichts von einer weiteren Bauzeit von mehr als Jahren - kein Prophet sein. Kritiker des Tunnelprojekts haben hier längst 300 Millionen Euro prognostiziert.

Damit wäre der Tunnel um ein Vielfaches teuerer, als die ersten beiden Abschnitten. Die Erweiterung der Heilbronner Straße schlug mit 25 Millionen Euro zu Buche, und der Pragsatteltunnel, für den es erst zehn Jahre nach seiner Eröffnung eine endgültige Abrechnung gab, kostete ziemlich genau 86,565 Millionen Euro. Er ist damit um 18,249 Millionen Euro billiger als beim Baubeschluss 2002. Damals genehmigte der Gemeinderat Gesamtkosten in Höhe von 104,814 Millionen Euro, davon entfielen allein 10,225 Millionen Euro für den Grunderwerb.

Doch warum erfährt die Öffentlichkeit erst so spät von der 17-prozentigen Baukostenunterschreitung? Das liegt zum einen darin, dass nach der Tunnelinbetriebnahme mehr als zwei Jahre lang das Gelände und die Straßen über dem Tunnel hergestellt werden mussten. Teilweise wurden auch Fahrbahnen zurückgebaut. 2012 und 2013 gab es dann noch zurückgestellte Dichtungsarbeiten im unterirdischen Lüftungskanal. Zudem mussten später noch eine weitere Lüftungsanlage eingebaut sowie Arbeiten an Entwässerungsschächten erledigt werden.

Die Kosten konnten aus den verschiedensten Gründen reduziert werden. Unter anderem waren die Provisorien während der Bauphase (Ampeln, Fahrbahnen) weitaus günstiger als vorher geschätzt. Zudem hat das Tiefbauamt darauf verzichtet, am Portal Pragstraße eine Stahl-Glas-Überdachung zu bauen. Zur allgemeinen Überraschung verlief die Bauphase unproblematisch und zu guter Letzt musste die Stadt deutlich weniger Grund kaufen als ursprünglich geplant.