Feiert in diesem Jahr den 90. Geburtstag: die Freie Kunstschule Stuttgart in der Bottroper Straße. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

(if) - Die Freie Kunstschule Stuttgart wird in diesem Jahr 90 Jahre alt. Die Einrichtung in der Bottroper Straße im Zuckerfabrik-Areal wird im Jubiläumsjahr noch saniert. „Ich hoffe, dass bis zum 2. Mai das Gerüst vom Gebäude weg ist“, sagt Martin R. Handschuh, Rektor der Freien Kunstschule Stuttgart.

Nach ihrer Gründung durch Adolf Hölzel und August Ludwig Schmitt am 2. Mai 1927 erwarb sich die Freie Kunstschule Stuttgart bis zu ihrer durch die nationalsozialistischen Machthaber erzwungenen Schließung im Jahr 1934 auch überregional einen hervorragenden Ruf, resümiert Handschuh.

Hölzer gilt als Wegbereiter der Abstraktion. Dessen Schüler war August Ludwig Schmitt. Der Freien Kunstschule Stuttgart eigenen Angaben zufolge die älteste nicht staatliche Akademie für Kunst und Design in Deutschland. Im Laufe der Zeit sind aus ihr bedeutende Künstlerpersönlichkeiten wie Ben Willikens, Jan-Peter Tripp, Petr Hrbek oder Peter Lenk hervorgegangen.

Die Gründer wollten einen zeitgemäßen Gegenentwurf künstlerischer Ausbildung nach der Lehre Hölzels etablieren, so der Rektor. Hölzel habe sich als Professor und Direktor mit seinen fortschrittlichen kunstpädagogischen Vorstellungen an der Stuttgarter Kunstakademie nicht durchsetzen können und habe sich deshalb im Jahr 1919 von seinem Lehrstuhl zurückgezogen.

Die Grundlagen Hölzels und Schmitts geben uns heute die Möglichkeit, aus dieser großen Tradition zu schöpfen und diese für unsere heutige Zeit zu interpretieren, sagt Handschuh. Um sich nicht den Kunstdoktrin des Dritten Reiches beugen zu müssen, wurde der Lehrbetrieb im Jahre 1934 eingestellt, um bereits 1946 von einer Gruppe verfemter Künstler um Fritz Dähn, Hans Fähnle, Anton Kaper, Heinrich Kübler und Helmut Muehle wieder etabliert zu werden.

Gelehrt wird derzeit mit 17 Dozenten. Außerdem wird die Freie Kunstschule im Moment noch kräftig umgebaut. Derzeit wird außerdem der zweite Bauabschnitt geplant. „Wegen des Brandschutzes musste umgeplant werden“, erklärt Handschuh. So muss ans Dachatelier eine Treppe installiert werden. „Die Sanierungsmaßnahmen kommen gut voran“, führt der Rektor weiter aus. So sei das Dach vom Haupthaus erneuert worden und derzeit sei der Seitentrakt an der Reihe.

Zuletzt gab es Querelen durch Kritik eines Fördermitglieds an der Freien Kunstschule im vergangenen Jahr wegen der Rektorenstelle, der Ehrenamtlichkeit und den Befugnissen. Nun soll mit Blick auf Investitionen und ausgaben der Freien Kunstschule ein Beirat mit Vertretern des Gemeinderats zur Seite gestellt werden für eine bessere inhaltliche Planung.

Handschuh wünscht sich mit blick auf die 90-Jahr-Feier, „dass wir einen Beitrag leisten können, um Adolf Hölzel und die bis heute aktuellen Grundsätze seiner künstlerischen Lehre wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.“ Die Freie Kunstschule sei die einzige Akademie, die das Erbe Hölzels an künftige Generationen weitergebe.

Am 2. Mai wird das Jubiläum „90 Jahre Gründung der Freien Kunstschule“ im Kursaal gefeiert. Den Aufakt macht dabei eine Ausstellung mit vier Diplomanden, die ab dem Donnerstag, 16. Februar, in der Freien Kunstschule, Bottroper Straße 42-44, ab 17 Uhr zu sehen ist.