Im Sommer 2016 wurde bei Ausgrabungen am Steiggemeindehaus die Altenburg entdeckt. Jetzt soll der Fund gewürdigt werden. Auch hält Grabungsleiter Thiel zwei Vorträge dazu. Fotos: Feigel Quelle: Unbekannt

Im vergangenen Jahr hat der Sensationsfund der Altenburg für Schlagzeilen gesorgt. Die CDU hat dann einen Antrag gestellt, dass die Stadt nach Möglichkeiten für eine Würdigung sucht. Bis heute gibt es hierzu noch keine Lösung. Nun will der Investor, der auf dem Areal des Steiggemeindehauses neu baut, den Fund vor Ort würdigen und deshalb mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn sprechen.

Von Iris Frey

„Ich bin bereit, mit OB Kuhn darüber zu reden, und werde mit ihm einen Termin vereinbaren“, sagt Djafari. Er hat erkannt, wie bedeutsam der Fund nicht nur für Bad Cannstatt, auch für die ganze Stadt ist. Das Thema bleibt auch für die Bevölkerung interessant. Der Leiter der Grabungen, Andreas Thiel, wird in Kürze in Vorträgen über die Ausgrabungen informieren. Bislang hat die Stadt noch keinen Vorschlag präsentiert, wie sie die Funde würdigen möchte.

Die dauerhafte Bewahrung und Präsentation archäologischer Funde ist Aufgabe des Landesmuseums, verweist Thiel. „Wissenschaftlich geht die Bedeutung der Neuentdeckung sicherlich über Bad Cannstatt hinaus, so dass ich mir auch eine Vermittlung vorstellen könnte, die in einem größeren Rahmen stattfindet, als es das Stadtteilmuseum in Bad Cannstatt derzeit bieten kann“, sagt der Grabungsleiter. Museen gibt es ja in Stuttgart, auch wieder neue, die im Werden sind. Vielleicht böte sich auch die Möglichkeit im neuen Stadtmuseum, das gerade beim ehemaligen Wilhelmspalais gebaut wird. Der ein oder andere Bürger wäre sicherlich interessiert, dort darüber informiert zu werden.

Grabungsleiter Thiel wird in zwei Vorträgen noch in diesem Monat über die Funde in Bad Cannstatt und in Neugereut berichten. Inhaltlich wird es um einen Überblick über die seit Frühjahr 2016 laufenden archäologische Untersuchungen und die ersten Ergebnisse der Auswertung auf dem Grundstück des ehemaligen Gemeindehauses an der Altenburger Steige gehen. „Ich zeige die römerzeitlichen Siedlungsreste aus dem 2./3. Jahrhundert, die Gräber aus dem 6. und 7. Jahrhundert, sowie natürlich die überraschenderweise angetroffenen Mauerzüge des großen mittelalterlichen Bauwerks, bei denen es sich unserer Meinung nach um die Fundamente der ‚Altenburg‘ handeln dürfte“, sagt Thiel. Dann wird er zudem auf die zur Burg gehörenden, bislang unbekannte Siedlung eingehen und die dem Heiligen Martin geweihte Kirche, die ja im weiteren Umkreis die erste Pfarrkirche gewesen sein dürfte. Später besaßen bis zur Zerstörung der Wehranlage im Jahr 1287 das Niederaldelsgeschlecht der „Fleiner von Altenburg“ die Burg.

Die Goldmünze ist ein Streufund, das heißt, leider nicht aus einem bestimmten Grab oder ähnlichem zuzuordnen. Sie zeigt Kaiser Iustinian I (527 bis 565), dessen Regierungszeit gut zur Datierung der Gräber passt, so Thiel. Auch wurde eine Runde Zierscheibe gefunden, sie gehört zur Ausstattung der merowingerzeitlichen Frauentracht.

Unter dem Motto „Erste Ergebnisse der Ausgrabungen an der Altenburger Steige in Bad Cannstatt“ gibt es einen Vortrag von Grabungsleiter Andreas Thiel vom Landesamt für Denkmalpflege Esslingen am Freitag, 27. Januar, um 19 Uhr im Ökumenischen Gemeindezentrum, Flamingoweg 22. Eintritt frei, Spende erbeten. Den Vortrag gibt es ein zweites Mal am Sonntag, 29. Januar, um 17 Uhr in der Steigkirche, auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde von Pfarrer Tilman Bauer, unweit des eigentlichen Fundortes und Grabungsorts. Die Grabungen werden noch fortgesetzt.