Von Edgar Rehberger

Die Schulen der Landeshauptstadt sind in schlechtem Zustand. Daher muss sich der Bezirksbeirat Bad Cannstatt regelmäßig mit Sanierungs- und Neubauvorhaben beschäftigen. Dieses Mal ging es um die Martin-Luther-Schule, die seit diesem Schuljahr Ganztagesschule ist und deshalb erweitert werden muss. Das Gremium stimmte dem zu, forderte aber auch Verbesserungen am bestehenden, mehr als 100 Jahre alten Gebäude.

Die Martin-Luther-Schule zählt die zu den größten Grundschulen der Landeshauptstadt. 472 Schülerinnen und Schülern werden unterrichtet. Dazu gibt es je zwei Vorbereitungs- und Grundschulförderklassen. Die Prognosen gehen in den kommenden Jahren weiterhin von einer Vierzügigkeit aus. Mit sinkenden Schülerzahlen ist also nicht zu rechnen. Der Schule stehen im Hauptgebäude und dem Betreuungshaus knapp 2500 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, nötig wären aber gemäß der Schüler- und Klassenzahl sowie dem novellierten Raumprogramm des Landes etwa 2900 Quadratmeter. Der Fehlbedarf soll mit einem zweigeschossigen Erweiterungsbau auf dem Schulhof zwischen Hauptgebäude und Turnhalle gedeckt werden. Darin soll auch eine Mensa, die Küche, ein multifunktionaler Ganztagesraum mit mobiler Trennwand und die Hausmeisterwohnung untergebracht werden. Die bisherige Küche im Betreuungshaus kann gerade die Hortkinder mit Mittagessen versorgen. Für den Ganztagesbetrieb, der seit diesem Schuljahr sukzessive eingeführt wird, reicht dies nie und nimmer aus. Ein vorgezogenes Dach ermöglicht einen trockenen Übergang vom Hauptgebäude zum Neubau. Mit dem Neubau soll der Weiterentwicklung der Martin-Luther-Schule zur Ganztagesschule baulich Rechnung getragen werden. Bei einem Baubeschluss im kommenden Frühjahr könne der Neubau im Herbst 2018 bezogen werden. Die Kosten werden mit 3,99 Millionen Euro angegeben. Darin enthalten ist auch die Neugestaltung der Außenanlagen.

Neben dem Neubau sollen auch im Hauptgebäude Umstrukturierungen vorgenommen werden. Die sollen aber erst nach der Fertigstellung des Neubaus umgesetzt werden. Sie wurden mit der Schule abgesprochen. 150 000 Euro sind dafür angegeben. Dafür gibt es Verbindungstüren, Trennwände, ein neues Farbkonzept, den Rückbau der Küche im Hortbereich, die zu einem Fachraum wird.

Dafür reiche das angegebene Geld nicht aus, ist der Bezirksbeirat überzeugt. Das Ganztageskonzept könne so nicht umgesetzt, das Raumkonzept müsse angepasst werden. Es könne auch nicht sein, dass sich 30 Lehrkräfte einen PC teilen müssen und es wegen fehlender Beschattung in den Klassenräumen unerträglich heiß werde. Daher wurde in einer Pause ein interfraktioneller Antrag ausgearbeitet, der dann auch einstimmig verabschiedet wurde. Parallel zum Neubau soll für ausreichend Schatten gesorgt, die Verwaltung reorganisiert, Aufenthaltsräume geschaffen, Oberlichter installiert, Flächen für Kleingruppen geschaffen und für eine zeitgemäße Ausstattung der Räume gesorgt werden.

Schulleiter Markus Dölker freute sich über die Unterstützung des Bezirksbeirates. „Wir haben in jedem Fall Bedarf für Veränderung.“ Man könne nicht warten, bis die Schule im Neckarpark in acht bis zehn Jahren den Betrieb aufnimmt. Die Schule habe viel Kinder mit Bonus-Card, viele mit Migrationshintergrund und 40 Flüchtlingskinder werden unterrichtet. „Wir sehen uns als Schule im Stadtteil und wollen ein gutes Konzept umsetzen.“

Die Schulverwaltung wollte den Schwarzen Peter nicht aufnehmen. „Die Mängel im Bestand streitet keiner ab“, sagte Thomas Stöckle vom Schulverwaltungsamt. Vordringlich sei die Speiseversorgung, Verbesserungen im Bestand könnten danach erfolgen. „Wir müssen mit der bestehenden Situation umgehen und können nicht vermengen.“ Die Stadt habe erkannt, dass weitere Maßnahmen nötig seien.