Mit der Erhöhung der Friedhofsgebühren wird die Erdbestattung in Stuttgart um knapp 17 Prozent teurer und kostet dann 1189 Euro.Archiv Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Laut Gemeinderatsbeschluss werden ab 1. Mai die Gebühren auf den 42 Friedhöfen der Landeshauptstadt erhöht. Der Grund: Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt (GFF) verzeichnete 2015 einen Rückgang der Einnahmen um 1,3 Millionen Euro und damit eine Kostendeckung von nur noch 70 Prozent. 9.5 Trump Mediaeval

Von Erdem Gökalp

Wer einen Angehörigen beerdigen lassen will, der muss ab dem 1. Mai tiefer in die Tasche greifen. Erdbestattungen werden um knapp 17 Prozent, Urnenbeisetzungen sogar um rund 40 Prozent teurer. Die Stadt will ihre jährlichen Einnahmen so um gut 1,2 Millionen Euro steigern, denn das Friedhofswesen in der Landeshauptstadt ist ein Zuschussbetrieb. Die Kostendeckung liegt bei gerade einmal 70 Prozent. Ziel ist, diese bis Ende 2017 auf 73 Prozent anzuheben. Speziell bei den Urnenbeisetzungen möchte die Stadt von 66 Prozent auf etwa 79 Prozent kommen, bei den teureren Erdbestattungen von 94 möglichst auf 100 Prozent. Unverändert bleibt dagegen die Gebühr für Feierhallen. Laut Garten-, Friedhofs- und Forstamt ist hier die Gefahr zu groß, dass eine Nutzung abnimmt, da die Stadt bei den Feierräumen, für die 298 Euro bezahlt werden müssen, mit privaten Bestattungsunternehmen konkurriert.

Die Verteuerung bei Erdbestattungen richtet sich nach der Größe des Grabes. Bei einer Länge von 1,80 Meter sind jetzt 179 Euro mehr und damit 1189 Euro fällig. Ein 2,40 Meter langes Grab kostet künftig 1308 Euro (plus 198 Euro). Bei den günstigeren Urnenbeisetzungen, die in den vergangenen Jahren bevorzugt wurden, fällt die Preiserhöhung noch höher aus. Sie kosten nach einer Feuerbestattungsfeier mit Sarg jetzt 390 Euro - 115 Euro mehr als bisher. Auch für Wahlgräber steigen in einigen Fällen die Gebühren von 1960 auf 2040 Euro. Um bis zu 32 Euro teurer wird zudem das Abräumen von Grabstätten.

Was das Bestattungswesen angeht, so ist Stuttgart ein teures Pflaster, zumindest was den Vergleich mit anderen Großstädten angeht. Das hatte eine Berechnung des Internet-Informationsportals bestattungen.de vor zwei Jahren ergeben. In Stuttgart kostete damals eine komplette Erdbestattung (Nutzungsrecht samt Gebühren) 3062 Euro. Laut den Experten muss in Hannover (2647 Euro), Frankfurt (2422) und München (2383) weitaus weniger dafür bezahlt werden. Extrem günstig waren vor zwei Jahren Städte wie Hamburg (1935 Euro) oder Nürnberg (1770). In der Bundeshauptstadt Berlin ermittelte bestattungen.de mit 857 Euro fast schon einen „Schnäppchenpreis“.

Für die hohen Friedhofsgebühren gibt es laut Stadtverwaltung vor allem zwei Gründe. Der erste liegt in der Topografie. So gibt es Friedhöfe wie etwa in Kaltental, die aufgrund ihrer Hanglage schwer und nur von Hand zu bearbeiten sind.

Was jedoch schwerer wiegt: Fast jeder „Flegga“ in den 23 Stadtbezirken hat seinen eigenen Friedhof. „Wir müssen insgesamt 42 Friedhöfe betreuen“, sagt GFF-Chef Volker Schirner. Die damit verbundenen Kosten - allein schon die personellen - seien enorm. Viele andere Großstädte haben einige wenige Zentralfriedhöfe, weshalb sich deren Betreuung leichter organisieren lässt und man auch weitaus weniger Personal benötigt. Zudem gebe es in Stuttgart nur drei Betriebsstellen für die Betreuung der 42 Friedhöfe: „Teilweise müssen die Mitarbeiter quer durch die Stadt fahren“, so Schirner. Und das koste nun einmal Zeit und Geld.