Neben der täglichen Routine wie gestern in der König-Karl-Straße müssen die Sperrmülltrupps der Abfallwirtschaft Stuttgart noch zusätzliche Touren zu wilden Müllkippen fahren. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Nach vielen Diskussionen im Gemeinderat hat die Stadt Stuttgart vor elf Jahren die Sperrmüllabfuhr umgestellt. Statt zwei fester Termine pro Jahr kommen die Mitarbeiter der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) seitdem nur noch auf Bestellung. Fast 39 000 Haushalte machten im vergangenen Jahr davon gebrauch. Dass die AWS jedoch noch 189 zusätzliche Touren fahren musste, lag an illegalem Sperrmüll und den vielen wilden Müllkippen.

Gestern Vormittag, 11 Uhr: Das Sammelfahrzeug der Abfallwirtschaft fährt über den Daimlerplatz in die König-Karl-Straße ein und hält nach wenigen Metern vor einem großen Berg Sperrmüll. Die drei Mitarbeiter, darunter auch der Fahrer, machen sich unverzüglich daran, Bretter, jede Menge Matratzen sowie vier Paar Ski in die Presse zu schmeißen. Währenddessen durchstöbern zwei Frauen noch den Haufen und stoßen auf einen kleinen Sessel. Ein kurzer Blick auf die Unterseite genügt: Leider völlig zerrissen, der AWS-Mitarbeiter kann ihn entsorgen. So gesittet wie gestern geht es nicht immer zu. Denn längst sind auf Stuttgarts Straßen die professionellen Sperrmüllsammler - vornehmlich aus Osteuropa - wieder unterwegs, die auf der Suche nach Verwertbaren und vor allem Verkaufbaren wieder jede Menge Chaos hinterlassen. Ein Zustand, weshalb die Stadt vor elf Jahren umgestellt hatte.

Doch nicht immer sorgen die „Sperrmüllhyänen“ für Verdruss bei den Anwohnern. „Probleme treten auf, wenn die Bereitstellung des Sperrmülls nicht rechtzeitig erfolgt, er an der falschen Stelle steht, er mengenmäßig zu viel ist oder Sachen enthalten sind, die beim Sperrmüll nicht mitgenommen werden“, sagt AWS-Sprecherin Ulla Allgaier. Vor allem das zu frühe Herausstellen des Sperrmülls könne problematisch werden, wenn dieser durchwühlt oder weiterer, nicht angemeldeter Sperrmüll hinzugestellt werde. „Wir versuchen die Bürger durch Aufklärung zu sensibilisieren und versuchen entstandene Probleme durch direkte Kontaktaufnahme zu beseitigen“, so Ulla Allgaier.

2015 gingen beim Eigenbetrieb insgesamt 38 846 Sperrmüllaufträge ein. Dazu kommen noch 1184 Expresssammlungen. Hier wurde der Sperrmüll kostenpflichtig binnen 48 Stunden abgeholt. Die Höhe der Sammelmenge ist seit Jahren relativ konstant. 2010 waren es insgesamt 19 888 Tonnen, ein Jahr später sogar 20 134. Die beiden vergangenen Jahre waren mit 18 434 (2014) und 18 857 (2015) dagegen schwächer. „Den gesammelten Sperrmüll übergeben wir Verwertern, die die Wertsoffe aussortieren“, so Ulla Allgaier. Der Rest komme in die Müllverbrennungsanlage.

Zur Abholung sind täglich sechs bis sieben Fahrzeuge mit jeweils drei Personen (Fahrer und zwei Lader) unterwegs, wobei das Team seine Route selbst bestimmt. „Zudem sind zur Abholung von Elektroschrott drei weitere Fahrzeuge mit zwei AWS-Mitarbeitern unterwegs“, sagt Ulla Allgaier.

Doch leider müssen die Fahrzeuge immer öfter ausrücken, um illegalen Sperrmüll oder wilden Müll einzusammeln. „Hier wurden 189 zusätzliche Touren im vergangenen Jahr gefahren und 362 Tonnen Müll gesammelt“, so die AWS-Sprecherin. Die Zuständigkeit des Eigenbetriebs hört dagegen auf Wiesen und Feldern auf. Denn dort ist für die Beseitigung von illegalem Müll der Eigentümer zuständig..