Der gefrorene Max-Eyth-See sollte von der Ferne bewundert werden, ein Betreten der Eisfläche ist gefährlich und daher verboten. Foto: Adomat Quelle: Unbekannt

Es sind zwar noch einige Tage bis zum Monatsende hin, doch der Januar 2017 könnte zu einem der fünf kältesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1951 werden. Mit einer Durchschnittstemperatur von minus 2,1 Grad präsentiert er sich von seiner ziemlich eisigen Seite und rangiert auf Platz sieben der Kälte-Liste. Da es weiter frostig bleibt, dürften auch die minus 2,6 Grad aus dem Jahr 1954 und die minus 2,8 Grad von 1964 noch geknackt werden. In Reichweite liegen auch das Jahr 1979 mit minus 3,4 Grad. Käme es dazu, wäre der Januar 2017 der viertkälteste in den vergangenen 56 Jahren. Zum Rekordjanuar von 1963 mit minus 6 Grad dürfte es aber eher nicht reichen. Damals war es so eisig kalt, dass sogar der Bodensee komplett zugefroren war.

Schlittschuhlaufen verboten

Es bleibt dabei, Stuttgarts Seen sind zwar zugefroren, doch werden sie von der Stadt fürs Schlittschuhlaufen nicht freigegeben. Das hält jedoch Eislauf-Fans nicht davon ab, vor allem am Wochenende mit ihren Kufen sich aufs Glatteis zu begeben. Die Stadtverwaltung sieht es mit gemischten Gefühlen: „Wir können nur an die Vernunft der Leute appellieren“, sagt Hans-Jörg Longin, der Chef des Vollzugsdienstes. Um wirksam zu kontrollieren und die Schlittschuhläufer vom Eis zu jagen, fehle das Personal. Die Verbotsschilder nehme aber die Stadt aus der Haftung, wenn doch etwas passiert. Dass ein Einbrechen beispielsweise im Max-Eyth-See lebensgefährlich ist, mag noch verständlich sein, warum jedoch die Stadt eine „Pfütze“ wie den Eckensee nicht freigibt, bleibt ihr Geheimnis.

Keine Probleme bei der SSB

Die SSB ist auf den Kälteeinbruch gut vorbereitet. „Das Schienennetz ist kaum betroffen von der Kälte“, sagt Sprecherin Birte Schaper. Lediglich bei Schnee könnten Komplikationen auftreten. Beispielsweise wenn die Weichen von einer großen Schneemenge blockiert werden. Doch auch für diesen Fall gibt es Heizungen an den entsprechenden Stellen. Falls es nachts stärker schneit, gebe es laut Schaper entsprechende Rollfahrzeuge, die die Schienen freiräumen würden. „Glatteis ist dagegen kein Thema für die Stadtbahnen, schwieriger wird es im Herbst“, so Schaper. Rutschige Blätter auf den Schienen könnten den Bremsweg des 50-Tonnen-Kolosses verlängern. Auch könnten Einschränkungen für die Stadtbahnen auftreten, wenn beispielsweise andere Autos bei Glatteis langsamer fahren. Insbesondere bei den Teilen des Schienennetzes, die im normalen Straßenverlauf eingebettet sind.

Viel Arbeit für Netze BW

Die Netze BW kommen bei Minusgraden ebenfalls öfter zum Einsatz. Sie haben verstärkt mit Wasserrohrbrüchen zu tun. „Immer wenn sich im Boden etwas tut, besteht Gefahr für einen Wasserrohrbruch. Also auch bei Frost“, sagt Hans-Jörg Groscurth von der Netze BW. Allein in dieser Woche gab es bereits zwei Vorfälle in Stuttgart. Am Dienstag war der Keller des Pfarrhauses der katholischen St. Franziskusgemeinde in Obertürkheim mit Wasser vollgelaufen. Zu Jahresanfang hingegen hatte eine geborstene Leitung in der Schloßstraße für eine mehrtägige Fahrbahnsperre aufgrund einer Baustelle gesorgt. Mit dem Ende der Kältewelle ist die Arbeit für die Netze BW jedoch nicht getan. Denn auch wenn der Boden wieder auftaut, kommt es zu Druckverlagerung im Boden, was eine Gefahr für die Wasserleitungen ist. „Wir sind mit diesem Phänomen vertraut und bereiten uns jedes Jahr darauf vor“, sagt der Netze-BW-Sprecher. Außerdem laufe aufgrund des erhöhten Wärmebedarfs das Kraftwerk Münster auf Hochtouren. Doch auch auf diese Umstellung in der kalten Jahreszeit seien sie mit entsprechendem Personal gerüstet.

Mehr Glätteunfälle

Das städtische Klinikum meldet für den bisherigen Winter eine positive Bilanz. „Es musste bisher kein Obdachloser mit Erfrierungen eingeliefert werden“, sagt Sprecher Frank Westbomke. Anders sieht es bei Verletzungen aus. Typisch sei bei auftretender Glätte, dass viele ausrutschen würden. Die Anzahl der Ausrutscher hat leicht zugenommen. Typische Verletzungen seien verstauchte Fußgelenke und gebrochene Handgelenke und Hüftgelenke. Ebenfalls treten häufig Platzwunden am Kopf auf. Da es dieses Jahr noch kein Blitzeis gab, was für stoßartige Zunahmen der Sturz-Verletzungen führe, sei die Anzahl der Verletzten überschaubar.

Gelbe Engel im Dauereinsatz

Die Kältewelle fordert ihren Tribut vom Autofahrer: In Stadtgebiet Stuttgart gab es in den vergangenen Tagen mehr als 5500 Einsätze. Am häufigsten lag der Fehler an leeren oder defekten Batterien. Darüber hinaus wurde der ADAC bei eingefrorenen Kühlern und Schlössern hinzugezogen. Laut Michael Prelop, Leiter der ADAC-Pannenhilfe Württemberg, verdopple sich die Zahl der Einsätze, wenn die Temperaturen bei zweistelligen Minusgraden liegen. Doch Vorsicht: Die Kälte in Kombination mit dem Fahrtwind könne auch zum Versulzen des Dieselkraftstoffs führen. Dieser verdickt nämlich bei starker Kälte, was den Dieselfilter verstopfen kann. Das Auto bleibt in dem Fall mitten in der Fahrt plötzlich stehen. Zum Schutz des Fahrzeugs empfiehlt der ADAC-Experte daher, Kurzstrecken mit dem Auto zu vermeiden und wenn möglich, einen Garagenparkplatz zu benutzen. Außerdem sind natürlich Waschanlagen bei den Minusgraden tabu. Türgummis sollen mit Pflegemittel öfters eingerieben werden und ausreichend Scheibenfrostschutz vorhanden sein.

Bibbern in der Wilhelma

Die Wilhelma muss sich während der Kältezeit auf fast jedes ihrer Tiere individuell einstellen. So kriegen die Tiere in den Terrarien beispielsweise nicht viel mit von der Kälte. Anders sieht es bei einigen Primaten aus. So wird bei manchen das Tor ins Außengehege offen gelassen, damit die Tiere entscheiden können, ob sie lieber draußen oder drinnen sind. „Die afrikanischen Dscheladas gehen beispielsweise gerne raus und kuscheln sich dann aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen“, sagt Harald Knitter, Sprecher der Wilhelma. Auch die Makaken, die ihren Ursprung in Japan haben, spielen gerne

im Schnee. „Und sie machen dann sogar Schneebälle“, sagt der Sprecher. Andere Tiere müssen trotz ungewohnter Kälte für kurze Zeit hinaus, um genug Auslauf den Tag über zu haben. Beispielsweise Antilopen und Zebras. Schwieriger ist es bei den Elefanten. Die werden jeden Tag gewaschen, doch müssen sie anschließend gründlich abgetrocknet werden. „Ihre Ohren sind sehr empfindlich und können Erfrierungen bekommen“, sagt Knitter. Bei Giraffen wird es gefährlich, insbesondere bei Glatteis. Da sie einen hohen Schwerpunkt haben, besteht Sturzgefahr. Bei den Tigern bildet das Außenbecken hingegen ein Problem. Wenn dieses einfriert, dann bietet es entlang der Wand eine Fluchtmöglichkeit für das Tier. Daher verlassen sie das Innengehege bei Temperaturen unter dem Gerierpunkt nicht. Die Erdmännchen haben es da einfacher. Sie haben Wärmestrahler im Außengehege. Daher sieht man sie jetzt oft, wie sie es sich unter der angenehmen Wärmequelle bequem machen.

12 Franklin Gothic Demi (erg/uli) 12 Franklin Gothic Book - Wasserrohrbrüche, rutschige Gehwege, zugefrorene Gewässer und jede Menge Autos, die bei zweistelligen Minusgraden nicht mehr anspringen. Es herrschen fraglos „eisige Zeiten“ in der Landeshauptstadt und kein Ende ist in Sicht. Denn laut den Wetterexperten werden auch die kommenden Tage bitterkalt.